Also, ich hätte keine Lust, auf ein teures, sensibles, nur manuell scharf zu stellendes f0,95-Objektiv zurückzugreifen, um annähernd den Freistellungseffekt eines günstigen 85/1.8 oder 50/1.4 (das ich normalerweise auf f2 stehen lasse) an einer 5D zu erreichen. Ähnliches gilt z.B. für ein günstiges 20/2.8 USM, das etwa bei Konzerten in kleinen Clubs eine Menge Spaß macht. Deshalb behalte ich die günstige, schnelle, bewährte und zuverlässige Kombi aus 5D (Classic) zumindest mit einigen Objektiven.
Aufgrund der längeren Brennweite des 45er und 75er Olympus kann man sicher mit mFT in etwa ähnliche Freistellungseffekte erzielen. Vielleicht schaffe ich mir die mal irgendwann für mFT an. Besonders das 45er hat ja ein super P/L-Verhältnis. Aber erst einmal bleibt die 5D mit ein paar Objektiven. Ich werde die DSLR allerdings sicher nicht auf eine gewöhnliche Urlaubsreise mitnehmen, dafür ist sie mir nicht nur zu schwer (das ginge ja noch), sondern auch zu auffällig und oft auch zu laut. Aufgrund der spiegellosen Kameras gibt es da wesentlich Dezenteres.
Deshalb sind, außer für einige "Spezialfälle", die Möglichkeiten einer mFT (etwa mit dem 12-35/2.8) für mich völlig ausreichend, und die Vorteile durch geringere Größe, Gewicht und Lautstärke überwiegen. Ob der AF der OM-D nicht nur so schnell, sondern gleichzeitig auch so zuverlässig arbeitet wie der meinen ollen 5D (trotz aller Unkenrufe habe ich damit auch bei wenig Licht keine Probleme), muss sich für mich noch in der Praxis zeigen.
Auch APS-C ist m.E. übrigens nicht tot. Was meine Ricoh GXR mit M-Modul (ohne AA-Filter) und dem Voigtländer 15/4.5 schon aus 12MP an Detailreichtum und Schärfe hingelegt hat, bekommt die 5D jedenfalls nicht hin, obwohl man der eine besondere "Grundschärfe" nachsagt. Ob die OM-D es schafft, weiß ich nicht. Ein größerer Sensor wird rein physikalisch immer einige Vorteile gegenüber einem kleineren haben, falls man das Maximum aus ihm "herausholt", und der Erfolg von NEX, Fuji & Co. zeigt es.
Das rein manuelle M-Modul der GXR war für mich übrigens nur im WW-Bereich mit "Zonen-Fokussierung" sehr praktikabel (ich habe praktisch nie durch den Sucher scharfgestellt, sondern immer über die Entfernungsskala am Objektiv), schon ein 50er Summilux war mir viel zu langsam beim manuellen Scharfstellen (trotz Focus Peaking); zu häufig waren die Motive weg, bevor ich scharfstellen konnte. Die Erfahrung möchte ich mit der OM-D nicht wiederholen; deshalb sind für mich die manuellen VL-Objektive auch keine Option (und außerdem zu teuer für das Gebotene). M-Objektive sind für mich übrigens bisher auch keine ernste Alternative, denn schon der Gedanke, dass ein spannendes 15/4.5 (das mit umgerechnet 22,5 mm als FB an der APS-C immer noch spannend war), zu einem langweiligen 30/4.5 an mFT mutiert, lässt mein Interesse gegen Null sinken. Ok, mein altes 50er Summilux werde ich vielleicht mal ausprobieren, wenn es schon mal da ist. Aber so richtig ernst nehmen kann ich das nicht. Aber das nur nebenbei.
Unterm Strich ist für mich mFT in Gestalt der OM-D (oder GH3) und auch der kleineren Geschwister derzeit der beste Kompromiss aus Größe, Bildqualität und Praxistauglichkeit, auch wenn andere Systeme in Einzeldisziplinen voraus sind. Vor allem waren es die Schnelligkeit und die "Wettertauglichkeit" der OM-D, die dann den Ausschlag gegeben haben (und ich hoffe, die OM-D hält hier auch, was sie verspricht).
Ich finde Betrachtungen in 100%-Ansicht mit dem peniblen Zählen von Linienpaaren und Rauschanteilen aber auch zunehmend langweiliger und das Ergebnis, das letztlich auf dem Papier ausgedruckt zu sehen ist, immer spannender. Und da werden viele der technischen Unterschiede größtenteils in der Praxis unsichtbar bzw. für mich irrelevant.
Also kann man die Sache ganz entspannt sehen. Es gibt von der Technik her unendlich viele Möglichkeiten, zu guten Fotos zu kommen.