Zumal ich mir einbilde, hier von Wolfgang R mal was darüber gelesen zu haben, dass sehr gute Optiken einen limitierenden Effekt auf die DR haben. Mag aber auch sein, dass ich da was durcheinanderbringe.
Das ist irgendwie wie bei HDR. Das ist großartig, wenn man es so weit moderat anwendet, dass ein sonst ausbrennender Bereich noch Zeichnung zeigt, aber wenn man praktisch alle Helligkeitswerte - im Extremfall - auf selbes Niveau bringt hat man die Unterschiede nur noch bei den Farben. Das ist ähnlich wie bei der automatischen Aussteuerung bei Audio: Wenn die manuell eingestellt wird, dann hört man, was lauter und was leiser ist, bei Automatik hört man zwar alles optimal ausgesteuert, es fehlt aber die Information über die tatsächliche Lautstärke. Es geht damit die Atmosphäre verloren.
Bei den sehr guten Objektiven ist es nicht limitierend, es ist eher umgekehrt bei den nicht so sehr guten Objektiven so, dass es da halt mehr Streulicht gibt, das sich mit einem schwachen Schleier über das ganze Bild legt und dadurch der Kontrastumfang reduziert wird. Ich brauche also von vornherein nicht so tiefes Schwarz von der Kamera verarbeiten könenn, wenn das durch das Objektiv sowieso nicht so tief dunkel kommt, weil es fein überstrahlt ist und daher sowieso heller.
Dadurch, dass im Bild ja nur ein sehr kleiner Tonwertumfang darstellbar ist, kann man starke Helligkeit und strarke Dunkelheit durch absaufen in Schwarz oder Überstrahlungen bei gleißendem Licht sehen.
Ich hatte einmal ein Leica-Objektiv zum Testen, das war derart genial, dass die Sonne im Bild nur als stecknadelgroßer Punkt zu sehen war. Das ist technisch genial, aber um die gleißende Sonne im Bild zu haben muss das überstrahlen und sind auch Blendenreflexe hilfreich. Es ist technisch nicht so schön, aber mehr als Weiß im Bild geht halt nicht und wenn es leuchtend ist, ist das nur über - im Grunde - technische Fehler darstellbar.
Eben durch die so leicht mögliche technische Perfektion glaube ich, dass es künftig bedeutender werden wird, wenn in einem Bild die Atmosphäre zu erkennen ist.
Beispielsweise in der Werbung, wo normalerweise technisch perfekte Fotos gemacht werden, gibt es auch immer wieder so Mode-Phasen, in denen dann technisch eher - früher auf Kleinbild aufgenommene - weniger perfekte Aufnahmen gemacht wurden, damit eine Szene lebendiger ausschaut, wo also durch grobes Korn sichtbar ist, dass es eigentlich dunkler ist und es überstrahlungen gibt und sehr dunkle Bereiche halt wirklich nur schwarz sind.
Für mich ist es auch sinnvoll, wenn ich ab etwa ISO 1600 schon erkennen kann, dass es eben dunkler ist durch erhöhtes Rauschen und mattere Farben. Ich hatte einmal mit einer D3 in eine finstere Ecke fotografiert. Im Foto war das farbenprächtig und hat ausgeschaut als würde dort die Sonne hinscheinen. Technisch genial, aber mit dem Seheindruck der Originalszene hatte das eigentlich keine Ähnlichkeit.
Wenn man Aufnahmen unter normal hellem Licht mittels hoher ISO-Einstellung mit extrem kurzen Verschlusszeiten machen will, dann ist das erhöhte Rauschen freilich nicht sinnvoll und störend. Es kommt halt darauf an, was man fotografieren will und auch ob die Atmosphäre eigentlich egal ist, weil man einfach unter widrigsten Umständen Sachaufnahmen machen will, für die die Lichtstimmung sowieso uninteressant ist.
Ich hatte beispielsweise mit der D3 bei einer Ausstellung auf der Rückseite eines Fernsehers die Anschlüsse fotografiert und dort hat man mit freiem Auge fast nichts gesehen. Für meinen Zweck war das also goldrichtig, dass das technisch optimal war. Wenn ich also für solche Zwecke mit einer Taschenlampe praktisch Studiolichtbedingungen herstellen kann ist das ja genial. Wenn ich aber die Atmosphäre in einem Nachtclub "spürbar" darstellen will, dann müsste ich die D3 auf ISO 12800 einstellen, um die Dunkelheit vermitteln zu können.
Den Tonwertumfang kann man durch höhere Kontrasteinstellung reduzieren, das kann man aber nachträglich auch machen. So komplett nivelliert, dass alles gleich hell ist, ist es ja nicht.