Lieber TO,
warum bitte wählst du so einen despektierlichen threadtitel? Dein Problem gibt es bei fast allen Fotografen, egal ob vom Dorf oder aus Berlin.
Zum Problem:
ich, als Fotograf, habe zusammen mit meiner Freundin - Fotografin und Betreiberin unseres Fotostudios/ladens - beschlossen, an dieser Abzockerei nicht mehr teilzunehmen. Damit meine ich den völlig überzogenen Preis für Nachbestellungen und Kopien des Erstbildes.
hintergrund: auch bei unserem Vorgänger, wie bei fast allen Fotografen, war/ist es so üblich, das es einen Standardpreis pro Bild gibt, egal, die wievielte Kopie es ist. Fotografiert man also eine Hochzeit und das Paar bestellt dann 10 verschiedenen Bilder in 13x18cm für je 9 EUR (Beispiel, nicht unser Preis!), verdient der Fotograf inkl. Shooting ein vernünftiges Geld. Möchte das Paar aber von einem Bild 20 Kopien, um sie unter die Verwandschaft zu bringen, soll das 180 EUR kosten. Das treibt den Paaren dann meist die Blässe ins Gesicht und - es macht fast niemand. Es wird der hauseigene Scanner bemüht. Ich persönlich kann das mehr als gut verstehen und nenne es deshalb Abzocke. Denn:
Ein Shooting sollte mit dem Geld für das Shooting ordentlich bezahlt sein. So ist es bei uns, wir können damit gut leben und die Kunden auch. Dann bestellt der Kunde Ausdrucke der Bilder und bei uns kauft er mit dieser "Erstausgabe" auch einen Teil der Rechte am Bild. Es ist also zum Teil seins. Er kann sich davon natürlich auch Kopien in beliebiger Menge anfertigen, solange er sie nicht verkauft. Für jede weitere Kopie, die er von diesem Bild bei uns bestellt (und das ja druckfertig auf der Platte liegt und in keinster Weise nochmal bearbeitet wird), zahlt er einen normalen Nachbestellungspreis, der sich bei uns an "Bild vom Bild" orientiert. Der Effekt: wir verdienen was an dieser Nach- oder Mehrbestellung, denn der Kunde macht sie auch. Der Kunde muß sich nicht zu Hause hinsetzen, und Zeit mit dem Kopieren vergeuden.
Ich weiß, das vielen Fotografen so etwas sauer aufstößt, nur frage ich mich, wie die ihre Vorgehensweise vor dem Kunden begründen oder ob sie nicht einfach ihre rechtliche Stellung als Bildurheber ausnutzen, um m.E. Geld zu drucken. Ich hätte ein schlechtes Gefühl dabei.
Bei manchen fotografen treibt das solche Blüten, das die Nachbestellung von 4 Bewerbungsbildern fast genausoviel kostet wie das Shooting inkl. der ersten vier Bilder. Das ist für den Kunden einfach nicht begreifbar.
Wir geben ebenfalls digitale Kopien der Bilder gegen Bezahlung mit, egal ob auf optischem Datenträger oder per Stick. Für eine einmalige Gebühr werden dort alle Bilder aufgespielt, die auch gedruckt wurden. Zusätzliche Bilder kosten eine Gebühr pro Stück. Alle Bilder werden aber nur mit einer max. Kantenlänge von 2.000 Px und JPG 75% ausgegeben, womit dem Original entsprechende große Abzüge nicht so einfach möglich sind. Originaldaten bekommt der Kunde nicht.
Insofern kann ich die Kritik des TO sehr gut verstehen, aber leider ist das bei den meisten Fotografen so üblich. Für mich haben die irgendwie die Zeit verschlafen und nicht mitbekommen, das in Zeiten von Scanner und Druckern oder gleich Kopierern in jedem zweiten Haushalt der Goldrausch vorbei ist. Heute muß man sich als Fotograf mehr denn je per Qualität von der Masse unterscheiden und sollte nicht versuchen, über fragwürdige Praktiken an sein Geld zu kommen.
Da nehmen die Kunden dann lieber die Knipse.