sagte letztens ein profi zu mir.ich sollte mir nach und nach festbrennweiten zulegen....was meint ihr?habe übrigens die 40d mit kitobjektiv(17-85)-und darauf schon ziemlich lang gespart.....nun hab ich also auf ein amateur objektiv gespart???naja-mache trotzdem schöne bilder-für mich jedenfalls-ach ein noch...wenn geld keine rolex spielt, was für festbrennweiten soll man sich zulegen(eierlegendewollmilchsau?)
Was der Profi sagte, ist vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber ein wenig mag dran sein. Da ihnen die Bequemlichkeit des Zooms abgeht, zwingen Festbrennweiten zu bedachtem Fotografieren, animieren den Fotografen, sich selber mehr zu bewegen, und lehren auf besondere Weise das (fotografische) Sehen. Außerdem vergrößern sie durch ihre Lichtstärke den Belichtungsspielraum und die Möglichkeiten, mit Schärfe und Unschärfe zu spielen. Ganz nebenbei sind sie phänomenal scharf. Ich finde das Fotografieren mit Festbrennweiten schöner und kreativer, und die Ergebnisse sind befriedigender und heimsen nicht zuletzt mehr Lob von anderen ein.
Allerdings merke ich auch, daß ich nicht ausschließlich mit FB auskomme. Wenn ich mit Begleitung unterwegs bin, kann wiederholtes Objektivwechseln leicht nerven. Wo es auf schnelles Reagieren ankommt oder Wechseln aus irgendwelchen (z.B. klimatischen) Gründen nicht möglich ist, sind Zooms unverzichtbar. Du hast also nicht vergeblich auf ein Zoom gespart.
Der klassische Einstieg in die Welt der FB ist das etwas klapprige, aber überaus preisgünstige 50/1,8. Es eignet sich zum risikolosen Ausprobieren, ob FB überhaupt etwas für einen sind. Selbst wenn nicht, dann ist dieser kleine, leichte Joghurtbecher immer gut als Notlösung bei wirklich schlechtem Licht (und belastet garantiert nicht die Fototasche). Manch einer steigt später auf das bessere und lichtstärkere 50/1,4 um - wie auch ich. Allerdings ist es heutzutage meine mit Abstand wenigst benutzte FB.
Wenn ich heute mit FB unterwegs bin, dann mit nicht mehr als zweien: Entweder mit 28/1,8 + 85/1,8 - oder mit dem extrem scharfen Gespann 60/2,8 Makro + 135/2L (ich mag längere Brennweiten, bin manchmal ausschließlich mit dem 135L unterwegs).
Nun zu Deiner Frage:
Das 50/1,8 ist mit unter 100 Euro der preisgünstigste Einstieg, allerdings an der Cropkamera schon eine Telebrennweite, was in Innenräumen lästig werden kann. Sein AF ist manchmal etwas störrisch, aber wenn der Fokus sitzt, macht es rattenscharfe Bilder.
Wenn es kürzere, innenraumfreundlichere Brennweiten sein sollen, wären preisgünstige Einstiege das 35/2 oder das leider nicht mehr so ganz lichtstarke 28/2,8. Beide Objektive sind allerdings schon ältere Entwürfe mit einem etwas lauten AF, aber dafür relativ preiswert. Das lichtstärkere 28/1,8 (das ich habe) ist wegen seiner Randunschärfe etwas umstritten (vor allem bei seinem hohen Preis), aber ich habe mich bewußt dafür entschieden, und ich habe es inzwischen wegen seiner vielen guten Eigenschaften und seiner praktischen Brennweite sehr liebgewonnen.
Bei längeren Brennweiten ist das 85/1,8
die ultimative Empfehlung. Ähnlich teuer und ähnlich gut ist das 100/2 - das paßt manchmal besser in die Brennweitenfolge der geplanten Anschaffungen. Und wenn es noch länger sein soll ... aber das kommt später.
Dann gibt es noch die Makros, die allerdings nicht so lichtstark sind. Mir genügt das 60/2,8 für die üblichen Blümchen-Close-ups; wer Insekten fotografieren will, greift zu einer längeren Brennweite, um nicht so dicht ran zu müssen.
Bei FB kommt es nicht drauf an, möglichst viele Brennweiten "abzudecken". Ich denke, mit zwei, höchstens drei einigermaßen bezahlbaren Festbrennern sollte durchaus schon eine runde Ausstattung zu machen sein. Beispielsweise 35/2 + 85/1,8 oder 28/2,8 + 60/2,8 Macro oder 28/2,8 + 50/1,8 + 100/2 oder ähnlich. Für mich hat sich, wie gesagt, nach einigem Experimentieren das etwas teurere Duo 28/1,8 + 85/1,8 als die optimale Allround-Ausstattung bewährt (während 60/2,8 + 135/2L eine sehr spezielle Ausstattung ist). Drei FB (also 28 + 50 + 85) sind mir in der Praxis schon zu eng gestaffelt - die mittlere bleibt dann gewöhnlich unbenutzt. Ein paar Schritte vor oder zurück sind da viel einfacher als ein Objektivwechsel.
Welches sollte nun die erste Anschaffung sein? Ich schlage entweder vor die billigste (50/1,8) zum generellen Ausprobieren, oder die kürzeste einer geplanten Reihe (also z.B. 35/2 oder 28/2,8), damit es in Innenräumen nicht zu eng wird. (Wesentlich kürzere FB lohnen sich meines Erachtens nicht - sie sind teurer und weniger leistungsfähig, so daß in dem Bereich Zooms die bessere Wahl sein dürften.)
Gruß Josh