Der Punkt ist, dass viele Hobby"fotografen" enorm auf technische Bildqualität abfahren, aber nicht wirklich ergebnisorientiert "lichtbildnern".

Freistellung, rauschen, Dynamik, es sind immer die gleichen Buzzwords und auch hier in den Galerien die gleichen Kriterien, nach denen bewertet wird. Und es wird immer nach den gleichen "Fehlern" gesucht statt mehr auf die Inhalte zu achten. Viele Bilder zeigen überwiegend solche Banalitäten wie Zoo, Street in den Rücken der Protagonisten, Familienveranstaltungen, oder ehrlich-alberne Testbilder.
Auf Flickr jedoch z.B. findet man bei gezielter Suche unglaublich kreative, konzeptionelle Fotografie, oft von jungen Menschen mit der "geerbten" Nikon D50 oder EOS 350D mit Kitlinse realisiert. DAS ist der
kreative Gegenpol zu den Pixelpeepern, Theoretikern und Technikverliebten in diesem Forum.

Die Fotos leben und geben, sie brauchen weder mehr Eckschärfe, noch weniger Rauschen, weil es darauf gar nicht wirklich ankommt. Und technisch perfekt, aka steril, würden viele dieser lebendigen Bilder sogar an Wirkung verlieren.
KB oder APS-C ist eigentlich weniger entscheidend als viele hier zur Rechtfertigung ihres ausgeprägten Konsumverhaltens zu argumentieren versuchen.
Aber btw, bei uns werden ja auch Kinder im Cayenne Turbo S die 2Km. zur Grundschule gefahren.
Hallo myotes,
hier sprichst Du mMn zwei sehr verschiedene Probleme an.
Zunächst mal zu den Banalitäten:
Wer das liest und wert auf die Meinung anderer legt bzw. darauf, sich als Hobbyfotograf "als würdig zu erweisen", wird jetzt krampfhaft versuchen, "Kunst" zu fotografieren.
Wie geht das?
Im Zweifelsfall wird er genau das, was ihn interessiert, nicht mehr fotografieren, sondern stattdessen vor jedem Auslösen überlegen, wie er das Motiv anders gestalten kann, "so wie es noch nie fotografiert wurde", ob das Motiv (zu) banal ist usw.
Klingt gut - führt zu besseren Bildern?
Nein, eigentlich nicht, das führt zu vermindertem Spaß an der Fotografie und zu Fremdbestimmung.
Man hat dann kein Hobby mehr sondern versucht alles, damit andere das eigene "Hobby" als legitim empfinden bzw. bestätigen.
"Kunst" kann aber mMn nur entstehen - oder:
sollte -
wenn ich als Hobbyfotograf das Motiv unvoreingenommen interessant finde und motiviert bin, es in bestimmter Weise darzustellen, wenn also die Kreativität von alleine durch Interesse und bestimmte selbstgewählte Zielsetzungen in mir erwächst und
nicht, wenn ich versuche, ein Bild kreativ aussehen zu lassen, damit andere es loben.
Im letzen Fall mag es sein, dass ich nach langer Mühe "tolle" Bilder fotografieren, nur das Hobby frustriert mich dann mindestens unbewusst sehr schnell sehr stark,
weil es gar nicht mein Hobby ist, sondern ist fremdbestimmt das mache, was ich als lobenswert erhoffe.
Ist es das wert?
Sind "gute, kreative Bilder" so eine Selbstaufgabe wert?
Es gibt Menschen, die vieles nur tun, weil sie meinen, sie müssten anderen Menschen ihren Wert beweisen. Die lesen teilweise "gute" Bücher, die sie nicht interessieren, weil sie dadurch ihre "Kultiviertheit" beweisen, die sehen sich keine Filme an, die sie interessieren, weil es sich um "Trashfilme" handelt, die wissen irgendwann gar nicht mehr, was sie eigentlich mögen, weil sie viel zu beschäftigt damit waren, das zu "mögen", was sie in den Augen anderer Menschen irgendwie aufwertet.
(Das Spiel kann noch viel weiter gehen und es gibt wirklich Menschen, die quasi freiwillig fremdbestimmt leben, weil sie meinen, nur dann akzeptiert zu werden, weil sie meinen, dass ihr eigener Geschmack wertlos und peinlich sei).
Genau der gleiche Grund treibt einige Menschen dazu, sich Vollformatkameras zu kaufen - nicht, weil sie sie brauchen oder wollen, sondern weil sie meinen, dann besser angesehen zu werden.
Für die allermeisten von uns IST das Leben banal: Wir möchten auch mal Tratsch hören oder dem Partner von unserem Tag erzählen (ohne dass dies inhaltlich besonders, interessant oder gar relevant wäre), Curryurst oder Pommes essen, Trashfilme schauen und das erste Lächeln unseres Kindes aufnehmen und festhalten, was wir im Zoo gesehen oder auf dem Sportplatz erlebt haben.
Das sind sehr weit verbreitete Bedürfnisse,
dafür sollten wir uns nicht schämen müssen.
Vielleicht macht jemand zu 99% banale Bilder und dann aus eigenem Antrieb ohne Hintergedanken ein geniales, künstlerisch wertvolles Bild. Ohne den Spaß an seinem Hobby zu verlieren.
Dann ist das toll, lobens- und bewundernswert.
Wenn aber jemand aufhört, banale Bilder zu machen, die er eigentlich gern machen und teilen würde, und anfängt, krampfhaft zu versuchen, seltene, künstlerisch wertvolle Bilder zu machen, um sich "würdig zu erweisen", dann macht ihm das sein Hobby und seine Selbstbestimmung kaputt und vermutlich wird er lange gar keine lobenswerten Ergebnisse erzielen oder lange darauf warten müssen und selbst wenn, sind das ja eigentlich gar nicht seine eigenen Bilder, weil er nur versucht hat, das zu fotografieren,
was Lob ernten wird, nicht das, was ihn eigentlich interessiert hätte.
Dieser Mensch ist dann bemitleidenswert und vermutlich auch nicht fröhlich, sondern verkrampft und fremdbestimmt.
Das sollte doch kein Ziel für ein Hobby (oder überhaupt) sein.
(Ebenso wenig wie sich "prestigeträchtige" Objektive oder Kameras zu kaufen, obwohl man mit einer Einsteigerkamera mit Reisezoom völlig zufrieden wäre.

).
In der (Hobby-) Fotografie scheinen viele zu glauben, dass sie den Wert der Bilder und Interessen anderer bestimmen und das dann auch noch verkünden müssen/ dürften.
Warum eigentlich?
Was prädestiniert ausgerechnet die (Hobby-)Fotografie dazu?
Von anderen Hobbys kenne ich das nicht (so extrem).
LG
Frederica