Meinst Du das jetzt so, dass wir gemeinsam (Kommunikationsontext) auch eine gemeinsame Geschichte konstruieren?
Finde schon, das das so ist; das ist die eigentliche fotografische Geschichte. Mehr als die reine Information ('da liegt ein Roller auf dem Boden'), weniger als die (eher beliebige, individuelle) Wildschweinfantasie.
Oder so, dass hinter dem Bild ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis steht? Dass der Betrachter beim Betrachten eine für ihn selbst stimmige Geschichte konstruiert, bedeutet ja nicht zwingend, dass es keine (davon prinzipiell unabhängige) Geschichte gab, die zum Enstehen des Bildes geführt hat. Nur "erzählt" das Bild eben nicht diese Geschichte, weil es nur ein Ausschnitt ist, dessen Betrachtung und Interpretation in einem ganz anderen Zusammenhang stattfindet.
Versatz ist immer da, aber im Prinzip wird die tatsächliche/beabsichtigte Geschichte mit der im Foto verdrahteten Geschichte und diese dann mit der vom Betrachter wahrgenommenen Geschichte halbwegs kongruent sein.
Klar, man kann die Szene fälschen oder arrangieren oder der Ausschnitt zeigt zu wenig - aber dann wird zwar eine falsche, aber trotzdem die eine Geschichte erzählt.
M.E. wird immer viel zu stark betont, dass ein Foto nur einen (zeitlichen und bildlichen) Ausschnitt enthält. Naja, ich habe schon geschrieben, dass das bei einer erzählten Geschichte nicht anders ist, selbst bei einem 700-Seiten-Roman. Und dass niemand verlangt, dass die fotografische Geschichte allumfassend und erschöpfend sein muss.
Am Roller-Bild sieht man übrigens gut, wie wenig die Beschränkung 'nur ein
frame' sich auswirkt; in dem Bild sind die Fahrt, der Sturz und das Wiederaufstehen schon angelegt, und zwar wesentlich fester verdrahtet als eine reine Fantasie.
Denke ich so.

C.