Es ist natürlich supertoll, dass du das willst. Unter den Milliarden Menschen, die den Planeten derzeit bevölkern, gibt es allerdings auch einige, die mit dem, was sie bisher machen oder zu wollen glaubten, nicht mehr zufrieden sind und sich weiterentwickeln wollen - sie wissen nur nicht genau, wie und wohin, deshalb bedienen sie sich Hilfestellungen, um die Komplexität der Aufgabe zu reduzieren, damit sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr übersehen. Durch die Reduktion auf eine Brennweite wird der Blick auf diese Brennweite geschärft, man konzentriert die Kreativität auf diese eine Brennweite und Perspektive, man denkt und imagniert nur noch in dieser Brennweite, und wenn alles klappt, kommt man dadurch dann auf neue, bessere, ungewöhnliche, andere Bildideen, weil man seine Fähigkeiten nicht breit gestreut an der Oberfläche vieler Möglichkeiten, sondern eng und tief und konzentriert auf wenige Möglichkeiten begrenzt angewendet hat.
Das leuchtet egentlich jedem ein, der nicht allwissend geboren wurde, sondern schon einmal etwas lernen musste. Lernen ist ein Prozess, den man wiederum selbst lernen muss (Lernen lernen), und mit Lernhilfen und Lerntechniken gelingt das besser als "einfach so". Wer das nicht weiß, ist entweder ein Ultragenie oder hat bisher weit unter seinen Möglichkeiten gelernt.
Nicht alle Brennweiten auf einmal zu lernen, sondern sie sich nacheinander vorzunehmen, zu üben, zu trainieren, ist eigenlich eine banale Selbstverständlichkeit. In der Schule lernt man den Mathestoff eines Jahres ja auch nicht auf einmal, sondern strukturiert ihn in Einheiten, die man begreifen, verstehen, festigen und trainieren kann. Die Begrenzung von Komplexität ist eine wichtige Hilfe, wenn man komplizierte Vorgänge erlernen und dabei richtig gut werden, also nicht nur an der Oberfläche bleiben will. Fotografie ist so ein komplizierter Vorgang, er besteht aus vielen Elementen und Optionen, deshalb macht es Sinn, diese Komplexität zunächst jeweils auf den Bereich zu reduzieren, in dem man sich gerade gezielt weiterentwickeln möchte. Die Brennweite ist dabei nur ein Faktor von vielen, ein Beispiel, eine Möglichkeit, die man herausgreifen kann, speziell wenn man das Gefühl hat, hier unter seinen Möglichkeiten zu fotografieren, also Verbesserungspotenzial vorhanden ist.
Nich jeder ist schon am ultimativen Ziel (etwa dem formatfüllenden Löwenfoto) angekommen. Es gibt tatsächlich Leute, die stehen derzeit "hier", wollen aber gern nach "dort"' und suchen nach Hilfen, Tipps und Prozessen, um sich in diese Richtung zu bewegen. Diese Bewegung findet aber im Kopf statt, nicht mit Turnschuhen und auch sicher nicht, indem man Urlaubstage für unsinnige Bergtouren opfert.
