Und weiterführend (man kann sicher in viele Richtungen denken, aber das geht mir grad spontan durch den Kopf) da Models zwangsläufig auf den Fotografen reagieren, zeigt deren Gesamtausdruck dann unter anderem auch, wie der Fotograf drauf war. Das Model als Spiegel des Fotografen. Vielleicht macht das dann ja etwas von der "Seele" eines Bildes aus... ? Oder ist das am Ende zu weit hergeholt?
Ich glaube, das ist zu weit hergeholt. Eigentlich will ich gar nicht so viel Einfluß auf die Menschen nehmen, die ich fotografiere. Klar sollen sie sich in der Umgebung, die ich für sie gewählt habe, wohlfühlen, und sie müssen mir auch vertrauen, aber da ich keine Models fotografiere, sondern echte Menschen, deren Individualität ich einfangen möchte, wäre das, was Du schreibst kontraproduktiv. Die Seele ist meine Interpretation von dem, was da ist, sie ist in meinen "Worten/Bildern", was ich sehe und fühle.
Ich habe mir deine Bilder auch angeschaut und lange darüber nachgedacht. Ich kann damit aber nichts anfangen. Für mich wirken sie zu gestellt, die Position extra zu überdreht, etc. Ich weiß, dass du gut bist, aber die Aufnahmen, die du hierf gezeigt hast, finde ich schlecht.
Ich habe auch nachgedacht, warum hier häufiger angemerkt wurde, dass die Bilder so gestellt wirken. Das höre ich sonst eigentlich nicht, auch damals hat das niemand kritisiert.
Gut, wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass meine Bilder keinen dokumentarischen Anspruch haben und sowieso irgendwie gestellt sind, weil ich die Menschen ja an eine Location bringe, an der sie weder leben, noch arbeiten... Ich nehme aber an, dass es nicht um diesen grundsätzlichen Aspekt geht, sondern um etwas, was die Bilder gestellter wirken lässt, als andere Bilder, die ich mache.
Da ich Udo und Simone auch nicht mehr inszeniert habe, als all die anderen Menschen, die ich fotografiere und fotografiert habe, nehme ich an, dass es mit dem ungewöhnlichen Blickwinkel und der Weitwinkeloptik zusammenhängt. Ich glaube, das ist keine Perspektive, die man zu sehen gewohnt ist. Dadurch, dass ich auch noch so nah an die beiden herangegangen bin, wirkt das Ganze natürlich sehr unnatürlich, weil man Menschen mit bloßem Auge so gar nicht sehen kann.
Kann es sein, dass es das ist, was Ihr meint?
Ich finde es faszinierend, wie sehr diese Bilder die Meinungen polarisieren. Also muss irgendwas an ihnen dran sein...
Vielleicht ist die Wahrnehmung auch deshalb so verschieden, weil die einen sie bewusst als Bilder einer 21-jährigen sehen und unter dem Gesichtswinkel, was sich daraus einmal entwickeln kann. Andere vergleichen die Bilder mit denen von heute, dann bröckelt vielleicht der Glanz in der Tat.
Die eine Sichtweise ist so ehrlich und so richtig wie die andere. Das gilt es einmal festzuhalten. Am meisten imponieren mir aber Feststellungen wie: "Ich habe lange darüber nachgedacht..."
Wenn das kein Kriterium für Wirksamkeit ist, weiß ich nicht... Und ich lese gerne Sätze, die manchmal etwas widerstrebend klingen - zeugen sie doch davon, dass Meinungen nicht unverrückbar fest stehen, dass man sich bewegt, auf etwas einläßt, auch wenn es nicht unbedingt der eigene Geschmack ist.
Das ist doch das Spannende an einem Galeriegespräch - jede und jeder kann etwas daraus für sich mitnehmen. Nur wer so gar keinen Zugang finden kann, der tut mir - ehrlich gesagt - etwas leid.
Dagegen wird manche oder mancher, die jetzt noch zu verwirrt sind, um hier mitzuposten, vielleicht dennoch über die Bilder nachdenken und früher oder später die eigene Hemmung überwinden - und eine Meinung zur Diskussion stellen.
Denn wichtiger als die Einzelmeinung ist die Diskussion als solche - sie bringt unser Denken in Bewegung...
LG Steffen
Ich persönlich finde diese Galeriegespräche auch sehr interessant. Ich stelle meine Bilder hier ja nicht ein, weil ich hören will, dass meine Schwärzen zu tief sind, und mehr Zeichnung benötigen. Ich will keine technischen Verbesserungsvorschläge haben, weil das Bild, das ich einstelle schon fertig ist. Aber ich möchte wissen, wie die Bilder auf andere wirken, weil ich daraus meine Schlüsse ziehen kann. Über Bilder sprechen ist ein ganz wichtiger Aspekt in meiner Entwicklung gewesen. Sei es mit meinen ebenfalls fotografierenden Freunden oder mit Kommilitonen während des Studiums. Keiner sprach dabei über technische Mängel, da ging es nur um Aussage und Wirkung. Man lernt daraus sehr viel, nicht nur wenn man über die eigenen Bilder spricht, sondern auch, wenn man über die Bilder der anderen spricht.