Den Sucher brauchst du zum gestalten des Bildausschnittes ....
Ich brauch den Sucher überhaupt nicht zum Bildgestalten. Ich hab mir schon vor über 40 Jahren angewöhnt, einen 'fotografischen' Blick zu entwickeln. Noch bevor ich das erste Mal meine Kamera ans Auge führe, habe ich bereits den allerbesten Standort gefunden. Ich betrachte die Landschaft penibel aus der Sicht der Kamera, ich stelle mir dabei auch schon den Bildausschnitt vor, den ich einstellen werde. Ich bücke oder strecke mich gegebenenfalls, um die Perspektive zu checken. Und es kommt auch vor, dass ich die Kamera dann gar nicht in die Hand nehme, weil ich schon vorher weiß, dass ich kein für mich befriedigendes Ergebnis bekomme, weil es beispielsweise Elemente gibt, die ich nicht ausblenden kann oder weil das Licht gerade nicht passt oder was auch immer der Grund sein kann, auf das Foto zu verzichten.
Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich Leute wie Dich sehe, die fast ununterbrochen durch den Sucher gucken - um dann exakt am selben Ort zu fotografieren, den ich mir - ohne vorherigen Blick durch die Kamera zu werfen - ausgewählt hatte.
Also sage mir bitte nicht, wofür ich einen Sucher brauche.
Ein Schritt links oder rechst und die Harmonie zwischen Vorder- und Hintergrund ändert sich möglicherweise total. Du setzt Linien im Bild so, daß sie den Endruck von Tiefe erzeugen, wenn sie richtig positioniert sind. Das alles setzt voraus, das ich alles mit einem Blick durch den Sucher erfassen kann und damit die volle Kontrolle der Gestaltung behalte.
Wie gesagt: Das mag auf Dich zutreffen, aber nicht auf mich. Ich beherrsche das alles ohne Blick durch den Sucher. Um eben diesen fotografischen Blick zu schärfen, habe ich mir seinerzeit damit beholfen, dass ich eben mit meinen beiden Daumen und beiden Zeigefinger vor mir ein Rechteck bebildet habe, mit dessen Hilfe ich mir einen beliebigen Ausschnitt aus der Landschaft 'vorstellen' kann. Irgendwann kommt die Zeit, wo man es ohne diesem Hilfsmittel geht.
Ich kannte auch seinerzeit 'alte Hasen', die hatten immer ein paar wenige Dia-Rähmchen bei sich, um schon vor dem Objektivwechsel zu checken, welche Brennweite sie aufschrauben sollen. Und damals hat man ja wirklich noch geschraubt und nicht nur eine Vierteldrehung benötigt.
All dieses Wissen und all diese Fähigkeiten scheinen heute in Vergessenheit geraten zu sein. Weil es ja 'einfach' geworden ist mit der Digitaltechnik. Sich vorher Gedanken machen, ob die Belichtung passt? Wofür? Sehe ich eh sofort, obs passt und kann dann notfalls korrigieren. Aha, das Bild ist schief? Wurscht, ich drück einfach nochmal ab. Lichter fressen aus? Was solls, mach ich halt noch ein Bild. Ausschnitt stimmt doch nicht? Na, das beschneide ich das Bild dann am Computer. Das scheint heute die Methode zu sein, mit der man fotografiert ... zu meiner Zeit hätte sowas viel Geld ... sehr viel Geld gekostet.
Du bist nur darauf fixiert ein möglichst technisch sauberes Abbild zu schaffen, das ich dir nahelegen möchte dich mal mehr mit Fotografie zu beschäftigen.
Ich erbitte mir deutlich mehr Anstand und Respekt vor Deinen Mitmenschen! Beleidige bitte Deine Freunde, aber nicht Dir unbekannte Menschen!
Frechheit ....
Du mokierst dich ständig darüber, daß die Vorteile des anderen Systems nicht anerkannt werden.
Tun sie ja auch nicht!
Du machst doch genau das gleiche.
Wo genau?
Es ist und bleibt deine persönliche Meinung und kein Absolutum und obsolete ist ein OVF deswegen noch lange nicht.
Das hab ich jetzt schon gefühlt 1000x geschrieben: Wenn "oboslet" heißt, dass kein OVF mehr produziert wird, dann wird er niemals obsolet werden.
Auch heute noch verwenden die Leute Papier, obwohl das kaum Sinn macht. Es gibt immer noch Leute, die mit alten Röhrenfernseher schauen und mit Videokassetten hantieren. Manche spielen noch Schallplatten ab anstelle von CDs oder gar MP3-Dateien. Gerüchteweise fotografieren auch noch Leute mit chemisschen Filmen, und das vielleicht mit einer Mittelformatkamera. Leute fahren heute noch Oldtimer und brauchen daher speziellen Sprit, den man noch immer kaufen kann. Manche heizen noch mit Kohle oder Koks.
Nochmal: Obsolet im Sinne von 'wird nicht mehr hergestellt' wird der OVF nie sein, auch darüber herrscht von meiner Seite aus Konsens.
Ich behaupte nur: Der Anteil der OVFs wird auch in Zukunft kleiner werden. Einfach deswegen, weil die Entwicklung beim EVF aktuell schneller voranschreitet als der beim OVF. Was zur Folge hat, dass der Abstand immer kleiner werden wird. Und je geringer der Abstand wird, umso mehr Leute lassen sich von den (zusätzlichen!) Vorteilen einen EVF überzeugen.
Nicht mehr - aber auch nicht weniger wird passieren.
Außer: es ergibt sich was komplett Neues. Doch sowas ist halt nicht vorauszusehen. Die MiniDisk hatte in meinen Augen auch viele Vorteile gegenüber der CD und der Musikkassette. Aber ihr war nun mal ein sehr kurzes Leben beschieden. Weil nun mal MP3 erfunden wurde. Aber danach schaut es im Moment nicht aus. Im Moment schaut es für mich so aus, als ob weiter an der Anzeigegeschwindigkeit gearbeitet wird, an der AF-Geschwindigkeit und vermutlich auch an der Auflösung und an der Farb- und Kontrastdarstellung. Ich bin überzeugt davon, dass die Hersteller wissen, wo (noch) die Schwächen eines EVF liegen, um eine noch breitere Masse von OVF zum EVF zu holen. Ist halt wie bei der Musikkassette: Für Enthusiaten war als einziges Aufnahmemedium eine Tonbandmaschine akzeptabel. Die Kassette wurde nur belächelt (so wie Ihr heute einen EVF belächelt). Aber mit der Entwicklung der Chrom-Bänder wurde der Abstand plötzlich ziemlich klein - und die Reineisen-Bänder waren dann schon fast ebenbürdig, zumindest so gut, sodass die Vorteile (weniger Platzverbrauch für Gerät und Band, einfachere Handhabung, Tausch der Bänder jederzeit durchführbar, Preis ...) das bisserl bessere Hörqualität bei weitem Überstieg. Und so wird es dem OVF auch mal ergehen ...
Und ehrlich: Darauf freue ich mich schon ...
