Also der Komplettkit für s/w Negativ-Entwicklung kostet gerade mal 64 Euro. Dazu 120 für die Chemie für die ersten etwa 100 Filme - und wer geizig ist, spart sich die 10 Euro für's Stoppbad und nimmt Haushaltsessig (Tipp: Apfelessig mit Blütenhonig stinkt weniger, Balsamico macht italienisch leichte Grauverläufe

)
Das sind tutti completti weniger als 200 für rund 3600 Negativ-Kader, also 5,6 ct für die Entwicklung plus 14 ct. für den Film pro Klick. Dafür erspart man sich Porto und Wartezeit (oder Fahrtspesen) und hat die Ergebnisse innerhalb einer Stunde ab Belichtung im Scanner (trocknen muss der Streifen auch).
Also gibt es nicht viele gute Ausreden, nicht wieder die Dose zu kippen
Ich habe nun nicht den ganzen Thread durchgelesen, aber irgendwie verstehe ich nicht, wieso niemand dem TO dazu abgeraten hat. Ok, die Qualität eines selbstentwickelten und selbstvergrößerten Pan-F Films ist phänomenal, aber inzwischen ist die Digital-Technik doch soweit, daß langsam die Qualität von analogen Mittelformat Filmen erreicht ist. Mindestens die D700 ist doch schon in der Lage, an diese Qualität heranzukommen.
Und wer früher fotografiert und selber entwickelt und selber vergrößert hat, was, meiner Meinung nach, einfach zum analogen Fotografieren dazu gehört, der muss doch wissen, wie mühsam das damals alles war. Erst das Fotografieren, das ging noch und war, in etwa das Gleiche wie heutzutage (ausser dass man sich *vorher* klar machen wollte, mit welcher ISO man fotografiert), aber das Postprocessing war doch um Längen umständlicher. Der Aufwand zum Film entwickeln hält sich in Grenzen, außer, daß man abdunkeln muss, aber die Positiv-Entwicklung ist doch schon ziemlich mühsam.
Warum hat dem TO niemand darauf aufmerksam gemacht, daß man von 36 Bildern früher, wenn man Glück hatte, tatsächlich nur 2-3 wirklich gebrauchen konnte? Im Studio mag die Quote, wegen der stabilen Verhältnissen, etwas höher sein, aber ich denke eher, dass das Gegenteil der Fall ist. Profis hatten schon damals Magazine mit ca 250 Aufnahmen an ihren Kameras, eben weil die Ausbeute so niedrig ist (
http://www.bhphotovideo.com/c/product/37743-REG/Nikon_4624_MF_24_Multi_Control_Back.html).
(Die niedrige Ausbeute liegt an den viel unstabileren (analogen) Verhältnissen, die durch die vielen Einflussfaktoren der Analog-Technik herrühren.)
Wer analog fotografieren möchte, sollte dann auch konsequenterweise die Positiv-Entwicklung analog durchführen. Natürlich gibt es mindestens eine "Ausrede", nicht wieder zur Analog-Technik zu greifen: die Zeit. Um z.B. max zwei (großformatige) Bilder ausstellungsfertig hinzubekommen, habe ich schon teilweise bis 3 oder 4 Uhr Morgens in der Dunkelkammer gesessen, und die Dunkelkammer muss man ja auch erst einmal im Bad herrichten.
Wer analog fotografiert und die Bilder dann zur Entwicklung weggibt, der kann auch gleich den Fotohändler fotografieren lassen (Außer bei Produkt- und Modefotografie, da ist es relativ klar, was der Fotograf ausdrücken soll/möchte).
Zu all den negativen Punkten kommt dann noch die Beschaffung von *funktionsfähigem* Analog-Gerät hinzu! Hat dem TO denn niemand erzählt, dass fast alle analogen Lichtsensoren nur eine begrenzte Haltbarkeit haben? Und dann noch die Verschlüsse, die halten auch nur begrenzt, vor dem Kauf sollte man wenigstens ein, besser zwei Filme, von Anfang bis Ende, fotografiert und entwickelt haben.
Nein, ich Trauer der Analog-Zeit keine Träne nach und ich sehe auch überhaupt nicht, wieso man Zeit und Geld investieren sollte, wenn man sich für das Geld auch eine vernünftige digitale Ausrüstung zulegen könnte? Ich schleppe seit über 20 Jahren noch einen Kaiser VP 7000 (damit habe ich früher sehr viele schöne Positive im Mittelformat hergestellt, ich bin diesem Ding, aus sentimentalen Gründen, immer noch dankbar) bei jedem Umzug mit mir herum weil ich dachte, sicher ist sicher, falls ich mal wieder Analog aufnehmen möchte, aber ich habe das Ding seit 20 Jahren nicht mehr benutzt. Eigentlich schade, vor allem wegen der guten Rodenstock Objektive. Vielleicht werde ich irgendwann mal wieder damit vergrößern, aber nur, wenn ich viel Zeit habe.
Nicht falsch verstehen, ich finde die analogen Kameras schon immer noch toll, das ist Material und Stahl, Schwermetall, total robust. Aber ich denke, die Zeit, die man da investieren muss sind bei einem guten Fotolehrgang, wenns denn sein muss, besser in Digitaltechnik investiert.
Ich schlage dem TO deswegen vor, das Projekt sofort zu stoppen um dem schlechten Geld nicht noch mehr gutes Geld hinterherzuschmeissen. Ich denke, dass eventuell bekannte Künstler sich wichtig machen könnten, wenn sie die Fachwelt mit irgendwelchen analogen Fotos überraschen, oder aus Nostalgiegründen. Aber welche "Nostalgie" sollte jemand haben, der sich früher nie in der Dunkelkammer mit den ganzen Unannehmlichkeiten plagen musste? Für diejenigen von uns, die das gemacht haben, ruft allein der Geruch von Essig viele und intensive Erinnerungen hervor, aber für die Jugend?? Für den ernsthaften Betrieb sehe ich die Analog-Technik als tot an.
Sorry, leider konnte ich dem ganzen Thread (aus Zeitgründen) nicht folgen, aber irgendwie finde ich, daß man viel bessere Resultate bekommt sich dabei fotografisch viel besser artikulieren kann wenn man auf aktuelle Technik zugreift, anstatt dass man sich alte, schon überwundene Schwierigkeiten mit alter Technik ins Haus holt.
Viele Grüße
p.s.: Wenn Du genug Zeit und (Lehr)Geld hast, dann möchte ich nicht abraten, ich wollte nur den Fortschritt und die Vorteile, aus meiner Sicht, darlegen.