AW: Ist die neue M9 führend im Weitwinkelbereich?
Der Vorteil der Messucherkamera gegenüber der DSLR ist das geringere Auflagemass.
Dies ermöglicht gerade bei Weitwinkelobjektiven besser korigierte Linsen, da meistens auf eine Retrofokuskonstruktion verzichtet werden kann.
Systembedingt hat hier also die Messucherkamera einen Wetbewerbsvorteil, ihr Nachteil ist die Ungenauigkeit des externen (bezogen auf das Objektiv) Suchers.
Gruss
Krohmie
Die Retrofocus-Konstruktion ist erheblich aufwendiger bringt aber nicht notwendigerweise schlechtere Ergebnisse. Beispielsweise das 7-14-mm-Zuiko für FT.
Messsucher ist angenehm zum Arbeiten - meine persönliche Meinung - für Aufnahmen im Bereich ab ca 90cm und für Brennweiten äquiv. KB 28-90mm. Die Aufstecksucher bei Leica-M - nötig bei kleiner als 28mm - sind nicht nur umständlich sondern auch zu ungenau.
Es geht nicht nur um den Parallaxenfehler, der zumindest beim Messsucher sowieso korrigiert ist, sondern es geht auch um die unterschiedliche Perspektive. Bei Bildern, bei denen hintereinander liegende Objekte auf Deckung gebracht werden sollen, muss man das Motiv anvisieren und dann die Kamera so verschieben, dass das Objektiv dorhin kommt, wo der Sucherausblick war. Die etwa 8cm Versatz von Sucherausblick zum Objektiv können bei etwas näheren Aufnahmen durchaus einen Unterschied machen. Dieses Problem kennt jeder, der längere Zeit mit einer Kamera mit Nicht-TTL-Sucher gearbeitet hat.
Wenn es nur um die Objektive geht, kann man Leica-R-Objektive beispielsweise an Canon verwenden.
Ich persönlich halte für extreme Weitwinkelaufnahmen bei Reportage - was ja die Domäne von Leica-M ist - eigentlich das Fischauge für die bessere Wahl als ein entzerrendes Objektiv. Wenn Köpfe im Randbereich sind, geht das mit einem Fischauge, aber es geht nicht mit einem entzerrenden Objektiv. Fischauge gibt es aber für Leica-M nicht.
Ein entzerrendes Objektiv braucht man für Landschaftsaufnahmen und Architekur. Ob man dafür allerdings eine kleinere Kamera braucht, sei dahingestellt, da diese Aufnahmen bei höchsten Qualitätsansprüchen sowieso mit Stativ gemacht werden.
Die Qualität von Leica-Objektiven ist - das ist auch meine Erfahrung - die beste die es gibt. Wenn man allerdings genauso viel Geld bei Canon oder wem auch immer ausgibt bekommt man es auch nicht schlechter. Der Vorteil bei Leica ist, dass man nahezu blind jedes Objektiv nehmen kann, weil es kein schlechtes gibt.
Ich denke, dass die DSLR in etwa fünf Jahren nicht mehr so attraktiv sein wird. Die SLR-Technik war ja nur nötig für Film. Die Nachteile von Nicht-SLRs sind die verzögerte Anzeige des elektronischen Sucherbilds und der langsamere Autofocus. Autofocus hat Leica sowieso nicht. Das Problem mit der verzögerten Sucherbildanzeige wird gelöst werden, die AF-Geschwindigkeit hat beispielsweise schon Panasonic mit dem mFT-Kameras sehr gut im Griff.
Die M9 ist zweifellos genial, aber es fehlt ihr ein elektronischer Sucher, eventuell zusätzlich.
Zur Eingangsfrage meine persönliche Einschätzung: Nein, Leica-M ist nicht führend im Weitwinkelbereich. Das können mittlerweile alle. Und Leica-M kennt kein Fischauge, was ich für Personen-Aufnahmen für unerlässlich halte, wenn es um extremen Weitwinkel geht.
Die besondere Eignung der Messsucher-Kamera für Weitwinkel rührt übrigens daher, dass man mit dem Messsucher genauer focussieren kann als mit einem SLR-Sucher, weil man immer die selbe Einstellgenauigkeit hat. Ob das heute bei AF auch noch der Fall ist, glaube ich eher nicht. Manuell ist es jedenfalls schwieriger mit einer SLR den Focuspunkt bei einem extremen WW-Objektiv zu finden.
Dafür wird mit dem Messsucher die Einstellgenauigkeit ab 90mm bereits ziemlich schwierig.