Nötig um DSLRs den Rang komplett abzulaufen wäre:
Min. gleichschneller Kontrast AF im vergleich zum Phasen AF der Topmodelle, Anzeigeverzögerung <4-8ms, keine messbare Schlierenbildung, große Gehäuse mit gutem Griff für Tele Fotografen, so gut wie keine Verzögerung beim anmachen, extremst hochauflösende Displays im Sucher, um längen bessere Darstellung im Sucher bei Serienbildaufnahmen in voller Geschwindigkeit (wir vergleichen ja keine Einsfiegs DSLR mit profi Spiegelloser, d.h. Die Anzeige muss mit 7-10fps gleichwertig gute Anzeigen produzieren), usw.
Das wird in den nächsten Jahrzehnten nicht passieren, die Entwicklung der Dslrs geht ja ebenfalls weiter.
Ich sehe das nicht so.
Du schreibst ja selbst, dass der Anteil von DSLRs am Gesamt-Markt an digitalen Fotogeräten bei etwa 15% liegt - das heißt ja schon mal, dass ca 85% jener, die fotografieren wollen, gar nicht daran gelegen ist, all das 'zu kaufen', was Du oben angeführt hast. Den allermeisten Leuten ist es egal, wie schnell der AF ist, wie groß die Anzeigeverzögerung ist, ob da irgendwas Schlieren bildet am Display, wie gut das Gerät in der Hand liegt, wie viele Bilder das Teil macht usw usw usw.
So - und ich sage jetzt mal, dass nochmal ein nicht unerheblicher Anteil derer, die heute mit einer DSLR fotografieren, einige bis viele der angeführten Eigenschaften egal sind.
Die Wichtigkeit der angeführten Eigenschaften wird von ambitionierten DSLR-Fotografen maßlos überschätzt. Die Frage, die sich mir allenfalls stellt, lautet eher: Wie groß wird der Anteil jener sein, die auch hier noch abfallen werden im Laufe der Zeit. Dass nicht alle auf andere Techniken umsteigen werden, ist sowieso klar. Bislang hat noch keine Technik zu 100% die alten Techniken abgelöst. Auch heute verwenden manche Menschen zum Schreiben noch Papier und Füller - oder eine Schreibmaschine ... anstatt einen Computer!
Ich will Spiegellose nicht schlecht machen, es sind sehr gute Kameras dadrunter. Um Dslrs aber den Rang abzulaufen ist noch extremst viel Entwicklung nötig.
Sowas lässt sich nicht verallgemeinern.
Wenn ich das an meiner Person aufmachen soll, dann wird es schneller gehen als Du denkst. Denn was mich betrifft, bin ich nicht jemand, der was weiß ich wie künstlerisch mit der Kamera rumläuft. Ich bin vor allem ein Erinnerungsbewahrer-Fotograf, mache also Fotos hauptsächlich, um mich später an schöne Stunden in meinem Leben erinnern zu können. Natürlich lege auch ich Wert auf eine bestimmte Qualität bei meinen Bildern. Aber meine Fotos finden nicht oft den Weg aufs Papier; sie werden eher am 50-Zoll UHD-Fernseher gezeigt oder im Internet präsentiert. Und wenn ich da vergleiche: ein Bild, geschossen mit den optisch besten Objektiven, die ich besitze - oder mit meinem Mega-Zoom 18-270mm - oder gar mit meiner Bridge-Kamera Coolpix P610 (mit equivalenten 24-1400mm Objektiv), dann sehe ich genau keinen Unterschied am TV.
Und da das so ist - kein Unterschied zwischen einem knackscharfen Tokina 2.8/50-135mm an der 70D und einem Tamron 18-270mm an der selben 70D und der P610 am selben Ausgabegerät - ja, dann stellt sich mir tatsächlich die Frage, wozu ich mir den hohen Aufwand noch antun soll. Bei der 70D muss ich wesentlich mehr an Gewicht mit mir rumschleppen, ich bin wesentlich stärker behindert (muss mitunter das Objektiv wechseln bzw versäume das Bild, weil eben gerade das falsche Glas angesetzt war), ich habe hinterher wesentlich mehr Arbeit (Entwicklung aus dem RAW, zurechtschneiden auf 16:9, dem Format des Fernsehers (ich finde schwarze Balken nun mal blöde)) - und was bekomme ich für Vorteile? Angeblich eine höhere Schärfe und geringeres Rauschen (was ich am TV sowieso nicht erkennen kann), ich bekomme eine bessere Freistellungsmöglichkeit, ich bekomme ein schneller reagierendes System. Die letzten 2 Punkte sind für mich aber kein Mehrwert. Ich persönlich verwende meine 2.8er Linsen nur extrem sporadisch bei offener Blende, meist bewege ich mich damit auch bei Blende 5.6 bis 8, sogar Blende 11 verwende ich häufiger als Blende 2.8!
Weitere Nachteile der Systeme mit Spiegel: Seit ich die 70D habe, kämpfe ich massiv mit der Justierung meiner bisherigen Linsen. Eigentlich wollte ich, dass alle Objektive sowohl an der 40D als auch an der 70D perfekt funktionieren. Geht nur nicht. Mein Tamron 2.8/17-50er (als Beispiel) funktioniert entweder an der 40D oder an der 70D. Jeweils vice-versa glänzt es mit massivem Frontfokus. Mein Tokina 2.8/11-16mm geht an der 40D perfekt, an der 70D hat es ebenfalls einen massiven Frontfokus. Justieren? Klar - nach Holland schicken, dort sinden gezählte 2 Techniker, die soweit ausgelastet sind, dass eine Justierung 'Monate' dauern wird. Alles ein Nachteil dieser Technik: das Objektiv muss nun mal zum AF-Sensor des Gehäuses passen. Ist der Strahlengang durchs Objektiv, warum auch immer, nicht optimal für den verbauten AF-Sensor, dann passt es einfach nicht. Im LiveView-Modus sind aber alle meine Objektive untadelig.
Derzeit sind es einfach 2 verschiedene Kamerasysteme, die beide nebeneinander existieren können, da unterschiedliche Nutzer angesprochen werden.
Für mich optimal wäre eine Kreuzung zwischen DSLR und Spiegelloser - also einen optischen Sucher, der zu einem elektronsichen Sucher wird, sobald man den Spiegel hochklappt. Denn was wirklich gut ist an den DSLRs ist die Tatsache, dass man auch bei hellem Licht noch problemfrei fotografieren kann.
Noch ein paar Worte dazu, dass der Sensor-AF 'langsam' sein soll: Ja, er ist langsamer als der AF durch den Sucher. Aber: Wann bzw wie oft braucht man denn tatsächlich einen derart schnellen AF? Wie erwähnt, ich bin da eher ein Fotografierender, der für seine eigenen Erinnerungen fotografiert. Hier in der Regel bei Ausflügen. Und da vor allem Landschaften oder Städte, Ausstellungen (Burgen, Schlösser, Kirchen, Stifte, ...), sehr selten (und wenn, dann eher kleine) Veranstaltungen, Tiere im Zoo usw. Manchesmal ist es daher notwendig, dass man möglichst rasch das Bild macht (wenn man in einer Ausstellung eine Führung macht, dann ist es nicht gut, wenn man die Partie warten lässt, weil man wieder mal ein Objektiv wechseln muss). Ich bin überzeugt, dass ich mit meiner ach so langsamen P610 das Bild immer noch schneller im Kasten habe als viele, die erst umständlich nach der richigen Brennweite suchen. So langsam kann der AF ja gar nicht sein, als dass ich solche DSLR-Fotografen noch immer um Längen abhänge.
Was mich betrifft: Seit ich mir die P610 - nur so zum Spaß haben - gekauft habe, komme ich drauf, dass diese mehr als nur für mich zum ernsthaften Fotografieren geeignet ist. Schlieren? Kann ich nicht behaupten. Zeitverzögerung beim Verschwenken? Ja, das stimmt - aber daran gewöhnt man sich erstaunlich schnell. Schlechte ISO-Fähigkeiten? also bis ISO-1600 habe ich keine Probleme am TV. Vorteile? Ich kann die Speicherkarte direkt in den TV einstecken, nachdem ich vom Ausflug zurück gekommen bin und mich an für mich perfekten Bildern erfreuen. Und da nicht zu erwarten ist, dass sich die Technik in der Zukunft verschlechtert, sondern eher besser wird, weiß ich schon heute: Mein nächstes System hat ganz sicher keinen Spiegel mehr!