bevor ich nochmals detaillierter auf ein paar Argumente eingehe, stelle ich "zur Sicherheit" mal Folgendes voran:
1. Die Lichtfeld-Technik ist *nach meiner Meinung* revolutionär.
2. Dass es dabei auch jede Menge systeminhärente Grenzen geben wird, ist auch klar.
3. Dass die ersten (!) praktischen Implementierungen der Technologie in Hard- und Software zudem noch jede Menge Einschränkungen und Kinderkrankheiten haben (werden), ist ebenfalls klar.
@Bernd71
A) Auflösung über den Tiefenschärfebereich
die Antwort findet sich auf der verlinkten Raytrix-Seite
http://www.raytrix.de/index.php/RX.html
"Konventionelle Kameras liefern nur auf der ursprünglichen Fokusebene ihre vom Hersteller versprochene Auflösung. Eine nachträgliche Änderung der Tiefenschärfe ist somit unmöglich. Plenoptische Kameras aus der aktuellen Forschung verfügen über eine konstante aber sehr niedrige Auflösung über den gesamten Tiefenschärfebereich. Diese niedrige Auflösung macht die Plenoptischen Kameras unbrauchbar für die Praxis. Die neuen Raytrix-Kameras hingegen verbinden die Vorteile von allen Kameratechnologien und verfügen über eine hohe Auflösung üben einen sehr großen Tiefenschärfebereich."
Ich nehme einmal an, dass sich in dem Punkt die Raytrix-Software und die Lytro-Hard- und vor allem Software unterscheiden. Die Lytro ist möglicherweise näher an einer plenoptischen Kamera und bietet deshalb eben relativ wenig Auflösung, aber das über den gesamten Tiefenschärfebereich. Mangels detaillierterer technischer Angaben von Lytro lässt sich das derzeit aber nicht überprüfen.
Ich gehe ebenfalls davon aus, dass die einfach aufgebaute Lytro genau so abgestimmt wurde, dass die Elemente "Objektiv - Mikrolinsen - Sensor" in einem möglichst günstigen Bereich liegen.
Raytrix ist offenbar einen etwas anderen Weg gegangen, um mehr Auflösung herauszuholen. Die flanschen ja auch fokussierbare Objektive an ihre Kameras, und verwenden sehr große Sensoren. Raytrix schreibt, dass sie bis zu 1/4 der Sensorauflösung herausbekommen [ca. 3MP an einem 11 MP Sensor], bei Lytro wissen wir die Sensor-Auflösung nicht, das Verhältnis *könnte* aber kleiner zu sein ... so Richtung 1:10. Die Aussage von den "11 Mega rays" könnte ja auf einen 11 Millionen Mikrolinsen und/oder einen 11 Megapixel-Sensor hindeuten ... rauskommen tut jedenfalls ca. 1 MP effektive Auflösung (1080 x 1080).
Ein wesentlicher Parameter bei der Lichtfeld-Technik sind offenbar die Blendenöffnung des Aufnahmeobjektivs und der Mikrolinsen. Im Raytrix-Dokument S. 18 steht, dass die Blendenöffnung des Aufnahmeobjektivs mit der Blendenöffnung der Mikrolinsen übereinstimmen müsse, weil sich sonst die Mikrobilder überlappen oder dazwischen Lücken wären ... keine Ahnung, wie die Lytro konstruiert ist, sie geben ja nur an, dass das Aufnahmeobjektiv f/2.0 konstant über den gesamten Brennweitenbereich sei ... über die Blendenöffnung der Mikrolinsen finde ich nichts, ... in der Ng-Dissertation steht immer "f/4.0" aber möglicherweise ist das nur ein "Rechenbeispiel".
B) stufenlose Wahl der Schärfenebene
wie kommst Du darauf, dass das bei Raytrix nur in diskreten Stufen möglich sei? Ich lese auf S. 26 des Raytrix .pdf
http://www.raytrix.de/tl_files/downloads/Raytrix_Intro_LightField_100124_web.pdf als 6. Bulletpoint von oben:
"Real time re-focusing
on arbitrary focal surface from a single snapshot".
Und bei Lytro sagt Ng in einem der youtube Interviews ebenfalls (zumindest sinngemäss), dass in der Software am PC (nicht im web) eine stufenlose Wahl der Schärfenebene möglich sei. Und so wie ich die Lichtfeld-Technik/plenoptische Kameras verstehe, sehe ich absolut keinen zwingenden technischen Grund, warum per Software nicht Schärfenebene/n an beliebiger Stelle, also "stufenlos" aus dem gesamten Lichtfeld errechenbar sein sollten.
Ich denke, die Vorstellung von diskreten Stufen rührt allein daher, dass das webtool zur Ansicht der Lytro-Bilder aus bekannten Gründen (Datenmenge, jpgs) keine kontinuierliche Wahl der Schärfeebene anbietet, sondern nur ein paar wenige Stufen.