Meine Absicht war es, die technische Funktion der 100%-Ansicht zu hinterfragen und mit Vergleichen zu beleuchten. Das ist mir offensichtlich gelungen, wie die zum Teil kontroversen Beiträge zeigen. Viele Beiträge haben mich auch zum weiteren Nachdenken angeregt und so habe ich versucht, meine Beispiele zu erweitern und neue Denkanstöße zu geben. Insofern habe ich hier jetzt sicher (fast) alles gesagt, was mir zu dem Thema einfällt und kann mich dann auch etwas zurück halten, missionarisch sollen meine Beiträge jedenfalls nicht rüber kommen.
Als Testkriterium ist die 100%-Darstellung eine feine Sache und bei jeder Neuanschaffung gilt mein erster Blick den Details, die ich mir natürlich vergrößert darstelle. Anders als viele hier im Forum war ich jedoch bis heute nie ernsthaft unzufrieden mit meinen Kameras oder Linsen, auch wenn ich oft sehr abwertendes über das eine oder andere Teil hier gelesen habe. Einzig das EF 17-85 S IS, dass ich im Kit mit der 20D (meiner ersten DSLR) gekauft hatte, habe ich wegen der erheblichen CAs im Randbereich gegen das EF 17-40 L umgetauscht – wobei ich damals schon hoffte, mir irgendwann eine Vollformat-DSLR anschaffen zu können und dann würde ich das 17-40 auch an dieser Kamera verwenden können, was mit dem 17-85 nicht möglich sein würde. Dabei fand ich das 17-85 hinsichtlich des Brennweitenbereichs und der IS-Funktion eigentlich ideal und würde es auch nach wie vor als „Crop-Immerdrauf“ jedem empfehlen, der später keine großformatigen Abzüge braucht. Im übrigen besitze ich bei weitem nicht nur „L“-Linsen, und von den „L“-Linsen nur einige preiswertere.
Aber es war nicht leicht, sich von den überzogenen Kritiken frei zu machen, die ich immer wieder lesen konnte und sich nicht von der Hysterie, wie ich es empfinde, anstecken zu lassen. Denn es gehört sehr viel Erfahrung dazu, präzise Einschätzen zu können, was man wirklich erwarten darf in der 100%-Ansicht und was definitiv auf einen Fehler hindeutet. So habe ich alle Aufnahmen, mit denen ich die Abbildungsleistung eine neuen Optik testen wollte, immer nur mit Stativ und Spiegelvorauslösung gemacht um Fehlerquellen auszuschließen.
Mag sein, dass für viele der erste Blick in die 100%-Ansicht enttäuschend wirkt, aber man sollte sich dann mindestens fragen, ob man nicht einer Selbst-Täuschung aufgesessen ist, die nun geplatzt ist, und ob man sich nicht etwas einreden lassen hatte.
Mit meinen vielen Beispielen und Maßstabs-Berechnungen möchte ich aufzeigen, dass der Stand der Technik erfreulich hoch ist und man sich sicher an geschätzt 90% der erhältlichen aktuellen Technik nur erfreuen kann. Der technische Fortschritt geht weiter, das ist mir klar. Aber wie viel davon wird nur Schnick-Schnack sein bzw. ist es nicht schon? Fortschritt um seiner selbst willen interessiert mich nicht und dafür will ich auch kein Geld ausgeben.
Wenn die Möglichkeiten der Technik das menschliche Maß überschreiten, wie z.B. die heute möglichen maximalen Auflösungen in der digitalen Audio-Technik das menschliche Hörvermögen weit übertreffen, dann brauche ich solche Technik nicht. Interessanterweise hat die Entwicklung der Wandlertechnik bei 24bit/192 KHz tatsächlich aufgehört – weil keiner mehr braucht und niemand für etwas noch „besseres“, was aber nicht mehr zu hören ist, Geld ausgibt. Und selbst diese Maximalauflösung wird im Profibereich eher selten genutzt weil schon hier die Datenmengen nicht mehr in vernünftiger Relation zum Nutzen stehen.
Gruß, Jürgen