Also eigentlich wollt ich ja schon am anfang die fujifilm x10 aber mittlerweile habe ich mich doch für eine dslr entschieden
Ich persönlich kann Dir nur raten, daß wenn Du eh schon im Fotogeschäft bist, Dir auch mal die sog. spiegellosen Systemkameras anzuschauen, denn die vereinen für Viele das beste aus beiden Welten (Qualität und fotografische Möglichkeiten der DSLR, aber deutlich kompakter und leichter). Neu sind die allerdings meist teurer, hier müsstest Du wohl eher gebraucht schauen, dort solltest Du für 500€ aber auch etwas sehr nettes finden, was für den Einstieg auf jeden Fall reicht.
Wenn Du echte DSLR (a la Canon 1100D, Nikon 3100, etc.) mit Spiegellosen (a la Sony Nex, Olympus Pen, Panasonic, Samsung NX) vergleichst, wirst Du wahrscheinlich feststellen, daß ein merklicher Unterschied darin besteht, ob man durch einen Sucher fotografieren möchte oder mittels Display. Ich als Brillenträger bin z.B. mit den Suchern der DSLRs nicht gut klargekommen, für mich ist fotografieren per Display angenehmer. Es gibt aber z.B. für die Canon 1100D einen alternativen "Tunnel" für den Sucher, der weiter vom Gehäuse absteht und für Brillenträger wohl ganz angenehm ist - habe ich aber nicht ausprobiert. Wenn man lieber per Display fotografiert, muß man bei den DSLRs auf das sog. "LiveView" umschalten, was aber bei den Einsteiger-DSLRs (1100D und 3100 z.B.) aus meiner Sicht nicht so prall ist, da bei diesen Modellen fotografieren per LiveView (z.B. bis die Kamera automatisch scharf gestellt hat, also die Autofokus (AF) Geschwindigkeit) deutlich langsamer ist als bei den spiegellosen Systemkameras, die auf das Fotografieren per Display/Live View hin ausgelegt sind. Auf der anderen Seite gibt es auch spiegellose Systemkameras mit Sucher, da ist nur die Auswahl etwas geringer und meist sind es auch eher die besseren Modelle, so daß man tendenziell mehr Geld ausgeben muß oder ältere Modelle, die schon stärker im Preis gesunken sind, kaufen muß. Alternativ gibt es auch Aufsteck-Sucher als Zubehör (auch teuer).
Wenn Du mit den Kameras rumspielst noch ein paar Tips:
- AF-Geschwindigkeit kann man testen, wenn man z.B. schnell zwischen eher nahen und fernen Objekten schwenkt und ein Foto macht. Wie lange dauert es, bis die Kamera scharf gestellt hat?
- Es ist hilfreich, wenn Du die grundlegenden Parameter der Fotografie kennst. Im Alltag verstellt man wohl am Häufigsten die Verschlußzeit (= wie lange wird Foto belichtet. Ist die zu lang, z.B. 1/5s, dann droht Verwacklung des Bildes) , die Blende, den ISO-Wert, und die Belichtungskorrektur (EV = Exposure Value = Lichtwert). Darüber hinaus fotografieren die meisten Leute im A-Modus (Aperture = Blende (wichtig für das Freistellen) , d.h. man stellt manuell die Blende ein, Kamera wählt automatisch die Verschlußzeit), S-Modus (Shutter=Verschluß, d.h. man stellt Verschlußzeit ein, Kamera wählt Blende automatisch), oder im M-Modus (Manuell, d.h. man stellt Verschluß, Blende, und z.T. auch ISO) manuell ein. Warum ist das wichtig? Ein wichtiger Faktor bei der Kamerawahl ist die Bedienung. Manchmal paßt es einfach nicht, ich persönlich komme z.B. mit der Olympus-Bedienung gar nicht klar, auch wenn das tolle Kameras sind. Die Bedienung kannst Du aber nur prüfen, wenn Du etwas gezielter mal probierst. Es ist fatal, wenn die Kamera zwar tolle Bilder macht, man sich aber jedes mal aufregt, weil man sie mal wieder im falschen Menü gelandet ist o.ä. - am Ende macht dann fotografieren keinen Spaß mehr und die Kamera bleibt zu Hause.
- Wie fühlt sich die Kamera in der Hand an? Wie kannst Du sie halten? Paßt es? Üblicherweise hält man DSLRs so, daß die Kamera auf der linken Hand liegt (mit Body auf der Handfläche / Finger an/um Objektiv, so daß man die Ringe am Objektiv verstellen kann) und mit der rechten Hand kein Gewicht getragen wird, sondern der Auslöser gehalten wird. Wenn der linke Arm dann eng am Körper angewinkelt wird, hat man eine sehr stabile Haltung.
=> Vor allem bei den letzten beiden Punkten ist es wirklich wichtig, auf sein Bauchgefühl zu hören. Lieber 2 MPixel weniger, eine ISO-Stufe weniger o.ä. aber dafür eine Kamera, die einem liegt und die man gerne in die Hand nimmt. Heute sind bzgl. Bildqualität eigentlich alle Kameras für Einsteiger gut genug, da kann man kaum noch was falsch machen.
- Nimm eine private SD-Karte mit und steck die in die Kamera im Geschäft. Im Zweifel kauf Dir eine für ein paar Euro, Du brauchst später eh eine. Du kannst sie ohne Probleme in mehrere Kameras stecken und Dir die Fotos in Ruhe zu Hause anschauen. Selbst Märkte wie Saturn, Media Markt etc. erlauben einem das nach freundlichem Fragen üblicherweise... Die machen einem manchmal auch den Diebstahlschutz ab, so daß man viel besser rumprobieren kann. Da hilft es, wenn man zu leeren Geschäftszeiten hingeht (in der Woche morgens nach Öffnen z.B.).
- Laß Dir ruhig ein bissl Zeit, nicht überstürzt kaufen. Probier aus, spiele mit den Einstellungen (ISO, Blende, Verschlußzeit), versuche mal, etwas Freizustellen (kann ja auch an einem Schild oder einer anderen Kamera o.ä. ausprobieren, muß ja kein Personenportrait sien), und dann die Fotos erstmal zu Hause anschauen. Viele der Parameter (also ISO, Blende etc.) sind übrigens in den Dateien gespeichert (selbst Windows Explorer zeigt die an), d.h. Du kannst zu Hause nachvollziehen, wie gut das Freistellen bei verschiedenen Blenden geklappt hat. Wenn Du dann einen kleinen Eindruck gewonnen hast, wie man so eine Kamera im Alltag eigentlich bedient, dann wieder ins Fotogeschäft, nochmal ausprobieren...
- Wenn Du mal Freistellen probieren willst (also ein schönes Portrait mit unscharfem Hintergrund), kannst Du es folgendermaßen probieren: Blendenwert (im Display meist "f" oder "F") sollte so klein wie möglich sein (was übrigens zu einer großen Blende, d.h. viel Licht auf dem Sensor, und kurzer Verschlußzeit führt). Sehr gute Werte wären f < 2, aber mit Kit-Objektiven wirst Du wohl eher bei 2.8-5.6 landen. Jetzt die Brennweite (Zoom) relativ stark auf Tele stellen. Viele Kit-Objektive haben Brennweitenbereiche von 18mm (Weitwinkel, viel auf dem Bild, wenig Zoom) bis 55mm (Tele, "wenig" auf dem Bild, rangezoomt). Bei so einem Objektiv am besten 55mm wählen. Jetzt ein Objekt suchen, z.b. ein Preisschild/Werbung welches relativ frei steht und so nah wie möglich dran, so daß es, wie ein Kopf bei einem Portrait, das Bild schön ausfüllt. Den Blickwinkel so wählen, daß der Hintergrund relativ weit weg ist (je mehr Meter, desto besser).
Alternativ kann man auch schräg an einem Regal entlang fotografieren (z.B. wo alle Kameras aufgebaut sind), dann sieht man später auch relativ gut, wieviel Schärfe im Bild ist.
Das ganze kannst Du dann auch mal bei einem größeren Blendenwert probieren (zB 11) - hier könnte es Dir aber passieren, daß Du im Geschäft zu wenig Licht hast, dadurch die Kamera zu lange belichten will (d.h. Verschlußzeit wird lang) und Du verwackelst... Je größer die Blende, desto mehr Tiefenschärfe (desto mehr der räumlichen Tiefe ist scharf). Oder Du spielst mit der Brennweite, den Abständen, etc.
- Schau mal die Menus der Kamera durch, ob da was ganz übel verstellt ist. Ganz wichtig, wenn Du Deine eigene SD-Karte mitnimmst: Stelle sicher, daß die Fotos in JPEG und in bester Qualität aufnimmst, Bildeinstellungen-/Effekte sollten am besten erstmal alle auf Neutral o.ä. stehen. Weißabgleich (White Balance, WB) am besten auf automatisch. ISO evtl. zum Rumprobieren auch auf automatisch, kann man aber auch mal manuell verstellen. Falls man sowas einstellen kann, "Maximales ISO bei Automatischem ISO" ist bei den Kameras oft ISO800 oder ISO1600 eine gute Wahl. Bilder in RAW brauchst Du jetzt noch nicht, wenn Du es doch möchstest, bitte in Raw+JPEG fotografieren, nicht in Raw only. Eventuell vielleicht am Anfang alle Einstellungen auf Werkseinstellungen zurücksetzen und erst dann durchschauen, ob die Einstellungen einem persönlich stimmen.
- Mach Fotos, bei denen Du alle ISO-Einstellungen durchprobierst, v.a. die hohen Werte, also alles über ISO800 (1600, 3200, usw). ISO ist sozusagen die Empfindlichkeit des Films, äh Sensors

, d.h. je höher der ISO-Wert, desto weniger Licht braucht man für das Foto (wenn man Verschlußzeit und Blende gleich läßt). Viele wünschen sich, mit hohen Werten fotografieren zu können, da man dann z.B. auch bei schlechterer Beleuchtung innen noch ohne Blitz fotografieren kann (das nennt man Available Light, AL, fotografieren) - dadurch sehen die Bilder meist schöner aus. Nachteil: bei höheren ISO-Werte werden die Bilder verrauscht (bei analogen Filmen wurden die Filme/Fotos grobkörniger). Viele Hersteller werben heute mit hohen ISO-Werten, aber jeder hat da so seine persönliche Grenze, ab dem das Ganze zu verrauscht wird. Vielleicht kann die Kamera bis zu ISO 6400, aber Dir persönlich ist ISO3200 schon zu verrauscht, so daß Du eh nur max. ISO1600 nutzen würdest - sowas ist wichtig vorher zu wissen, damit man nicht auf Werbeversprechen reinfällt.
- Gerade in Bezug auf letzten Punkt ist auch wichtig: Wenn Du Dir Bilder am Computer anschaust, ist es meistens hilfreich, sie sich in der Größe anzuschauen, wie man sie später maximal haben will. Fullscreen auf dem Monitor ist da schonmal ein guter Start (natürlich abhängig vom Monitor). Die 100%-Ansicht ist aber nur bedingt hilfreich, da hier meist relativ viel Bildfehler zu sehen sind, die aber auf einem 10x15 oder 13x18 (oder selbst DinA4) Abzug gar nicht oder kaum zu sehen sind, weil das Bild so stark verkleinert wird. Und das gilt insbesondere auch für das Rauschen bei hohen ISO. Was in der 100%-Ansicht vielleicht grausam aussieht, ist u.U. ein noch wirklich gut brauchbarer 10x15-Abzug. Als Daumenregel kannst Du 300 Pixel auf 2,54 cm (entspricht 300 dpi, dots per inch) rechnen. Ein Bild mit 3000 Pixln Breite könntest Du also perfekt auf 25,4 cm breiten Papier drucken. Wenn Du nur ein 12,5cm breites Bild brauchst, würden 1500 Pixel reichen. Um sowas zu simulieren, kannst Du Dir das Bild einfach bei 50% zoom im Bildbetrachter auf deinem Computer anschauen. Bei ganz großen Bildern (Postern) ist noch zu bedenken, daß man die von weiter weg betrachtet, so daß weniger dpi auch reichen. Wir haben zu Hause ca. DinA1 Poster von einer (guten) 6MPixel Kompaktkamera hängen. Daß es leicht pixelig ist, sieht man nur, wenn man wirklich davor steht. Hier vielleicht auch einfach mal ein paar Euro investieren und ein paar Deiner Probebilder aus den Fotogeschäften in verschiedenen Größen ausdrucken - und zwar gerade die, wo Du Dich am Computer fragst, ob die wohl noch was taugen oder zu verrauscht sind (das gleiche gilt für leichte Verwacklungen oder kleine Unschärfen / Fehl-Fokussierungen, die man nur bei starker Vergrösserung sieht).
- Während viele Kompaktknipser teilweise auf 9x13 ausbelichten, macht das wohl kein Fotograf, denn selbst tolle Bilder verlieren auf solch kleinen ihre Wirkung. Also am besten mind. 10x15, besser 13x18, drucken lassen.
- Blitz: Die meisten DSLRs haben einen eingebauten Blitz, was gut ist. Viele Spiegellose haben keinen eingebauten Blitz, was ich schlecht finde. Ein eingebauter Blitz (die oft relativ schwach sind) ist v.a. nützlich um (a) aufzuhellen ("Aufhell-Blitz"). Zum Beispiel fotografierst Du etwas (eine Person) gegen die Sonne, damit das Bild nicht überstrahlt regelt die Kamera die Belichtung stark runter. Dadurch wird das Objekt/das Gesicht sehr dunkel. Ein Aufhellblitz hilft hier und gleicht das aus. (b) Wenn man doch mal etwas im Dunkeln fotografieren möchte, und es ohne Blitz einfach nicht reicht, hat man garantiert einen Blitz dabei. Selbst wenn die eingebauten Blitze nicht so prall sind - bei manchen Fotos ist man einfach froh, sie zu haben, selbst wenn sie nicht perfekt schön sind. Bei manchen Spiegellosen ist kein Blitz eingebaut, aber ein kleiner zum Aufstecken dabei - aber erstens hat man den dann u.U. gerade dann nicht dabei, wenn man ihn braucht (und er vernichtet einen Teil des Vorteils von Spiegellosen, daß sie schön klein, leicht und kompakt sind), und man muß ihn erstmal draufstecken (bei Sony Nex z.B. eher ein Krampf), anschalten, warten bis er geladen ist. Insofern finde ich persönlich die Lösung kleiner eingebauter Blitz plus, wenn benötigt, großer Blitz für gezielt gute Blitzfotos, viel besser. Meine Samsung NX100 hat leider keinen eingebauten, und den besseren, den ich mir dazu gekauft habe, habe ich oft dann doch nicht dabei, da die NX100 einfach gut in die Jackentasche paßt - ich habe meine Kameratasche (mit 2. Objektiv, Ersatzakku, etc.) oft nicht dabei, sondern einfach nur die Kamera mit dem Objektiv, auf das ich den Tag Lust habe.
- Auch wieder im Hinblick auf den letzten Punk: Du wirst feststellen, die perfekte Kamera gibt es nicht, man muß für sich selber entscheiden, was einem wichtig ist. Zum Bsp bereue ich meinen Kauf der NX100 überhaupt nicht, obwohl mich der fehlende Blitz stört. Das wird durch die Kompaktheit, das für mich absolut intuitive Bedienkonzept, und den Schnäppchenpreis, den ich gezahlt habe (sie ist insg. sehr günstig, ca. 160€ gebraucht inkl. gutem (und kompaktem!) Kit-Objektiv) mehr als aufgewogen. So wie ich sie nutze, fühle ich mich mit einer billigen Kamera wohler, denn wenn sie doch mal geklaut wird, runterfällt, in den Regen kommt, etc. kann ich relativ leicht für Ersatz sorgen. Und eine Kamera ist für mich ein Nutzgegenstand und kein rohes Ei, da ich viel mit meiner Tochter draußen bin und z.B. gestern beim Schneien das Schlittenfahren fotografiert habe. Bei einer 1000€-Kamera hätte ich Magenschmerzen, daß sie vielleicht bei einem Sturz mit dem Schlitten doch was abbekommt o.ä. 160€ kann ich gut verschmerzen...
viele Grüsse & viel Spaß,
Andre