AW: Olympus E1
Hallo Thomas,
glaubst Du, alle Foto"Fach"verkäufer würden auch fotografieren?
Ganz sicher nicht.
Ich kannte mal einen aus einem renommierten Frankfurter Fachgeschäft, der verkaufte jahrelang sowohl analoge wie auch digitale Kameras aller Klassen sowohl an Amateure wie auch Profis. Das machte er mit einem gewissen Charme aber bar jeder Sachkenntnis. Er konnte den Kunden jedes Ersatzteil eines grossen Herstellers mit Preis, Artikelnummer etc. im Schlaf herbeten, hatte aber noch nie mit diesen Teilen gearbeitet. Als ihm sein Chef mal anlässlich irgendeiner Gelegenheit ein Dutzend Filme schenkte, verkaufte er diese, da kein Eigenbedarf bestand.
Er kannte jede Schraube, jede Kamera, jedes Objektiv aus der Theorie. Sein sogenanntes Fachwissen bezog er aus Gesprächen mit seinen professionellen Kunden. Selbst zu fotografieren wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
Als die Digitalzeit begann, begab er sich nicht in Foren, befingerte die Kameras nicht, probierte sie nicht aus, sondern verliess sich auf seine Kunden - von denen ich einer war. So geschah es nachweislich, dass ich auf meinem Handy von ihm angerufen wurde (und nicht nur mit ging es so), wenn er im Laden vor einer meist banalen Frage stand, die er nicht beantworten konnte.
Aus Freundschaft und jahrelangem Kontakt heraus haben dann viele Leute, die sich mit dem Metier weitestgehend auskannten, geholfen.
Auf dieser Basis verkaufte er garnicht mal ohne Erfolg. Dumme Sprüche, eine gespielte Lustigkeit und ein in manchen Fällen schon aufdringliches Nettigkeitsgehabe (das aber sofort verflog, wenn der Kunde sich herumdrehte), halfen ihm jahrelang über die Runden. Bis es irgendwann zuviel wurde und er in die Arbeitslosigkeit geschickt wurde. Heute ist er Rentner.
Und ich denke, er ist kein Einzelfall. Bei Promotionagenturen ist es zudem so, dass deren Mitarbeiter nach den jeweiligen Produktschulungen heute Kameras an den Mann/die Frau zu bringen haben, morgen Drucker, übermorgen Jeans oder Kaffeevollautomaten und überübermorgen...........
Eine wirklich tiefgehende Motivation und eine Identifikation mit dem beworbenen Produkt findet sich nur in seltenen Fällen.
Wer heute mit dem Olympus-, Nikon-, Canon- oder Pentax-Schildchen auf seiner schmucken Kleidung herumläuft (oder -steht), der kassiert zwar sein Honorar direkt oder indirekt von diesem Auftraggeber, dass er sich mit den Zielen dieses Herstellers aber identifiziert, wage ich in vielen Fällen zu bezweifeln. Die immer wieder zu erlebende Praxis spricht da eine deutliche Sprache - oft leider im negativen Falle.
Insofern -um wieder zum Thema zurueckzukommen- gehe ich davon aus, dass eine Vielzahl der nicht unmittelbar und verantwortlich beim Hersteller angestellten Promoter einfach nur einen Job machen. Mehr oder weniger gut, aber eben garantiert ohne echte und verwertbare Hintergrundinformationen.
Gruesse
Guenter