So, ich hatte inzwischen die Gelegenheit eines der neuen Triopods in die Finger zu bekommen. Es war ein 4teiliges Carbonstativ (C2844) auch mit der optionalen CC Erhöhung.
Forent hatte weiter oben einen sehr schönen Beitrag zu seiner Erwartungshaltung verfasst:
Ich fasse mal für mich zusammen:
Die Idee, ein modulares, dadurch flexibles, leichtes, schlankes, schönes und sogar universelles Stativ made in Germany zum bezahlbaren Preis zu kriegen, ist derart attraktiv, dass ich geneigt bin, viele Bedenken und damit das meiste, was ich bislang über Stative zu wissen glaubte, über Bord zu werfen, mir nach der Photokina ein Set mit den neuen 3-segmentigen Alubeinen und den Makrobeinchen zu bestellen und daraufhin zu testen, obe es meine Anforderungen erfüllt, d.h.
- Canon 7D + 5,6/400L
- Canon 7D + 2,8/100L an Stativschelle
- Nikon Spektiv ED82A mit 50fach-Okular
so sicher und vibrationsarm zu halten wie mein bewährtes Feisol CT-3372 non-Rapid, das in dieser Hinsicht meinen Mindeststandard darstellt und weniger zittert als z.B. ein Berlebach Report 302.
Das würde bedeuten, dass meine bisherigen Überzeugungen hinsichtlich Stativmasse, Beindurchmesser, Beinmaterial und Stativschulterbreite alle falsch sind, denn das Triopod ist von der Papierform her eigentlich viel zu schwachbrüstig und eher ein Konkurrenzprodukt z.B. für ein Feisol Tournament CT-3342 (das mir persönlich keinen Vorteil gegenüber meinem billigen Velbon Ultra REXi-L bietet). Aber verflixt, ich würde mich liebend gerne irren und dann auf diese 1-Stativ-Lösung umsteigen. Immerhin hat der Novoflex-Mitarbeiter am Telefon die angegebene 25kg-Belastbarkeit des Triopod ganz selbstverständlich zitiert und auf meine kritische Nachfrage hin verteidigt.
Schau'n 'mer 'mal; nur Versuch macht kluch...
Etwas später hat er seinen Wunschgedanken ja bereits zu Grabe getragen da ihm die attestierte Stabilität eines Series 2 Gitzos nicht ausreicht. Ich selber bin mir nach der Erfahrung heute noch nicht mal sicher, ob mit einem Series 2 Mountaineer mithalten kann, mit einem Series 2 Systematic bin ich mir sehr sicher, dass das nicht ausreicht. Mehr dazu unten.
Ich bin mit einer ähnlichen Erwartungshaltung ran gegangen und muss ganz ernüchtert feststellen, dass ich durch meine bisherigen Stative (GT3532LS und TVC 24) offensichtlich komplett versaut bin. Das C2844 (oder sogar das längere C2840) hätte ja ggf dem TVC als Reisestativ den Platz streitig machen können. Schön kompakt ist das Novoflex ja allemal. Und zwar sowohl zusammengebaut als natürlich auch zerlegt.
Aber da wird leider nichts draus. Für mich noch nicht mal im Ansatz. Das kompakte Packmass ist ja durch sehr eng beieinander angeschlagene Beine realisiert
auf denen dann der Kuko montiert wird. Anderswo (selbst beim an sich schon kompakten TVC24) ist die Kopfplatte ja
zwischen den Beinen. Bei den neuen Systematics ist es ja dann noch wesentlich deutlicher, da ist die Kopfplatte richtig ausladend und somit die Beinanschläge deutlich weiter auseinander (natürlich mit dem Effekt beim Packmass aber eben auch der Stabilität).
Die Verwindungssteifigkeit dieser Novoflex Konstruktion reicht mir klar nicht aus. Selbst mit den noch relativ kurzen Beinen des C2844. Es hat leider einen deutlichen Flex um die Mittelachse der Kamera.
Die Beinverschlüsse selber sind tatsächlich ein guter Schritt nach vorne im Vergleich zu den alten Beinen (wobei die alten in meinen Augen auch einfach untauglich waren). Der notwendige Drehwinkel zum Öffnen und Schliessen ist etwas grösser als bei Gitzo und RRS, aber die Haltekräfte und auch die Biegesteifigkeit der Verbindung ist gut geworden.
Wie gesagt, die Stabilität hat mir nicht gelangt, könnte also im Prinzip hier aufhören. Ich habe aber auch noch ein paar andere Punkte gefunden bei denen ich mit dem Konstrukteur noch mal in die Bütt gehen würde, wenn ich das Teil verkaufen wollte.
Der erste Punkt ist dass jemand mal hingehen sollte und alle 1/4“ Gewindeschneider bei Novoflex mopsen sollte. Es würde ihnen gut tun. Dass ich nicht glücklich bin mit dem 1/4“ Mass an den Beinen hatte ich ja schon geschrieben. Aber warum nehmen die Jungs für den Kugelkopfanschluss ein 1/4“ Gewinde? Wer schraubt denn bitte seine Kamera direkt auf die Kugelkopfaufnahme?
Also geht das Gewürge mit den Adaptergewinden wieder los. So auch bei mir im Laden. Das erste Stück, welches der Verkäufer brachte war eines dieser viel zu kurzen Teile. Der Bolzen des Novoflex ist ohnehin schon sehr (zu) kurz. In der Kombination passte es gar nicht. Ich konnte den Kopf (mein mitgebrachter CB3) nicht wirklich fest auf dem Stativ montieren. Also einen längeren genommen. Kuko drauf und ausprobiert.
Nun wollte ich die CC Erhöhung testen. Und guess what? Das Übergewinde steckte auf dem Triopod fest. Musste also erstmal hinten im Laden mit Werkzeug entfernt werden. Die CC Erhöhung hat ein 1/4“ Gewinde in der Mitte, also man kann sie nur montieren wenn man die 3/8“ Hülse abbekommen hat. Im Feld wäre hier ggf also schon mal Pause bis Schluss gewesen.
Die Grund- /Verriegelungsplatte der CC Erhöhung ist ein Kunststoff Spritzgussteil mit einem recht hohen Glasfaseranteil. Ich habe überhaupt nichts gegen technische Kunststoffe, aber wie lange das formstabil bleiben wird und wie es z.B. auf ein paar heiss-kalt zyklen in Kofferraum reagiert kann ich nur mutmassen. Ich kann nur jedem empfehlen, der sein Stativ im Kofferraum lagert diese Arrretierungsplatte im Kofferraum zu entriegeln. Im verriegelten Zustand übt dieser Kunststoff Druck auf die Stangen aus (und andersrum). Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Satz kofferraumheisse Stangen dem Kunststoff zu Leibe rücken können und dessen Form dauerhaft verändern (das kann natürlich auch im entspannten Zustand passieren).
Mich hat die CC Lösung nicht überzeugt. Diese hier hatte übrigens keinen Widerstand wenn man aus der 0-Position rauskommt. Aber gerade auch die unterste Position bringt eine gewisse Menge Flexibilität ins System wenn man die Kamera justiert. Ich hatte eigentlich erwartet, dass zumindest in der tiefen Position alles wie aus einem Guss wäre. In Kombination mit der geringen Verwindungssteifigkeit des Statives an sich finde ich das schon unangenehm. Feine Kamerajustierungen innerhalb der Friktion gehen dann nicht mehr, weil man immer das Stativ mit verdreht und diese Verdrehung dann wieder zurückfedert.
Apropos 1/4“ Oben auf dem CC Teller ist natürlich konsequenterweise auch ein 1/4“ Stift. Und was war? Als ich meinen Kuko demontiert habe steckte das Übergewinde auch wieder auf der Platte fest. Also wieder zurück zum Werkzeug um das Gewinde zu entferen.
Dieses Geeiere mit den Übergewinden alleine wäre für mich schon ausreichend um das Stativ aus der Auswahl zu werfen. Für mich wäre dies nun wirklich leicht vermeidbar gewesen. 3/8" als Standard oben drauf und fertig (an dieser Stelle frage ich mich übrigens immer noch warum Berlebach immer noch das 1/4" Gewinde als Standardauswahl in ihrem Webshop hat).
Ach ja, eins noch. Die Füsse, respektive deren Befestigung. Die Gewinde für die Spikes sind in einen Kunststoffblock geschnitten, welcher im Endrohr verklebt ist. Das Stativ hatten sie vor 2 Wochen bekommen und es gab schon Spuren von angegriffenen Gewindegängen. Hatte ich oben geschrieben, dass ich generell nichts gegen technische Kunststoffe habe, so muss ich das einschränken. Bei Gewinden, welche nicht nur einer einmaligen Montage dienen haben diese mMn nichts zu suchen.
Also muss ich mich leider Forent anschliessen und die Hoffnung für mich ad acta legen, dass Novoflex hier der grosse Wurf gelungen ist. Das schreibe ich wie gesagt explizit aus meiner Sicht und mit meinen Ansprüchen und auch einer Stativausrüstung die wesentlich mehr gekostet hat als das Triopod. Die Idee des Statives finde ich nach wie vor gut, ein paar Details hätten sie definitiv besser machen können und bei der Stativschulter muss man wahrscheinlich einen Tod sterben. So kompakt wie hier oder doch lieber ein wenig auslandender aber dafür steifer.
Immerhin kann ich mir diese Flausen nun aus dem Kopf schlagen und mir auch sicher sein, dass sie nicht morgen schon wieder kommen.
gruss ede