AW: Olympus kommt...langsam, aber gewaltig...
Ich sehe das ähnlich – aber der E-1 nachzuweinen käme mir nicht in den Sinn, denn mit dem Konzept einer zwar zweifellos hochwertigen, solide gebauten, für rauhen, professionellen Umgang geeigneten Kamera, die aber zum Zeitpunkt ihres Erscheinens sowohl in wesentlichen bildqualitativen Merkmalen als auch in Performanzaspekten bereits hinter der Konkurrenz zurückbleibt, wird es schwer, wirtschaftlichen Erfolg aufzubauen. Für mich war die E-300, als sie auf den Markt kam, unter dem Strich sofort die bessere Kamera gewesen (und mir ist bis heute unverständlich, warum damals nicht gleich auch eine E-1 Mk II mit 8-MP-Sensor und aufgebohrter Elektronik nachgereicht wurde).
Mit der E-1 hatte Olympus noch den Vorteil, dass auch die Konkurrenzsysteme noch dabei waren, ihren roten Faden zu finden, und dass die DSLR-Technik insgesamt noch in Kinderschuhen steckte, während immerhin ein kleiner Teil des Marktes die Marketingaussagen zum Four-Thirds-Standard für bare Münze genommen hat. All das ist heute umso weniger gegeben, und deswegen müssen zwangsläufig andere Strategien her. Zumal auch der Preisdruck immer stärker wird, je klarer die DSLR-Technik auf dem Massenmarkt angekommen ist.
Wohin das tendenziell führt, hat man auf dem Kompaktkameramarkt gesehen. Hochwertige Kameras wie eine C-8080WZ mit ihrem Magnesiumgehäuse und ihrer Spitzenoptik sind heute kaum mehr denkbar, weil die dafür nötigen Preise angesichts billigerer Plastikkameras, die letztlich auch nicht so enorm viel schlechtere Bilder machen (wenn man mal von dem inzwischen erreichten, bildqualitativ längst kontraproduktiven Megapixel-Overkill absieht), nicht mehr verlangt werden können.
Und ich fürchte, unterhalb der Profi-Klasse, aus der sich Olympus mit der E-3 verabschiedet hat, wird es bei den DSLRs genauso laufen. Das zeigt nicht nur die E-3, das zeigen auch Ansätze wie die EOS 5D, mit der Canon erfolgreich versucht hat, durch Abstriche darin, was man traditionell von einer soliden, hochwertigen Kamera erwarten würde, der DSLR-Mittelklasse das KB-"Vollformat" zu bringen.
Insofern kann für Olympus eigentlich nur übrigbleiben, sich auf die wirklichen Vorteile des Formats zu konzentrieren, zum einen die ultrakompakte, mit immerhin sehr ordentlicher Bildqualität ausgestattete Billigschiene weiterzufahren, und zum anderen aber am oberen Ende, wenn man's nicht ganz abschreiben will, noch mehr in Tele- und Makrofotografie investieren, wo das kleine Format in seinem Element ist, und möglicherweise eben auch, wie Rolf meint, die ursprünglichen Qualitäten einer E-1 in etwa das Volumen einer E-4x0 zu packen (auch wenn das mit 400g nicht zu machen sein wird).
Grüße,
Robert