Also wie arbeitet man richtig mit Einbeinern? Wie benutzt man sie?
Für mich scheint es so, dass ein Einbein wenig bringt, weil man es ja auch festhalten muss. Wo bleibt also die Stabilität? Oder wackelt man damit tatsächlich weniger?
Wie lang kann man mit einem guten Einbein maximal belichten?
Gute Frage

! Sicherlich hier schon öfters kontrovers diskutiert.
Ich kann hier nur für mich sprechen, da ich - außer Einbeinstativen - sowohl diverse Tischstative wie auch etliche Dreibeine aus Holz, Alu und Carbon je nach Job einsetze.
Das Einbeinstativ ist KEIN Stativ für ALLE Zwecke, wohl aber für viele Aufgaben durchaus ein Dreibein ersetzend. Seine Mobilität, das geringe Gewicht und sein extrem kleiner Platzbedarf bei dennoch ausreichend hoher Stabilität, Belastbarkeit und Schwingungsarmut machen es quasi zu einem Universal-Werkzeug für die verschiedensten Einsätze.
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Festhalten: JaNein. OK, meist muss man es festhalten. Breitbeinig stehend ist das Gesamtsystem ja ein Dreibein! Klar? Dabei lehne ich manchmal gern ein Knie gegen das Einbein zur weiteren Schwingungsdämpfung oder umschlinge es mit einem Bein. Stützt man sich zusätzlich mit einem Arm darauf ab, so wird die Verwacklung nochmals gemindert.
Man kann ein Einbein auch irgendwo anlehnen. Dabei sollte der (stabile, erschütterungsfreie) Anlehnpunkt möglichst hoch in der Nähe des Kugelkopfes oder der Kamera liegen. Dann spielen lange Belichtungszeiten keine Rolle mehr. Das können Parkbänke sein oder Mauern, Felsen, Wände, Baumstämme, Säulen, Straßenlampen, Geländer. Mir reicht oft auch eine Stuhllehne vom Straßencafé. Wenn der Anlehnpunkt tief liegt, ist eine berührungsfrei ausgelöste Kamera nach langer Beruhigung der Restschwingungen gefragt.
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Wackeln: Weniger als freihändig auf jeden Fall! Denn mindestens in vertikaler Richtung wird ja die Kamera durch das Einbein gestützt. Wichtig ist noch ein guter Fuß mit viel Reibung gegen die "rotatative Verzitterung". Hier spielt der geniale Monostat-Fuß seine Stärke aus.
Bleibt noch die seitliche Verwacklung. Dagegen hilft (fast) nur eine ruhige Hand. Der Routinier allerdings stützt sich dabei mit dem Ellenbogen an Hauswand, Verkehrsschild, Baum, parkendem Auto (!) zusätzlich ab. Damit besteht mechanisch eine stabile, fast starre seitliche Verbindung von Kamera zum Abstützelement. Dieses Abstützen ist von frappierender Wirkung! Selbst mit einem starken Tele gelingen dadurch knacke scharfe Fotos wie mit einem Dreibein!
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Belichtungszeit: Wie lange man freistehend und das Einbein ohne Anlehnen festhaltend fotografieren kann, hängt ab von der Brennweite, der Dämpfungsmasse (Kamera - Objektiv - Körpergewicht) und der ruhigen Hand. Einen verbindlichen Wert kann ich nicht angeben. Hier sollte man das Sucherbild einer (D)SLR auf Zittern genau beobachten und grob abschätzen, welche Zeiten noch möglich sind. Man sollte sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass ein scharfes Bild bei Offenblende immer noch besser ist als ein nur wegen der Schärfentiefe stark abgeblendetes, dafür aber verwackeltes Foto.
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Stabilität: Aus dem Vorstehenden erklärt sich dann, was man unter "Stabiltät" verstehen könnte. Ich würde es so formulieren:
1) Das Einbein darf bei Belastung nicht durchrutschen, muss also sicher klemmen!
2) Das Einbein darf nicht um die eigene Achse zittern, muss also einen Fuß mit großer Reibung gegen Verdrehen haben! Da scheiden Halbkugel- und spitze Füße von vornherein aus.
3) Das Einbein darf sich nicht durchbiegen lassen oder stark nachschwingen! Je weniger Elemente/Sektionen, desto stabiler! Je dicker die Rohre, desto stabiler!