AW: Ende des Fourth Third Standard?
Marken-Bashing ist EVIL.
Bruder.
Den Einwand, dass FT das erste und einzige durchdachte Digitalformat ist, inkl. seiner eben nicht zufällig gewählten Grösse, halte ich für bedeutend. Das sogenannte KB-Vollformat kann das nämlich nicht von sich behaupten.
Oskar Barnack, 1911 Leiter der Entwicklungsabteilung der Optischen Werke Ernst Leitz in Wetzlar -- den Namen "Leica" als Kurzform von "Leitz'sche Kamera" gab es noch nicht -- brauchte für Belichtungsproben für Kinofilmaufnahmen ein handliches Hilfsgerät mit feststehender Belichtungszeit von 1/40 Sekunde. Dabei zeigte sich, daß der damals schon relativ feinkkörnige 35 mm breite (und perforierte) Kinofilm recht brauchbare Postkarten-Vergrößerungen ergab. Das war gut weil dieser Film günstig zu bekommen war. Postkarten boten einen guten Kompromiss für das Auflösevermögen des menschlichen Auge. So kam der seit Kindheit asthmakranke Barnack wieder darauf, seine Lieblingsidee einer Kamera im Taschenformat aufleben zu lassen.
Barnack war ein Praktiker der einfach bei seinen Mechanikern sass. Reißbrett und Zeichnungen gab es sowenig wie eine "wissenschaftliche" bzw. modelbasierte Begründung von 24x36. Das Format schien stimmig, erlaubte damals brauchbare Ausbelichtungen und liess sich von einem Feinmechaniker wie Barnack einer war in einem kleinen Räumchen realisieren. Ein Zeitzeuge: "Auf seinem Schreibtisch häuften sich Messingteile, Werkzeuge und Schräubchen... Theorie war ihm nichts, probieren alles... und alles spielte sich auf der Quadratmeter-Fläche seines Schreibtisches ab."
Quelle (nicht wörtlich entnommen): "100 Jahre Oskar Barnack. Erfinder der Leica - Vater der Kleinbildfotografie". Die Entwicklung des LEICA-Systems seit 1914. ERNST LEITZ WETZLAR GMBH, 1979.
Die Ur-Leica war als erste Taschenkamera bereits spiegellos. Bis heute ist die Klasse der Sucherkameras nicht mit Spiegelreflexen vergleichbar. Ich denke die neuen, sogenannten "spiegellosen Systemkameras" sind also nicht neu. Neu ist wie so oft einzig ihre fortschreitende Voll-Digitalisierung, die uns möglicherweise bald Videobrillen als Sucherersatz präsentieren wird. Damit wird sich aber einer, der schon durch den Sucher einer E-3 (E-5) geschaut hat nicht zufrieden geben können. SLR und Sucherkameras sind einfach verschiedene Arten zu fotografieren.
Das KB-Format konnte auch beliebig gewählt werden, da es für das Filmkorn irrelevant ist ob der Lichtstrahl es von oben oder der Seite trifft. C/N scheinen dann Jahrzehnte später die Bedeutung der Digitaltechnik unterschätzt zu haben; aus heutiger Sicht hätten sie vermutlich auch ein telezentrisches Format entwickelt. Formate-Wirrwar gab es aber schon immer. Ich empfehle den Besuch des Foto-Museum im Hessenpark, Neu-Anspach, ca. 20 Minuten von Frankfurt/Main.
Ansonsten deutet nichts auf des Ende von FT hin. Andererseits halte ich es für sinnlos FT ohne ein SLR-Gehäuse als "weiter geführt" zu betrachten. Bereits ein 40-150 ist mir an der E-PL1 zu gross, einmal zu schweigen von den Top-Pros. FT wäre ohne eine SLR vermutlich am Ende - auch wenn Olympus es als Zweitsystem für die Handtasche weiter vermarkten sollte.
P.S.: Da es seit Jahren immer wieder solche Threads gibt, und angesichts der haarsträubenden Modellpolitik bei den Gehäusen in der Vergangenheit, würde ich das Olympus-Marketing einfach mal komplett auswechseln. Die Japaner sind doch sonst nicht zimperlich. Das ist aber nur die Privatmeinung von einem der eigentlich nichts von Marketing versteht.