Aw: E-400
Kein Mensch hat sich jemals eine Kleinbild Spiegelrefelx gekauft, in der Hoffnung mit Wunderfilmen und Wunderoptiken den "Formatnachteil" in in der Landschaftsfotografie zu Großformatkameras zu kompensieren.
Wenn Du die Sache aus der Zeitperspektive nach "Erfindung" des KB-Formates betrachtest, in der die Entwicklungen auf dem Bereich der Filmemulsionen noch rasch voranschritten, dann ist da sehr wohl etwas dran an dem Vergleich. Ein reicher Familienpappi, der zuvor mit Laufboden-Kompaktkamera teuren Rollfilm oder gar Fladen belichtete, kam zwei Jahrzehnte später mit einer Leica-KB zu oft besseren Resultaten, während die ebenfalls gestiegene Leistungsfähigkeit am MF- und GF-Sektor für seine Applikationen nicht mehr interessant waren. In einer vergleichbaren Umbruchs-Phase befinden wir uns doch nun wieder. Wären die Sensorkosten tatsächlich so hoch geblieben, wie sie in 2000 waren, dann hätte es womöglich gar kein digitales KB-Format mehr gegeben und 4/3 wäre am oberen Ende der Sensorflächen mit einem spezifisch für diese Anforderungen ausgelegten Systems auch im professionellen Sektor ganz vorn gelegen. Nun kam es anders - und das Bessere ist bekanntlich des Guten Feind.
Warum sollte man das bei Olympus tun.
Es ist keine Frage des "warum". Man hat es nun mal getan: ein Top-Profi-Segment bedienen zu wollen. Wohlgemerkt, lt. Oly-Webpage nicht nur "Profi", sondern gar "Top-Profi". Frag´ also mich nicht warum, frag´ Oly nach den Beweggründen (die oben stehenden Zusammenhänge mögen ja darunter gewesen sein).
Ich sehe das ganz anders. Eine E-1 hat 2000? gekostet und wiegt 660g, eine Canon 1Ds hat das vierfache gekostet beim doppelten Gewicht.
Zumindest für mich steht ganz klar außer Frage, was ich bevorzugen würde und es ist in diesem Falle nicht die Kamera mit dem ebsseren Sensor.
Das glaube ich Dir gerne, letzten Endes ist dies aber für den Erfolg einer echten professional-Serie unwichtig, denn tatsächlich über Wohl und Wehe einer Pro-Linie werden weder Du noch ich entscheiden, sondern eben die Profis bzw. Agenturen, die mit- bzw. eher gegeneinander im harten Leistungswettbewerb stehen. Daran werden wir nicht rütteln können - egal ob eine fotografisch völlig unbeleckte Mitarbeiterkraft abwinkt "Wir nehmen nur noch Bilder mit mindestens XY Megapixeln an", oder ob eine Presseagentur ihre Fotografen neu ausstattet und Rentabilitäts-Rechnungen über Gesamtsysteme anstellt, die alle Anforderungen abdecken müssen.
Auch Dein Vergleich mit Preis und Gewicht hinkt, denn das Geld und Gewicht, welches Du am Oly-Body sparst, wird man sich zumindest als "Top-Profi" kompensatorisch wieder vor den Body schnallen müssen (oft genug schon durchgekaut) - oder man ist gegenüber der harten Reporterkonkurrenz eben wieder nicht ganz auf der Höhe. Zudem hilft der Vergleich der alten Preise nur, um den damaligen Gesichtswinkel zu rekonstruieren, unter dem Oly den Systemeinstieg machte. Für heutige oder zukünftige Betrachtungen ist nur der aktuelle Strassenpreis oder die zukünftige Preisentwicklung interessant.
Es wird gegensätzliche Meinungen geben, genauso wie es zustimmenden Meinungen geben wird. Letzteres ist der angestrebte Kundenkreis.
Derzeit strebt Oly durch die nicht-Vorstellung eines E-1-Nachfolgers momentan gar keinen professionellen Kundenkreis für die "Top-Profi"-Objektivserie an.
Und der moemnetan aus meiner Sicht einzige Sichtbare Nachteil erscheint mir die hohen ISO Werte zu sein.
Faktisch ist dies im Sensorformat-Vergleich nur einer der Unterschiede - egal, ob die weiteren Punkte nun aus Deiner Sicht sichtbar sind oder nicht.
Du steckst das 4/3 System in einen Vergleich, für den es nie gedacht war.
Nicht ich tue dies, sondern die Profis und Agenturen, die sich entscheiden müssen - oder auch die Marketing-Abteilung von Oly, die diese Produktlinie tief im Profisektor verankern wollten.
Wie hoch würdest Du die Chancen sehen, wenn Oly jetzt einen professionell konzipierten E-1-Nachfolger mit 10-20 MP und tolerablen ISO-200 bis 400 und mässigen ISO-400 bis 800 brächte? Wenn man sich diesem Vergleich entzieht, dann wird man im harten professional-Sektor nicht flächendeckend Land gewinnen können. Und warum sollte Oly mit einer kostspieligen Neuentwicklung nur Nischensegmente innerhalb der Professionals und Amateure bedienen wollen, wo die Gewinnaussichten des Systems im kompakten DSLR-Sektor besser scheinen?