AW: live view: Fazit nach 1 Jahr mit E-330 gesucht
Viele Diskussionen, Fragen, Tests... usw. laufen in letzter Zeit gelegentlich aus dem Ruder (thematisch gesehen). Ich will mich hier nicht beklagen - sondern will das als dezenten Hinweis verstanden haben.
Hast auch recht. Deswegen schreibe ich jetzt mal was zum Topic, auch wenn ich explizit nicht Deine bevorzugte Benutzergruppe bin.
Vorweg: vor der E-330 hatte ich eine Olympus C-4000, die ich ungefähr 2 1/2 Jahre intensiv genutzt habe. Also kam ich aus der Kompaktecke.
Ursprünglich wollte ich mir im Herbst 2005 schon die E-500 gönnen, allerdings war ich da eh nicht so flüssig und habe die Anschaffung erst einmal verschoben (auf Januar 2006). Dann kamen Ende Dezember die ersten Gerüchte für eine neue Olympus-Kamera raus, die Ende Januar 2006 vorgestellt würde. Die Vorab-Anzeigen von Olympus deuteten schon darauf hin, dass hier irgend was mit LiveView oder ähnlichem kommen könnte. Also dachte ich mir, wartest Du mal ...
Nach dem Launch im März habe ich dann ständig den Markt beobachtet, und konnte dann Ende April einen zuverlässigen Online-Shop finden, der die E-330 kurzzeitig (2-3 Tage) "lieferbar" führte. Ich habe
sofort zugeschlagen und besitze sie also seit Ende April 2006.
Die Vorgeschichte ist wichtig, damit Du siehst: LiveView war für mich schon auschlaggebend, nicht die E-500 zu nehmen. Aber das wird bei den meisten E-330-Nutzern der Fall sein. Bei meiner Kompakten, mit der ich übrigens oft auch nur mit Hilfe des optischen Suchers fotografiert habe, hatte ich mich schon öfters am Fehlen eines Klappdisplays gestört. Dass die E-330 das hat, war für mich ebenfalls faszinierend.
Mein Fazit nach einem Jahr: entgegen vieler Testberichte und Kritikern finde ich keineswegs, dass Olympus den LiveView der E-330 nur halbherzig implementiert hat. Für viele so fehlende Dinge wie Live-Histogramm und Belichtungsvorschau fehlen mir überhaupt nicht. Ich fotografiere digital. Wenn ein Bild zu dunkel wird, mache ich es mit Belichtungskorrektur oder AEL-Taste noch einmal. Bei Sportaufnahmen würde ich in diesem Fall den AE-Bracketingmodus nehmen (habe ich aber bisher nur getestet, nie wirklich gebraucht).
Die meisten Aufnahmen mit der E-330 mache ich zugegegebenermaßen mit dem optischen Sucher, denn ich bin zufrieden damit. Ca. 20-30% meiner Aufnahmen mache ich mit LiveView - über den ich dann aber wirklich glücklich bin! Kamera auf den Boden legen und nach oben fotografieren (z.B. in New York auf der Brooklyn-Brücke) - genial! Überkopfaufnahmen (wer hatte noch nie einen Zaun im Weg? Ich hebe die E-330 einfach drüber

), Stativaufnahmen, oder (ganz wichtig) Langzeitbelichtungen (jaa!) werden durch LiveView zum Kinderspiel.
Du wunderst Dich, warum ich ausgerechnet Langzeitbelichtungen anführe?
Ein Beispiel: in New York stand ich bei Dunkelheit auf dem Dach des Rockefeller-Centers und wollte New York bei Nacht fotografieren. Leider habe ich kein Reisestativ, sondern nur ein normales Stativ, und das wollte ich nicht mit mir rumschleppen. Lösung: die Aussichtsplattform hat praktischerweise überall Ecksteine, wo man die Kamera bequem aufsetzen kann. Damit diese aber nicht auf dem Bild auftauchen, muss man die Kamera an den Rand schieben (natürlich mit Gurt um den Hals, sonst landet sie zig Stockwerke weiter unten

). Wenn man nun LiveView anschaltet und den Gurt spannt, hat man drei Fixpunkte: Eckpfeiler, Gurtöse links, Gurtöse rechts. Sehr stabil! Ohne LiveView könntest Du leider nicht mehr durchgucken (da andernfalls der Gurt nicht mehr gespannt wäre), mit LiveView kannst Du ganz locker und Easy Deinen Ausschnitt wählen (wäre sogar Modus B gegangen, ich nehme aber für so Sachen meistens den A Modus). Und was soll ich sagen: ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis!
Modus B nehme ich meistens für Stativaufnahmen, vor allem für Makros. Da macht der richtig Spaß, da man durch die Vergößerungsfunktion den Schärfebereich wirklich exakt festlegen kann (mit dem optischen Sucher wäre das lange nicht so einfach, da würde mir auch ein größerer, hellerer Sucher kaum helfen). Eine Belichtungsvorschau geht ja zwar nicht, aber die Abblendfunktion (Schärfentiefevorschau), und die ist viel wichtiger meines Erachtens! Da lässt sich viel experimentieren, und ich finde, dass ich da auch schon sehr schöne Resultate erzielen konnte.
Zu guter letzt: das Klappdisplay. Klar, das Schwenken fehlt manchmal ein wenig, aber ansonsten eine echt gute Konstruktion. Ganz easy sind damit auch Aufnahmen von Kirchendecken. 90°-Stellung (3x klappen), und schon kann man die ganz entspannt aufnehmen. Überkopfaufnahmen sind noch einfacher: 1x klappen (45°), und schon geht das ganz stressfrei.
Nervig ist nur, dass man bei Stativköpfen mit großer Stativplatte das Display vor dem Festschrauben der Kamera ausklappen muss (falls man es ausklappen möchte), danach geht das nicht mehr.
Einen Haken des LiveView muss man noch ansprechen: der Batterieverbauch steigt schon merklich. Zwei Akkus sollte man schon dabeihaben (ich habe drei, das reicht dicke).
Mein Fazit: LiveView macht einem in vielen Situationen das Leben deutlich leichter, manche Bilder würde man ohne nicht machen oder würden eher auf dem Prinzip Zufall basieren. Eine DSLR ohne LiveView kommt mir wohl nicht mehr ins Haus.
Lawman