Dann also noch ein Beispiel, zu dem Ihr die Messkurven "full SNR" von DxOMark auswerten müsstet. Das ist etwas fummelig, weil die Werte auf einer logarithmischen Skala schwierig abzulesen sind (auf der linearen aber gar nicht) und längst nicht ausreichend Messwerte bei "mouse over" eingeblendet werden. Wenn ich mich da irgendwo um 1dB verguckt habe, war das keine böse Absicht.
Ich vergleiche jetzt mal die Canon 6D und die Nikon D750, weil die ähnlich viele Pixel haben (sonst bräuchte man noch einen Rechenschritt mehr), gleich große Sensoren und gleiche Basis-ISO.
Ich mache ein Referenzbild "0" mit 800ISO, 1/125s und Blende f/8. In dem Bild habe ich um 3LW ausgebrannte Lichter "L" (die wären in den "full SNR"-Kurven bei 800% zu suchen), ich betrachte Mittelgrau "M" bei 18% Sättigung in den Kurven, und ich habe Schatten "S", die um 8LW unter der Sättigung liegen, also bei 0,4%, und die ich später um 2LW anheben will, um sie auf dem Bildschirm noch mit Zeichnung sichtbar zu machen.
Für die
Canon 6D würde ich bei DxOMark ablesen:
0. 800ISO, 1/125s, f/8L (800%) - (ausgebrannt)
M (18%) SNR≈ 32dB
S (0,4%) SNR≈ 15dB
Jetzt will ich die Lichter retten, indem ich bei weiterhin 800ISO um 3LW knapper belichte. Die Lichter landen dann gerade bei 100%, die Mitten bei 18/8%= 2,3% und die Schatten bei 0,05%. Ich würde dann nachträglich die Lichter gar nicht, die Mitten um 3LW und die Schatten um 5LW aufhellen müssen.
1. 800ISO, 1/1000s, f/8L (100%) SNR≈ 38dB
M (2,3%) SNR≈ 24dB
S (0,05%) SNR≈ 0dB
Die Lichter sind gerettet, die Mitten bleiben bei komfortablen 24dB, aber die Schatten verlieren etwa 15dB und verschwinden im "Rauschsumpf". Also versuche ich jetzt die gleiche Belichtung, aber bei um 3 Stufen verringerter ISO. Dann wären wieder die Lichter bei 100%, die Mitten bei 2,3% und die Schatten bei 0,05%, aber jetzt auf der Kurve für 100ISO:
2. 100ISO, 1/125s, f/8L (100%) SNR≈ 44dB
M (2,3%) SNR≈ 32dB
S (0,05%) SNR≈ 3dB
Wieder sind die Lichter gerettet, die Mitten landen bei guten 32dB, aber die Schatten verlieren im Vergleich zur Referenzaufnahme "0" immer noch 12dB (von 15dB auf 3dB) und sind praktisch unbenutzbar. Mit der Canon 6D würden in diesem (zugegeben, konstruierten) Fall also weder die Variante 1 noch die Variante 2. zum Ziel führen können.
Das gleiche Spiel mit der
Nikon D750 (deren Werte nicht 1:1 mit der Canon 6D verglichen werden können, sie hat wegen der etwas höheren Pixelzahl sogar einen winzigen Nachteil).
0. 800ISO, 1/125s, f/8L (800%) - (ausgebrannt)
M (18%) SNR≈ 32dB
S (0,4%) SNR≈ 15dB
Diese Zahlen sind praktisch deckungsgleich mit denen der Canon 6D. Jetzt will ich wieder die Lichter retten, indem ich bei weiterhin 800ISO um 3LW knapper belichte.
1. 800ISO, 1/1000s, f/8L (100%) SNR≈ 38dB
M (2,3%) SNR≈ 23dB
S (0,05%) SNR≈ 4dB
In den Schatten hat die D750 in diesem Fall einen minimalen Vorteil, aber auch die sind mit 4dB praktisch unbenutzbar. Also versuche ich jetzt wieder die gleiche Belichtung, aber bei um 3 Stufen verringerter ISO, also die "ISO-lose Methode".
2. 100ISO, 1/125s, f/8L (100%) SNR≈ 44dB
M (2,3%) SNR≈ 32dB
S (0,05%) SNR≈ 13dB
Und da zeigt sich jetzt der Vorteil des nahezu ISO-losen Sensors: Die Schatten verlieren bei der Prozedur nur etwa 2dB (von 15dB auf 13dB), während der ISO-behaftete Sensor von 15dB auf 3dB einbrach.