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Was bedeutet "Geschichte erzählen"?

Es gibt nur "Geschichten nacherzählen" -- Situationen, die der Betrachter aus eigenem Erleben kennt ...
Geschichten erzählt sich also jeder Betrachter selbst, ...
Wobei wir das nächste Dilemma unseres Denkmuskels angesprochen hätten: Der kann sich nämlich a.) nichts vorstellen, was er nicht schon gesehen hätte. ...

Bilder, die Geschichten erzählen, wärmen beim Betrachter Erinnerungen auf.


Aber zu kurz gegriffen. Es kann auch Neues im Bild sein (und in den Kopf kommen), es müssen nicht nur 'Erinnerungen aufgewärmt' werden. Eine der klassischen Funktionen von Bildern ist ja, etwas zu 'zeigen' - das muss man sich dann nicht mehr 'vorstellen' :-) Davon lebt(e) ein ganzes Genre: die Reportagefotografie; ferne Länder Menschen Sitten Räume näher bringen.

Dass nur ein Bruchteil der Bilder tatsächlich Geschichten erzählen kann (und dass man das 'Erzählen' überhaupt recht weit fassen muss), liegt auf der Hand, das Multiversum der Bilder ist riesengroß.

C.
 
Also ich verstehe das so, dass ein Bild bei einem Betrachter innerhalb kurzer Zeit (Minuten oder Sekunden) Emotionen auslösen soll…
Eine Emotion ist keine Geschichte, nicht einmal im Ansatz. Es ist ja ein Staub Tonerde auch kein Wolkenkratzer, obwohl man sehr viel Tonerde verarbeiten muss, um die Ziegel für das Gebäude herzustellen.

Natürlich ist "die Geschichte" bei jedem Betrachter etwas anders.
Womit es sich eben genau um keine "Geschichte" mehr handelt, sondern um Eigenreflexionen der Betrachter. Das ist ja nichts Schlimmes, sondern durchaus anerkannte Funktion der Fotografie. Man sollte allerdings nicht mehr aus etwas machen versuchen, als drinnen steckt. Ein Bild ist ein wunderbares Mittel zur Illustration, ob mit der Hand gepinselt oder maschinell festgehalten, ist dabei gestalterisch-technische Entscheidung. Aber kein Maler eines Monsterschinkens hat bislang behauptet, sein Werk -- bei dessen Erstellung er viel mehr Freiheit hat als ein technisch gebundener Fotograf -- würde eine Geschichte erzählen.

Also: Bilder machen, nicht Geschichten erzählen. Die Welt braucht gute Bilder gleich dringend wie gute Geschichten.
 
Ich lese eure Diskussion und Austausch mit, aber manchmal komme ich nicht mit. Leider. Würdet ihr im Umkehrschluss sagen, das Bilder die keine zeitliche Abfolge im Kopf des Betrachters auslöst, denn schlechte Bilder sind? Ich frage deshalb, weil manche behaupten Bilder können nur gut sein, wenn sie eine Geschichte erzählen, transportieren. Von mir aus ersetzt das Wort "Geschichte" mit einem x-beliebigem anderen Wort; es ist ja nun denke ich bekannt worum es hier jetzt geht.

Was ist beispielsweise mit Blumen-Bildern? Ich habe schon Blümchen fotografiert, bei denen Leute gestaunt haben. Für gute Fotografen mögen diese nichts besonderes sein, aber sie beeindruckten doch einige. Sind es jetzt schlechte Bilder, weil dahinter nichts steckt?
 
...Ich habe schon Blümchen fotografiert, bei denen Leute gestaunt haben....

Glückwunsch! Was willst du mehr? Offensichtlich hast du den Leuten was erzählt, gezeigt, vollkommen egal, wie man das nennt, was ihnen gefallen hat. Das war's, mehr geht nicht.

Bleibt noch die Frage, warum sie ihnen gefallen haben. Worst Case: Sie fanden die Bilder doof und wollten dir nur schmeicheln.
 
Der vorliegende Thread ist immerhin ein schöner empirischer Beweis dafür, dass Bilder keine Geschichten erzählen können, insofern hier fleißig Geschichten mit Worten erzählt werden. Es ist allerdings methodologisch unmöglich zu beweisen, dass es etwas nicht gibt...

Nee nich...

Das Problem bei der Diskussion zu diesem Thema ist, dass die Diskutanten nicht zur Gänze im klaren sind, was mit dem Satz: "Das Bild erzählt eine Geschichte" eigentlich postuliert wird.

Ja, die Meinung dazu hängt stark davon ab, was mit 'Geschichte erzählen' gemeint ist.

Neben den von f:11 angeführten Argumenten halte ich das Argument, dass eine erzählte Geschichte eine Erzählstruktur benötigt, die einem zeitlichem Ablauf folgt, für eines der stärksten.

Halt, halt. Eine fotografische Geschichte braucht keine Handlung, keinen zeitlichen Ablauf, keine Erzählstruktur. Wer sagt denn sowas?
Es gibt ja sogar Romane oder Kinofilme, die keine 'Handlung' in diesem Sinn haben und wo die zeitlich allein durch das Lesen/Anschauen vorgegebene Struktur im Roman/Film alsbald absichtlich gebrochen wird (zB durch die allseits beliebten 'Rückblenden', haha).

Ein Bild eines Schaufensters eines amerikanischen Schnapsladens kann mir (recht struktur- und handlungslos) folgende Geschichte erzählen:

- huch, die Amis haben Jägermeister, sogar in Massen, das scheinen die zu mögen
- die Fake-Deutsch-Biernamen sind lustig. So wie 'German Pretzel' mit Salz, Chili und Honig
- aha, in den USA braucht man anscheinend eine Lizenz, um Alk zu verkaufen, ja, kenn ich aus England
- was meint das Schild 'Check Cashing' wohl, hmm, ist praktisch, wenn man kein Konto hat
- usw. usw. Preise, Steuern, Schilder, Öffnungszeiten usw. usw.
- es gibt sogar eine Metaebene: wo spiegelt sich der Fotograf :-), wie wurde das Bild fotografiert, ggf.: was macht der Fotograf in der Gegend, zu der Zeit...

Ich finde daher, dass ein Bild durchaus eine 'Geschichte erzählen' kann, aber nicht muss - und dass dies nicht für jedes Bild gilt.

C.
 
Ich lese eure Diskussion und Austausch mit, aber manchmal komme ich nicht mit. Leider. Würdet ihr im Umkehrschluss sagen, das Bilder die keine zeitliche Abfolge im Kopf des Betrachters auslöst, denn schlechte Bilder sind? Ich frage deshalb, weil manche behaupten Bilder können nur gut sein, wenn sie eine Geschichte erzählen, transportieren. Von mir aus ersetzt das Wort "Geschichte" mit einem x-beliebigem anderen Wort; es ist ja nun denke ich bekannt worum es hier jetzt geht.

Was ist beispielsweise mit Blumen-Bildern? Ich habe schon Blümchen fotografiert, bei denen Leute gestaunt haben. Für gute Fotografen mögen diese nichts besonderes sein, aber sie beeindruckten doch einige. Sind es jetzt schlechte Bilder, weil dahinter nichts steckt?

Nö.

Ich bin der Ansicht, dass nicht mal jedes Bild überhaupt zum sich was überlegen anregen muss. Es reicht doch durchaus, wenn man sich das Bild ansieht und sagt, oh, schaut gut aus. Dann hat man ein Bild gesehen, das einem gefallen hat, was hoffentlich auch mindestens einen Moment lang ein positives Gefühl hervorruft. Das kann doch nicht schlecht sein?

"Schlecht" im objektiven Sinne ist vermtulich nahezu nicht fassbar. Eine verwackelte Aufnahme eines Hundehaufens auf der Strasse, weil man die Kamera im falschen Moment bewegt / ausgelöst hat? Ja, das ist vermutlich schlecht. Aber sonst? "Gut" und "schlecht" - mit Bezug auf den Bildinhalt (bewusst nicht "Bildaussage", das geht m.E. schon wieder weiter) - halte ich für enorm subjektiv.
 
Es ist ja schon umfangreich erklärt worden. Am besten trifft es für mich diese Aussage.
Es geht darum, dass man Elemente im Bild hervorhebt und so darstellt, das man diese verbinden kann und eine Geschichte ergeben können. Ob das genau die Geschichte ist die man selber ungefähr im Kopf hatte als man abgedrückt hat ist vollkommen egal. Viele Bilder haben eben nicht mal diese Ansatzpunkte, die eine Geschichte ergeben können, weil das Bild z.B. viel zu chaotisch ist, zu viele Elemente beinhaltet die gar nicht miteinander in Verbindung stehen etc.

Als Fotograf möchte ich eine Geschichte erzählen - nicht zwingend meine - und die Fantasie des Betrachters anregen.

Genau das macht doch die Fotografie aus, dass das Bild, welches vor mir liegt mir als Inspiration für eine Geschichte dient, die im Bild erzählt werden könnte. Ich möchte ja nicht einfach nur eine oberflächliche Abbildung der Realität sehen, dafür braucht es keine Fotografen und auch die Fotografie nicht, sondern ich möchte im Bild eintauchen, den Zeitgeist erleben und das geht eben am besten wenn ich eine Geschichte wiederfinden kann.

Alles andere ist nur reine Reproduktion, aber am Wesen der Fotografie weit vorbei.

Wie schon gesagt man sollte sich nicht am Wort "Geschichte" aufhängen. Ich nenne es mal Bildidee oder Bildaussage die den unbeteiligten Betrachter, unterstützt durch eine klare Gestaltung, hilft sich in die Situation des Fotografen zu versetzen und seine Gedanken zu leiten.
Besonders hilfreich dabei ist Reduktion, also die Beschränkung auf das Wesentliche. Im Gegensatz dazu finde ich hier häufig Bilder bei denen der Fotograf entweder gar nicht auf störende Elemente geachtet hat bzw. er versucht hat möglichst viele Motive in einem Bild zu vereinen. All das strebt dem, "eine Geschichte zu erzählen", entgegen. Ich sage es immer so, ein Bild ist erst dann gut wenn du nichts mehr weglassen kannst.

Gruß Roland
 
Halt, halt. Eine fotografische Geschichte braucht keine Handlung, keinen zeitlichen Ablauf, keine Erzählstruktur.

ähnlich übrigens wie auch bei vielen Gedichten nicht, die ja auch was erzählen - ohne stringenten Erzählstrang.

Das ist ein gutes Argument und spontan fällt mir hier Herrn Balls "Gadji beri bimba" ein. Aber selbst diese Lautmalerei, die völlig auf jede Form einer Wortdeutung verzichtet, benötigt, wie etwa die Musik, eine zeitliche Abfolge, um erfahrbar zu sein.

Es braucht keinen stringenten Erzählstrang, um eine Geschichte in Worten oder Bildern zu erzählen. Das wissen wir spätestens seit Sergei Eisenstein, der als einer der ersten Regisseure von einer linearen Erzählweise in Echtzeit abgewichen ist. Und dennoch braucht es eine zeitliche Abfolge.

Das kann eine einzelne Fotografie nicht leisten.

Wie schon gesagt man sollte sich nicht am Wort "Geschichte" aufhängen.

Ich finde schon, dass man sich daran aufhängen kann und muss, gerade weil der Satz "das Bild erzählt eine Geschichte" ja unreflektiert genau so gemeint ist, dass ein Bild wie ein Text oder ein Film oder sequentielle Kunst (z.B. ein Comic) eine Geschichte erzählt.

Wie gesagt: Ich persönlich empfinde es keineswegs als Nachteil des Mediums Fotografie...

Eine Bildidee ist aus meiner Sicht nun wieder etwas ganz anderes...

Greets
/bd/
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber zu kurz gegriffen. Es kann auch Neues im Bild sein (und in den Kopf kommen), es müssen nicht nur 'Erinnerungen aufgewärmt' werden. Eine der klassischen Funktionen von Bildern ist ja, etwas zu 'zeigen' - das muss man sich dann nicht mehr 'vorstellen' :-) Davon lebt(e) ein ganzes Genre: die Reportagefotografie; ferne Länder Menschen Sitten Räume näher bringen.

Nein, nicht zu kurz gegriffen.

Das Neue wird immer auch mit dem Erfahrungsschatz / der Prägung durch vergangene Erlebnisse und Erfahrungen gesehen und bewertet.
 
Würdet ihr im Umkehrschluss sagen, das Bilder die keine zeitliche Abfolge im Kopf des Betrachters auslöst, denn schlechte Bilder sind?

Die Frage ist falsch formuliert.

Ist ein Auto ein schlechtes Fahrzeug, nur weil es keine Milch gibt?
Ist ein Pinsel ein schlechtes Werkzeug, weil es keine Musik spielt?
Ist ein Buch ein schlechtes Medium, nur weil es keinen Ton hat?

Medien haben sowas wie ein Alleinstellungsmerkmal und ein Bild kann halt keine Geschichte erzählen, weil der Zeitfaktor sozusagen auf 1 eingefroren wurde. Spielen wir mal Langzeitbelichtung: Fotograf löst aus, zehn Minuten wird belichtet, danach ist das Bild fertig. Was am Anfang der Auslösung noch Zukunft war, ist am Ende der Belichtung bereits Vergangenheit. Die Zehn Minuten wurden für die Betrachtung auf 1/10 Sekunde (so lange dauert angeblich ein Augenblick) kondensiert.

Das kann kein anderes Medium. Ein Autor müsste zehn Leseminuten lang den Laut "aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa …" schreiben, um etwas Ähnliches zu bewerkstelligen. Ein Musiker den Ton zehn Minuten halten, etc.

Also würde ich an deiner Stelle drauf verzichten, das Unmögliche zu versuchen und eine Geschichte (ausschließlich) mit einem Bild erzählen wollen. Konzentriere dich lieber darauf, den Moment "ikonisch" oder "prototypisch" festzuhalten, denn damit schaffst du für die Betrachter die Möglichkeit im Erlernten die Ähnlichkeiten zu finden und mit dem Bild überhaupt zurecht zu kommen.

Wenn dann im Kopf eines Betrachters eine Geschichte zu laufen beginnt, dann überlass' das dem -- genauso wie es nicht deine Schuld ist, wenn da halt nix zu laufen beginnt.

Das ist ja die Aussage aus dem Satz
Wahr ist nicht, was A sagen wollte, sondern was B versteht.

Wenn auf der anderen Seite nix ankommt, musst du als A entweder deine Signale modifizieren oder dir schulterzuckend ein anderes Publikum suchen.

Das Medium auf etwas trimmen zu wollen, das es nicht leisten kann, ist der vergeblichste Weg zum Ziel "gelungene Kommunikation". So wie man im Radio keine Bilder ausstrahlt und im Fernsehen keine (na ja) Hörspiele, so macht es wenig Sinn im Konzertsaal (ausschließlich) Dias zu projizieren.
 
Eine der klassischen Funktionen von Bildern ist ja, etwas zu 'zeigen' - das muss man sich dann nicht mehr 'vorstellen' :-)

Wie du richtig sagst: zeigen. Aber keine Geschichte abbilden. Die Geschichte kommt dann aus der Erinnerung. Beispiel fremde Völker: Die Differenz zur eigenen Erinnerung wird erst zur Erkenntnis der Fremdartigkeit. Die Fremdartigkeit aber ist nichts Neues, die hat man bereits akzeptiert, sonst würde man nämlich sagen: das Foto zeigt etwas, das es nicht gibt, denn "ich habe noch nie ein menschlich erscheinendes Wesen gesehen, das anders aussieht als die Leute hier in unserem Tal" *)

Ja, da kommt etwas "Neues" -- aber nur eine Variante der menschlichen Existenz, die aber nur dann akzeptierbar wird, wenn man den Begriff der Fremdartigkeit als solchen bereits erlernt hat. Und Fremdartigkeit alleine ist auch keine Geschichte -- nur weil man ein Foto eines Pygmäen sieht, kann man nicht auf dessen Kultur, Lebenserwartung, Gewohnheiten, persönliches Schicksal oder auch nur darauf schließen, was er in den letzten fünf Minuten gemacht hat. Sogar, wenn der Pygmäe bluttriefend mit einem Messer abgelichtet wurde, weiß man nicht ohne weiteres, ob er ein Schaf, ein Schwein, einen Missionar oder die Ehefrau behandelt hat. Und wie behandelt. Es könnte ja auch der Stammesgynäkologe sein, der einen Dammschnitt vornehmen musste. Alles nicht zu sehen. Muss jemand erzählen und sei es nur der Bildtitel.


*) Kleine belegte Geschichte aus der Praxis:
Es war Zweiter Weltkrieg, meine Mutter wurde im Rahmen des Kinderverschickungsprogramms nach Bielefeld zu einem Schuldirektor (!) zur Sommerfrische geschickt. Bielefeld ist der Ort, wo die Ebene erfunden wurde, und als der Schuldirektor meine (14-jährige) Mutter aufforderte mit Lackschuhen "in Gebirge" zu gehen, teilte diese dem Herrn Direktor mit, dass dies 100 m hohe Erhebung bei uns nicht einmal als Hügel durchgehen würde. Zur Illustration ließ sie sich von meinem Großvater Ansichtskarten des Toten Gebirges schicken, die der Herr Schuldirektor zu Bielefeld im Jahr 1942 mit den Worten: "Dat jibt es nischt, dat is jezeichnet" als Illusion verwarf.

So viel zum Thema etwas außerhalb des eigenen Erfahrungsschatzes von einem Bild antizipieren. Der gute Mann konnte noch nicht einmal die Höhenlinien der Landkarten entsprechend deuten, der Ausdruck "Baumgrenze" war für ihn völlig abstrakt.
 
Ich arbeite in der Branche.

Öhm, ich war schon mal in Köln und soweit ich mich erinnere, rennen da sehr viele Menschen mit sehr wichtigen Klemmbrettern kreuz und quer durch die Hallen und Studios und sorgen dafür, dass alles "dem Plan" folgt. Handelt es sich dabei um Hypomaniker, Entsprungene einer nahen Anstalt, die nur niemand in ihrem Treiben stört, um den Ausbruch zu vermeiden? Ähnlich aussehende und agierende Leute, die ich an anderen Produktionsorten sehen konnte, konnte ich allerdings durchaus mit Produktionsagenda Betraute identifizieren, da ich mit jenen auch den persönlichen Kontakt hatte :)
 
Worst Case: Sie fanden die Bilder doof und wollten dir nur schmeicheln.

Darauf muss man allerdings als Kreativer in jedem Fall vorbereitet sein. Die Höflichkeit als freundlichste Art der Lüge hat sich bereits soweit verbreitet, dass nur noch ausgesucht gute Freunde darauf hinweisen, welchem Holzweg man gefolgt sei. Da ist der Weg des geringsten Widerstands für das intakte Beziehungsklima halt die Schmeichelei, womit in der Folge beim Beschmeichelten allerdings der größere Schaden, weil sich der potenzielle Frust in der Zukunft erst so begründet, angerichtet wird.
 
Ich nenne es mal Bildidee oder Bildaussage die den unbeteiligten Betrachter, unterstützt durch eine klare Gestaltung, hilft sich in die Situation des Fotografen zu versetzen und seine Gedanken zu leiten.
Wenn du das geschafft hast (mit nur einem Bild, ohne Titel und sonstiger Begleitung), winkt der Nobelpreis.

Besonders hilfreich dabei ist Reduktion, also die Beschränkung auf das Wesentliche.
Und was, wenn der Fotograf nun genau nicht wie ein Zweijähriger lallen wollte: "Auto", "Haus", "Hund"? Sondern einen komplexen Ausschnitt seiner Wirklichkeit zu Schau stellen wollte? Schau dir mal z.B. Saul Leiter an …

Ich sage es immer so, ein Bild ist erst dann gut wenn du nichts mehr weglassen kannst.

Und wen zitierst du dabei? Dein Satz kratzt hart am Plagiatsvorwurf …
 
Zuletzt bearbeitet:
Öhm, ich war schon mal in Köln und soweit ich mich erinnere, rennen da sehr viele Menschen mit sehr wichtigen Klemmbrettern kreuz und quer durch die Hallen und Studios und sorgen dafür, dass alles "dem Plan" folgt.
Nur dass halt der Plan auf dem Klemmbrett ununterbrochen um und neugeschrieben wird. Keine Frage, ohne diese Klemmbretthalter bräche alles zusammen.

Ich finde schon, dass Bilder Geschichten erzählen, nur umgekehrt wie eine Erzählung. Die Erzählung bietet nur das Skelett der Geschichte, die Bilder entstehen im Kopf des Zuhörers. Das Foto liefert das Bild, die Geschichte muss im Kopf des Betrachters entstehen. Dann gibt es auch eine zeitliche Abfolge. Wie lang die Geschichte ist, wie komplex, das bestimmt der Betrachter selbst. Meist sind die Geschichten halt recht kurz. Man sieht ja auch sehr viel mehr Bilder als man Geschichten hört/liest.

Aber mir ist, wenn ich es mir genau überlege, nicht klar, wie ein Bild gar keine Geschichte erzählen könnte. Selbst ein ganz weißes Foto erzählt was. Dem Digitalkamera-Fotografen sagt es nichts Gutes: "Nix ist drauf, gar nix, mein Lieber. Im günstigsten Falle hast du gnadenlos überbelichtet. Wenn es ganz dumm kommt, was wahrscheinlicher ist, ist die Kamera im Eimer. Wenn du Glück hast, dann nur die Speicherkarte. Vielleicht sind auch nur die Kontakte verdreckt..."

Wenn einer dieses Bild ausdruckt, oder einfach nur ein weißes Papier in einen Rahmen an die Wand hängt, erzählt das Bild dem Betrachter was anderes. Er denkt: "Da ist ja gar nichts drauf. Was soll dass denn jetzt wieder sein? Bestimmt so ein wichtigtuerischer Kunst-Fuzzi, der so tut, als wolle er mir was sagen. Was, weiß er selber nicht, das soll ich mir selber ausdenken. Aber vielleicht macht sich da einer auch nur über die Kunst-Fuzzis lustig? Macht einen Witz, denkt sich, ein weißes Blatt Papier kann ich auch mal aufhängen!"
 
Aber mir ist, wenn ich es mir genau überlege, nicht klar, wie ein Bild gar keine Geschichte erzählen könnte.

Dazu muss man in die aktuelle Forschung einsteigen, die da sagt: unser Denkmuskel ist darauf programmiert, es ist seine einzige Aufgabe, für alles und jedes eine Begründung zu suchen.

Wenn das Ei am Boden ankommt, wird es nicht mehr rund sein. Wer es noch nie erlebt hat, wird im Moment des Aufpralls erstaunen, aber schon kurz danach wird analysiert: Ja klar, Schale zu dünn, Geschwindigkeit zu hoch, Material zu spröde.

Das passiert mit allem und jedem, das wahrgenommen wird -- der Gesichtsausdruck einer vorbeifliegenden Honigbiene wird selten Grund längerer Grübelei sein, das Schnauben der heimkehrenden Gespielin langer Nächte lässt die wenigsten ebenso unberührt …

So, und nun hängt so ein weißes Bild in einem Museum. "Das," so sagt der Muskel, "ist ja wohl nicht grundlos passiert. Ich sehe jetzt nichts Besonderes, aber …*hat der Fotograf mit dem Direktor ein Techtel-Mechtel? Ist das Schneesturm? Soll das ein Makro einer Braut sein?"

So sucht das Gehirn herum und je unerklärter etwas ist, desto obskurer werden die Erklärungsmuster. Das selbe Modell funktioniert auch abseits aller Medien prächtig -- selbst wenn ein Film zeigt, was passiert ist, wird das Geschehen negiert, wenn es als solches jenseits alles Vorstellbaren liegt. 9/11, die Mondlandung, das Kennedy-Attentat, … wenn auch nur ein Funken an Zweifel bleibt, wird sich das eine oder andere Gehirn darüber den Kopf zerbrechen.

Und schon sind wir in der Parabel am einleitenden Ei angekommen, wie der geneigte Leser eventuell mitbekommen hat. Schöne Grüße von der Metaebene :)
 
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