Bereits mit der allerersten Generation der "armseligen" kleinen Lytro Lichtfeld-Kompaktknipse wird man - spätestens nach ein paar Updates der Lichtfeld-Raw-Konvertersoftware - unter anderem Fotos aufnehmen können, bei denen man - wenn man will (!) - nach der Aufnahme jederzeit Dinge machen kann, die derzeit mit keiner einzigen anderen Kamera [abgesehen von den Raytrix-Lichtfeldkameras] möglich sind. Insbesondere Folgendes:
* Schärfeebene/n und deren Ausdehnung nach Belieben im Bild festlegen
* 3D / stereoskopische Bilder erzeugen - mit nur einer Aufnahme und nur einem Objektiv
* nach Herzenslust Tilten, Shiften, Scheimpflugen - ohne Fach-/Laufbodenkamera, ohne optische Bank, ohne teures, fettes, schweres Tilt-Shift-Objektiv
Und die Kamera dazu hat genau drei Bedienelemente, ist so kompakt wie ein Maglite und kostet soviel wie eine herkömmliche Kompaktknipse.
Man kann sich bei der Aufnahme einzig und allein auf die Motivszene im - oft unwiderbringlichen Moment der Aufnahme - konzentrieren, anstatt gleichzeitig an vielen Knöpfen und Radln mit affenartiger Fingerfertigkeit irgendwelche aufnahmetechnischen Parameter einstellen zu müssen.
Einzig und allein die Auflösung liegt bei dieser ersten Generation noch hinter dem, was wir mittlerweile als Standard gewöhnt sind. Das wird sich aber garantiert in den nächsten Produktgenerationen rasch ändern.
Im Gegensatz zur normalen technischen Evolution - schneller/weiter/höher/besser - ist das ein qualitativer Sprung, kein quantitativer. Und damit ganz klar eine Revolution!
Es ist der zweite entscheidende Schritt in der Umstellung der Lichtbildnerei von chemisch-analog auf elektronisch-digital:
* Schritt 1: Befreiung von der üblen Chemikalienpantscherei [Zeit, Mühe, Kosten, Umweltbelastung - alles schlecht, egal, was die old-schooler meinen!]
* Schritt 2: Befreiung vom Zwang, ein Foto bereits im Moment der Aufnahme in allen Aspekten - a) Bildausschnitt, b) Belichtung, c) Schärfenebene - eindeutig und unwiderruflich festlegen zu müssen
Lichtfeldtechnik wird sich nicht als separate Form der Bildaufzeichnung manifestieren (also nicht wie Sofortbildfilm neben herkömmlichem Film), es wird in wenigen Jahren selbstverständlich in praktisch jeder neuen Kamera [ausser ein paar Modellen für die Ewiggestrigen] verbaut sein und ebenso sebstverständlich genutzt werden. Die "Knipser" werden [weiterhin] einen vollautomatischen workflow von der Aufnahme bis zum "fertigen Bild" haben und "bewusste Fotografen" werden gewaltig erweiterte fotografische Möglichkeiten haben, die bis dato - wenn überhaupt - nur mit jeweils spezialisierten, oft sehr teuren und meist auch sperrigen Gerätschaften verfügbar waren.
Wir Fotografen werden nach wie vor einen Moment in der Zeit festhalten, diesen aber mit viel mehr Information als bisher. Das ermöglicht uns, anschließend aus jeder einzelnen Aufnahme viel mehr mögliche Interpretationen = BILDER zu gewinnen.
Man kann es nutzen, aber niemand wird dazu gezwungen! Genauso wie wir mit unseren voll farbfähigen Kameras auch Bilder in schwarz-weiß oder Graustufen gewinnen können. Kein Problem - jeder wie er will! In Zukunft können wir aber in ein Bild eben auch völlig nach Belieben eine oder gar mehrere Schärfenebene/n setzen, die nicht parallel zur Sensorebene sein müssen ... oder jederzeit nachträglich aus einer Aufnahme auch noch ein 3D-Bild gewinnen ... wenn wir wollen und wenn es uns freut!
Es ist eine großartige fotografische Revolution. Und erst Recht eine für Video!
Viva la revolucion!
