Zitat von TomRohwer
Ja. Und deshalb ist die Trennung von "Waren" und "Dienstleistungen" auch unsinnig.
Finde ich nicht und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Der Tag hat 18 mögliche Arbeitsstunden. Wenn ich davon eine Stunde zu billig hergebe, dann habe ich einen Verlust, resp. einen unnötigerweise entgangenen Gewinn. Wenn ich eine Ware um 1000 Euro eingekauft habe und diese um 1500 Euro verkauft werden sollte, dann habe ich bei einem Verkauf um 1100 Euro noch immer ein Geschäft gemacht.
Wenn Du eine Arbeitsstunde "zu billig" verkaufst, dann hast Du weniger Umsatz damit erzielt, als Du hättest erzielen können.
Wenn Du eine Ware für 1000 Euro einkaufst und statt für 1500 Euro, die Du hättest erzielen können, für 1100 Euro erzielst, hast Du damit weniger Umsatz erzielt, als Du hättest erzielen können.
Ist betriebswirtschaftlich exakt dasselbe.
Ich kann beispielsweise fünf Stück um je 1100 Euro verkaufen und habe immer noch den selben Zeitaufwand wie beim Verkauf von einem Stück und den selben Gewinn wie bei einem Stück zum regulären Preis.
Ja. Und? Du verlierst aber trotzdem gegenüber dem regulären Preis. Und Deine Umsatzrendite sinkt. Genau wie sie sinkt, wenn Du den Stundensatz senkst.
Die Ware ist für den Händler - in der Regel - kein knappes Gut. Meine Zeit aber sehr wohl.
Das ist betriebswirtschaftlich irrelevant. Es zählt allein der Kosteneinsatz im Verhältnis zum erzielten Umsatz.
Das heißt, ich werde meinen Preis so gestalten, dass ich gerade gut ausgelastet bin. Daraus ergibt sich automatisch der Preis.
Das ist betriebswirtschaftlich nur keine sinnvolle Kalkulation.
Das Ziel muß es sein, den Stundensatz zu hoch wie möglich zu realisieren. Denn wie Du ja richtig bemerkst: die Zeit, die ich arbeiten kann, ist begrenzt.
Ich versuche also zunächst, einen Stundensatz von z.b. 500 Euro zu erzielen. Alles, was ich für 500 Euro/Stunde machen kann, blockt damit die entsprechende Zeit. Jobs für 300 Euro/Stunde verteilen sich danach auf die verbleibende Zeit, dann kommen die für 200 Euro, und irgendwann die für 50 Euro.
Dabei muß ich die Kostenschwelle berücksichtigen, die wiederum vom einzusetzenden Kostenaufwand abhängt. Wenn mir dadurch keinerlei eigene Kosten entstehen, lohnt sich betriebswirtschaftlich auch ein Stundensatz von 1 Euro, denn das bringt mehr als für 0 Euro nicht zu arbeiten. In der Praxis aber habe ich natürlich Kosten, die anfallen, wenn ich tätig werde - Abnutzung von Geräten, Studio-Heizung, was auch immer. Was dazu führt, daß es irgendwo die Grenze gibt, unterhalb derer ich
zusetze.
Auch dann kann es noch sinnvoll sein, einen Job zu übernehmen - wenn der z.B. ein Referenzobjekt ist, oder Werbung bedeutet. Aber ganz generell kann ich nicht unter diese Kostenschwelle gehen, und versuche also, möglichst viel Arbeitszeit möglichst hoch über dieser Kostenschwelle anzusiedeln.
Wenn ich also 60 Wochenarbeits-Stunden ansetze, und für 5 Stunden Aufträge mit 500 Euro/Stunde habe, und weiter nichts, ist es höchst sinnvoll, für weitere 5 Stunden einen Job für 50 Euro/Stunde anzunehmen. Sinnvoller jedenfalls, als Däumchen zu drehen.
Sollte mein üblicher Mindeststundensatz bei 100 Euro/Stunde liegen, ist ein Angebot von 50 Euro/Stunde dann trotzdem attraktiv - der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.
Es sei denn, ich habe bereits soviel verdient, daß ich mir sagen kann: ich trinke lieber für 0 Euro irgendwo Kaffee und lese Zeitung, als für 50 Euro die Stunde zu arbeiten. Hab ich nicht nötig...
Ich kenne einige Fotografen, die sich das erlauben können. Sind aber nicht viele...
Und genau aus diesem Grund sind die Stundensätze von Dienstleistern selbstverständlich verhandelbar. Was die Praxis ja auch zeigt - je nach Auslastung kann man fast jeden Dienstleister herunterhandeln. Jedenfalls auf einem Markt, wo die Konkurrenz funktioniert.
Über den werde ich dann nicht verhandeln. Den lege ich mir selbst fest aufgrund der Auftragslage resp. Nachfrage. Wenn also die Nachfrage allgemein zurückgeht, werde ich allgemein billiger werden, wenn sie steigt, werde ich teurer werden. Das werde ich aber ganz sicher nicht mit einem Auftraggeber verhandeln.
Erfolgreiche Dienstleister machen das anders...
Der so gebildete Preis hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Kammern oder Verbänden oder Preisbindungen zu tun.
Preise haben immer dann was mit Kammern zu tun, wenn die den Marktzugang regulieren, denn das hält Preise künstlich hoch. Und Preisbindung macht genau dasselbe. Sie verbietet es, zu handeln.
Wer es billiger haben will, für den gibt es billigere Fotografen. Das ist ja für keinen der Beteiligten ein Problem.
Wer es billiger will, versucht zunächst mal, den teuren Fotografen herunterzuhandeln.
Sofern der nicht komplett ausgebucht ist, funktioniert das hervorragend.
Natürlich gibt es Fotografen, die lassen sich nicht runterhandeln. Ein paar, weil sie es nicht nötig haben. Die meisten, weil sie noch nicht gemerkt haben, daß sie damit bares Geld verschenken. Spätestens aber, wenn sie dann tatenlos im Studio sitzen und die in der Post liegenden Rechnungen lesen, dämmert es ihnen, daß es vielleicht doch klüger gewesen wäre, den Auftrag zu bekommen, indem sie dem Kunden beim Stundensatz entgegengekommen wären...
Das ist genau wie mit dem Klempner: der macht mir einen KV, auf dem steht "X Stunden, zusammen 1500 Euro, Material 500 Euro". Und dann sage ich: "Material ist logisch, 1500 Euro ist mir zu teuer - sagen wir 1200 Euro." Und dann sagt mein Klempner (er kennt das schon): "Sagen wir 1400 Euro." Und dann treffen wir uns bei 1300 Euro. Plus 500 fürs Material. Und es ist mir völlig wurscht, ob er das nun realisiert, indem er einer geringeren Stundensatz hinnimmt, statt Däumchen zu drehen, oder schneller arbeitet.
Mich als Kunde interessiert nur der Endpreis, sonst nichts. Und natürlich die Qualität. Die verlange ich auf einem bestimmten Niveau "X". Das unterstelle ich meinem Klempner, sonst bekäme er den Auftrag gar nicht. Das Qualitätsniveau "X" hat aber erstmal nichts mit dem Stundensatz zu tun, denn auch wenn ich den ohne zu handeln akzeptiere, muß ich darauf vertrauen, daß er auch wirklich geliefert wird. (Und ich weiß aus Erfahrung: die Qualität von Handwerkerdienstleistungen hat nur sehr begrenzt etwas mit dem Preis zu tun, sehr viel aber mit der Person des Handwerkers.)
Logisch: ich weiß auch, daß mein Handwerker anfangen
muß zu pfuschen, wenn ich seinen Stundensatz unter ein bestimmtes Limit drücke. Klar. Aber - je nach Branche - 10 bis 25 Prozent "Luft" sind
immer.