Ist das noch ein Foto oder schon ein Gemälde? Diese Frage stellt sich beim Betrachten von Bildern aus Smartphones und Kameras immer mehr. Vor allem die Smartphonehersteller versuchen seit Jahren mit immer aufwendigeren Algorithmen, die Grenzen der Physik zu überwinden, die den Mini-Linsen und den kleinen Sensoren auferlegt sind. Da werden munter – und automatisch – mehrere unterschiedlich belichtete Fotos zu einem verschmolzen, Daten aus drei oder vier Kameras gesammelt und zu einem Bild verrührt und das Ganze noch mit Farbfiltern, HDR-Effekten und diffusen Szene-Modi „optimiert“. Manche Software erfindet sogar ganze Bildbereiche, die das eingefangene Bild gar nicht hergibt. Man denke nur etwa an die Mondfotos, die Samsungs Galaxy S23 Ultra knipst.
Auch in modernen Kameras ist ein Foto längst mehr als die Summe der Pixel auf der digitalen Leinwand. Die Software optimiert auch hier nach Kräften. Der größere Einfluss auf das finale Ergebnis ist jedoch zwischen Bildschirm und Rückenlehne zu verorten. Mit Bildbearbeitungsprogrammen gestalten Ambitionierte ihre Aufnahmen nach ihren Vorstellungen, auch die Entwicklung von RAW-Dateien schafft viele Möglichkeiten, die Bildqualität deutlich zu verändern.
Außerdem hat die künstliche Intelligenz in den vergangenen Monaten mächtig am Schwungrad gedreht und ganz neue Optionen erschaffen, die traditionellen Fotografen ebenso Kopfzerbrechen bereiten wie all jenen, die Fotos gerne betrachten. KI-gestützte Bildgeneratoren wie Midjourney oder Stable Diffusion kreieren aus wenigen Begriffen Bilder nach Wunsch, die teils täuschend echt nach „richtigem Foto“ aussehen – oder nach echtem Kunstwerk. Ein Landschaftsbild im Stile Jan Vermeers oder ein futuristisches Portrait im Cyberpunk-Stil sind nur wenige Mausklicks entfernt.