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Beim Überfliegen des Threads fällt mir allerdings auf, dass es viel um einzelne Kameradaten und - eigenschaften geht. Völlig ok. Ich habe aber nur SEHR wenige PRAXISERFAHRUNGEN von Nikon-Sportfotografen gelesen.
Doch, schon - mehr, als ich erwartet habe.
Ein Freund - langjähriger, guter Nikon-Fotograf - hat plötzlich Gefallen an der Sportfotografie gefunden und nach kurzer Zeit sein ganzes Nikon-System zugunsten Canon verkauft. Ich war baff. Seine Begründung: Die Kamera-Objektiv-Kombinationen seien schneller, die Objektive besser geeignet und vor allem günstiger. Ich kann das nicht beuteilen.
Das ist aber bestimmt schon eine Weile her.
Das deckt sich aber mit meinem Eindruck, dass die Sportfotografie fast ausschließlich auf Canon gemacht wird. Warum? Welche Gründe stecken dahinter?
Die meisten Sportfotografen sind altgediente Haudegen, die das zum Teil schon seit Jahrzehnten machen. Vergleiche ganz einfach mal die Produktportfolios von Canon und Nikon bis zur Einführung der D3, Thom Hogan bringt das hier ganz gut auf den Punkt
http://www.bythom.com/nikond3review.htm
wobei er (des korrekten und direkten Vergleiches wegen) nicht auf die von Canon auf die Sportfotografen zugeschnittenen APS-H-Modelle Bezug nimmt.
Generell kann ich Deinem Bekannten auch jetzt, da ich den umgekehrten Weg ging, in keinem seiner Punkte widersprechen: die 1D Mk.x können allesamt schnelle Bildserien liefern, haben einen leichten Verlängerungsfaktor mit einer wesentlich besseren Bildqualität als die APS-C-Modelle und sind robust genug für den Profieinsatz.
Dazu kommenn dann Optiken wir das Canon 85/1,8 und das Canon 100/2,0 - Hallen-Ballsport-Spezialisten für 300 € (!) das Stück - sowie die Canon 70-200/2,8, die Canon 300/2,8 und die Canon 400/2,8, die zwar allesamt keine Angebotsware im eigentlichen Sinne, aber entweder seitens Nikon völlig konkurrenzlos oder wenigstens deutlich günstiger als ihr Nikon-Pendant sind. Solange diese Optiken gut in Schuß sind und von Canon noch regulär gepflegt werden, sind das Anker, die kein rational denkender Mensch lichtet.
Allerdings muß man auch sehen, daß sich die Zeiten ändern:
an den Spielfeldern stehen zunehmend freischaffende Künstler, die die Agenturen und Redaktionen auf eigene Faust wie die Stockfototografen beliefern. Die haben keine gut betuchte Redaktion oder Agentur als Arbeitgeber, der ihnen diese "Milchkannen" hinstellt, damals so selbstverständlich, wie man auch heute noch davon ausgeht, daß die Arbeiter der Verkehrsbetriebe die Straßenbahn nicht aus eigener Tasche bezahlt haben, mit der sie durch die Stadt fahren. Ergo kommt heute zur puren Leistungsfähigkeit der Fototechnik auch noch die Frage nach dem individuellen Budget des Fotografen hinzu.
Oder wo sind die Nikon-Sportfotografen? Wo sind die vielen Nikon-Sportbilder?
Erst seit der D700 haben die erstmals bei Nikon eine wirkliche Alternative: eine fabrikneue vs. eine gebrauchte Kamera ohne Garantie für dasselbe Geld, allerdings klemmt es tatsächlich am passenden (und dazu bezahlbaren) Objektivpark seitens Nikon. Die Fußballstadien werden deshalb auch weiterhin das Jagdrevier von Canonieren bleiben, wenn nicht zur diesjährigen Photokina eine bahnbrechende Optik auf den Markt kommt, denn auf Dauer kann es sich keiner leisten, konsequent alle Flutlichtspiele auszulassen, bei denen man mit Offenblende 4 nichts anfangen kann.
Peter