Und wieder ein "Wie ist das Urheberrecht zu bewerten und anzuwenden?"-Thread. Ähnlich wie
dieser und
dieser, auf die ich, was meine Einstellung zu dem Thema betrifft, zusätzlich verweise.
Trotzdem nochmal zusammengefasst: Das Urheberrecht mit seinen Definitionen, was eine "Kopie" ist und wann sie wie zu bewerten ist, stammt aus einer anderen Zeit. Heute ist das verlustfreie Kopieren von Inhalten einfach für jedermann so trivial und allgegenwärtig, dass man da deutlich umdenken muss. Das hier diskutierte Tool ist meines Erachtens nicht Grund für sondern nur Symptom einer Sichtweise (oder eben Ignoranz) des Themas durch eine breite Masse.
Als das Urheberrecht entstand, waren "Kopien" und "Veröffentlichungen" im relevanten Sinn mit einem solchen Aufwand verbunden, dass sie praktisch nur von Profis ausgeführt wurden, von denen man auch erwarten konnte, dass sie auch in juristischem Zusammenhang wussten, was sie taten.
Klingt ja gut, ist in der praxis aber einfach lächerlich.
Die Arbeiten würden nie fertig.
Dem stimme ich zu. Ein gutes Beispiel dafür, dass es heute einfach nicht mehr realistisch oder zumutbar ist, dass sich jeder bei jedweder Kopie eines digitalen Inhalts Gedanken um das Urheberrecht machen muss.
Wer nicht antwortet, gibt somit das Bild nicht frei, ergo: keine Verwendung, weitersuchen...
Siehe oben: Wie soll das funktionieren? In diesem Fall würde es vielleicht noch gehen. Aber die Entwicklung geht weiter, das hier angesprochene Tool ist nur ein Steinchen auf diesem Weg. Bald wird man in immer mehr Situationen "Kopien" (im Sinne des aktuellen Urheberrechts) digitaler Inhalte machen, ohne es überhaupt zu merken. Spitzfindige Juristen haben ja sogar schon konstatiert, dass die Version eines online gezeigten Bilds auf einer Webseite im Browsercache ja eigentlich schon eine Kopie darstellt. Usw.
Leider sind die normalen Menschen höchst naiv im Umgang mit Rechten, ein Bekannter von mir hat mir auch stolz seine ebay Auktion gezeigt, die er locker mit Bildern aus dem Web aufgepeppt hatte ... dass man das vielleicht unterlassen sollte war ihm vollkommen fremd.
Mein Reden. Nur die Konsequenz, die ich ziehe, ist eine andere: Man kann - gerade in solchen Situationen, die wie gesagt zunehmen werden - da auch keine Sensibilität erwarten!
Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, daß es tatsächlich Leute gibt, die so dumm sind zu glauben, daß alles sozusagen "rechtefrei" für alles nutzbar ist. Mag sein, daß es solche Leute gibt. Aber Dummheit schützt irgendwie auch nicht vor Strafe.
Erstens: An so vielen anderen Stellen setzt man eine erhebliche Dummheit der Nutzer voraus. Ich erwähne da gerne das bereits anderswo angeführte Beispiel des Herds mit dem Warnhinweis: "Wird im Betrieb heiß!". Beim Urheberrecht wird vergleichsweise unheimlich viel Mitdenken und juristische wie technische Kompetenz vorausgesetzt.
Zweitens: Unwissenheit in diesem Zusammenhang ist nicht unbedingt Dummheit. Bevor ich mich im Rahmen der ganzen Kopierschutzdiskussion und später hier im Forum mit dem Thema auseinandergesetzt habe, hatte ich auch keine Ahnung und wäre mit großer Naivität an die heutigen technischen Möglichkeiten herangegangen.
Erst wenn Bilder kommerziell verwendet werden, direkt verkauft werden, als Drucke verkauft werden, in Shops und in Auktionen verwendet werden, oder eben (und da sehe die größte Gefahr) entstellt oder in entstellendem Kontext auf Homepages verwendet werden, und/oder dort auch als die eigenen ausgegeben werden - dann wirds m.E. erst Problematisch.
Dem würde ich mich anschließen. Wenn jemand ganz gezielt mit einem Bild, an dem er nicht die nötigen Rechte besitzt, Geld verdient - und nicht als Logo irgendwo in einer Ecke sondern - um einen Begriff aus der Fotografie zu benutzen - als "Hauptmotiv", dann weiß er, was er da tut.
So wie bei Google Pictures selbst?
"Das Bild ist möglicherweise urheberrechtlich geschützt."
Ich lach mich scheckig.
Was gibt es da zu lachen? Die Aussage ist korrekt und weist den Benutzer darauf hin, dass er dem Thema möglicherweise Aufmerksamkeit schenken muss. Wo ist das Problem?
Ihr seid ja schon fasst so schlimm wie die Musikindustrie...

Wenn die Bilder nicht gewerblich oder anstößig genutzt werden
sollte aus meiner Sicht jeder alles für alles Benutzen können *duck*
Naja, du überzeichnest es ja absichtlich etwas. Von der Grundidee her hast du aber nicht unrecht.
Ne mal ehrlich weil sich jemand ein schönes Bild auf den Hintergrund
haut oder das in ein Referat reinbaut, oder es vielleicht sogar druckt
den dann abmahnen zu wollen...
Was stelle ich Bilder ohne Wasserzeichen etc. denn ins Internet,
wenn ich nicht will, dass Sie jemand anschaut... und wenn dann
einer das Bild bei einer privaten Webseite benutz was solls...
Was ich weiter oben meinte war, daß es mir schwerfällt zu glauben, daß jemand, der Bilder kommerziell nutzt, noch nie was von Urheberrecht gehört hat. Und selbst bei Ebay sind IIRC diverse Hinweise in den Nutzungsbedingungen (die natürlich kaum einer liest).
... und mit dem letzten Teilsatz in Klammern enwertest du selbst das von dir zuvor Gesagte! An anderen Stellen wird soviel Wert auf Nutzerfreundlichkeit gelegt: "Man kann vom normalen Nutzer nicht erwarten, dass er diesen technischen Hintergrund hat / dass er sich soweit mit der Technik beschäftigt / dass sich sich vor der Benutzung so ausführlich damit beschäftigt / ...". Wer für die Benutzung eines Bügeleisens ein grobes Verständnis von sowas wie elektrischem Strom voraussetzt, wird belächelt. "Das muss jeder benutzen können! Man kann doch nicht erwarten, dass jeder..."
Aber bei Ebay - heutzutage etwas genauso trivialem und alltäglichen wie ein Bügeleisen - muss jeder Nutzer seitenweise Juristendeutsch lesen und verstehen? Es wird doch niemand ernsthaft erwarten, dass die Ebay-Nutzer (um bei dem Beispiel zu bleiben) über das Urheberrecht bescheid wissen, weil das doch in Paragraph 28, Absatz 5 der Nutzungsbedingungen erläutert wird!
Irgendwie verstehe ich die Auffassung mancher nicht, daß es irgendwie problematisch wäre, solche Leute auch abzumahnen.
Siehe oben: Ich teile diese Auffassung!
Von jemandem, der Geld verdienen möchte und dazu anderer Leute Eigentum nutzt, kann ich aber schon verlangen, daß er sich darüber Gedanken macht. Unwissen schützt vor Strafe nicht.
Dem würde ich grundsätzlich zustimmen. Allerdings sind da eben die Grenzen fließend. Wenn eben Lieschen Müller dein Bild ungefragt für eine Ebay-Auktion benutzt, verdient sie damit schon irgendwie Geld. Aber gilt hier schon das oben Gesagte?
Meine Kinder reagierten mit absolutem Unverständnis, als ich darüber mit ihnen geredet habe. Fotos von einer Schulveranstaltung hab ich online zur Verfügung gestellt und mit einem Hinweis versehen, das meine Fotos nichtkommerziell frei verfügbar sind, andere Bilder im Internet aber ggf. nicht. Ich hab einige Mails bekommen, was ich denn damit meine. Eine Bekannte reagierte total verblüfft, als ich ihr sagte, das sie wegen dem kopierten Office - mit dem sie Ihrer Prüfungsunterlagen erstellt hat - Probleme bekommen kann
Genau. Gerade wenn man in einer Zeit aufgewachsen ist oder noch aufwächst, in der das Kopieren eines Inhalts nicht mehr Vorbereitung, Aufwand und gezielte Absicht erfordert, sondern nur einen einzelnen Mausklick (oder u.U. nicht mal den), ist es eine ziemlich Überraschende Information, dass etwas so Naheliegendes und Einfaches an so komplizierte juristische Bedingungen geknüpft ist (Nachfrage, Verwertunsgrechte, Quellenangabe, ...). Einerseits ist da natürlich eine gewisse Aufklärung und - im Fall von Kindern - Erziehung erforderlich. Andererseits aber auch eine Vereinfachung der rechtlichen Bedingungen. Dass in jedem solchen Fall der ganze Aufwand getrieben werden muss, ist nicht mehr realistisch.
Da liessen sich noch viele weitere Beispiele anführen. Und das sind keine DAUs, sondern einfach Leute, die ihren PC als Werk- oder Spielzeug benutzen. Wenn jetzt so eine Funktion suggeriert, das das Kopieren und Verwenden von Bildern ganz einfach ist, wird sich niemand auch nur den Hauch eines Gedanken um die rechtliche Situation machen. Macht eine Zeitung sowas - selber schuld.
Da stimme ich dir zu ... und ziehe wiederum den gegenteiligen Schluss:
Das berühmte Lieschen Müller ins offene Messer laufen zu lassen ist schon bedenklich,[...]
Genau. Aber anstatt jedes Lieschen Müller an die Hand zu nehmen und durch die Kurven und Schlingen des Urheberrechts zu führen, sollte man in deinem Bild einfach das Messer zuklappen und gut!
Das es guter wissenschaftlicher Praxis entspricht Quellen anzugeben ist selbstverständlich aber eine andere Baustelle.
Denn die Integration in Word verwischt die Grenzen zum Netz vollends: Auf der Homepage des Fotografen war noch dick ein Hinweis zum Urheberrecht (Finger weg! Meins! Wenn Du's willst, bezahl' mich!) zu finden; bei der Google-Bildersuche ist es schon nur noch ein diffuser Hinweis - und in einem Fenster auf dem Desktop ist die Herkunft endgültig so abstrakt, daß sich da keiner mehr Gedanken macht.
Richtig. Aber das ist eben nicht Ursache für die Entwicklung, sondern Symptom. Die eigentliche Ursache ist die technische Weiterentwicklung, die es jedem ermöglicht, jederzeit Daten verlustfrei von überall nach überall zu transferieren. Diese Entwicklung wird man nicht aufhalten können (auch wenn Techniken wie digitale Kopierschutzsysteme im Endeffekt genau das versuchen) und letztlich angesichts ihrer Vorteile auch nicht aufhalten wollen. Man muss aber das Urheberrecht entsprechend anpassen, um dem Rechnung zu tragen.
Und: Ja, in gewissen Sinne wäre das - um die Worte einiger Rechtinhaber zu verwenden - "Enteignung". Aber diese findet an anderen Stellen doch auch statt: Der Staat zwingt mich zur Abgabe eines großen Teils meines rechtmäßigen Einkommens (genannt "Steuern") im Sinne des Allgemeinwohls. Dass man bei Veröffentlichung (und nur dann!) digitaler Inhalte automatisch auf einen gewissen Teil seiner Rechte verzichtet, was die Nutzung und Wiederveröffentlichung durch Privatleute angeht, erscheint mir vergleichsweise vernachlässigbar.