AW: messsucherkamerabesitzer hier im forum
Es gibt so einige Mythen in der analogen Fotografie:
1. Hexar-Linsen passen nicht ganz genau - verbreitet von Leuten, die aus einem dejustierten Exemplar auf das Fabrikat an sich schließen.
2. Kodak XTol wird schneller schlecht als andere Entwickler - verbreitet von Leuten, die Entwickler ungeprüft so lange benutzen bis er braun ist, ihn falsch aufbewahren, falsch benutzen, die Flaschen ohne Datum beschriften oder sich nicht an die Ansatzvorschriften halten. Der Hintergrund ist ein vor über zehn Jahren vorhandenes und lange behobenes Problem. Nun schimpfen schlechte Handwerker auf gutes Werkzeug, und das geht bestimmt noch Jahre weiter.
3. Der Entwickler ist entscheidend - verbreitet von Leuten, die an Wunder bzw. Wunderentwickler glauben wollen und dafür Prospektinhalte herunterbeten. Der Film ist der entscheidende Faktor, der Entwickler macht vielleicht 20-30% aus.
4. Bei SW-Entwicklung reicht ein billiges Thermometer, weil die Temperatur nicht ganz genau stimmen muß - verbreitet von Leuten, die den Unterschied zwischen einem guten, einem schlechten und einem spitzenmäßigen Negativ nicht erkennen.
5. Wenn die Bilder nicht auf Anhieb super sind liegt es an der Film-/Entwicklerkombination - siehe 3. und 4.
6. Der Kipprhythmus beim Filmentwickeln ist nicht so wichtig - verbreitet von Leuten, die die Datenblätter der Hersteller nicht lesen (Zeit, Temperatur und Bewegung sind die Faktoren).
7. Fotochemie darf man in's Klo kippen - verbreitet von Leuten, die auch ansonsten auf die Umwelt sch*****. Merke: es gibt umweltfreundliche Entwickler, umweltfreundliches Stoppbad, aber
es gibt keinen umweltfreundlichen Fixierer.
8. Russische Kameras und Objektive sind zuverlässig - das stimmt sogar, aber eben nur jedes dritte Teil (bei ebay-Käufen jedes zehnte).
9. Alte Leicas mit der Aufschrift "Luftwaffe" und alle Contax II und III sind echt - ja, das sind echte russiche Kameras mit nachträglicher Gravur.
10. Man kann Filme besonders gut und archivfest wässern, indem man einen bemerkenswert teuren roten Schlauch in die Dose steckt, der mit Druck Wasser und Luft hineinpumpt - erfunden von der Firma Jobo. Seitdem wässern Amateure ihre Filme mit Leitungswasser stark wechselnder Temperaturen, waschen nicht das ganze Fixierbad aus und verbrauchen wahnwitzige Mengen Wasser. Filme wässert man mit wenig Wasser der richtigen Temperatur und absolut archivsicher so:
http://www.stefanheymann.de/foto/swnegativwaesserung.htm
11. Man kann Entwickler dadurch haltbar machen, daß man sich "Tetenal Protectan" kauft und das Zeug in die halbvolle Flasche sprüht - stimmt fast. Wenn es eine normale Plastikflasche ist diffundiert Sauerstoff durch die Wand und verkürzt die Lebensdauer des Entwicklers. Ansonsten: erfunden von der Firma Tetenal, die für eine Sprühdose mit der Aufschrift "Protectan" mehr als 10 Euro verlangt. Das Butangas, das sich hinter dem Markennamen verbirgt, ist ein Abfallprodukt von Raffinerien, das lächerlich billig zu haben ist. Man kennt es auch aus Feuerzeugen und Camping-Gasflaschen.
Die Liste ist viel länger, aber ich hab' jetzt keine Zeit mehr...