AW: Oly - alles Mist!
Ich war gestern und vorgestern bei den Tierfreigehegen im bayerischen Wald und habe jetzt wieder einmal einen extremen Oly-bedingten Depressionsschub.
Ich habe mich ja schon daran gewöhnt, dass man mich mit meinem Oly Kram nie ernst nimmt aber dieses Mal war es besonders schlimm. Ich hatte den kleinsten und leichtesten Kamerarucksack von allen, dazu das leichteste Stativ und einen popeligen kleinen Kopf. Damit kann man einfach keinen Eindruck schinden und man kommt so schnell voran, dass man alle paar Minuten stehen bleiben muss, um auf die anderen zu warten. Alle haben geschwitzt, nur ich habe mir beim Warten die Zehen und den A**** abgefroren.
Dann wurde die Gerätschaft bei den Luchsen aufgebaut. Man stritt sich um die guten Plätze, bis wir die Stative schließlich in 3 Reihen gestaffelt hatten. Mich fragte man, ob ich mit meiner "Knipse" denn überhaupt ein Stativ bräuchte und ob ich nicht einfach ohne ganz nach vorne gehen wollte. Das sei auch besser, da mir offensichtlich die nötige Brennweite fehle. Also kämpfte ich mich durch den Stativbeinwald nach vorne, schaltete den IS an und ärgerte mich, dass ich mein Gitzo überhaupt mitgenommen hatte.
Da anfangs weit und breit kein Luchs sichtbar war, wurde statt dessen gefachsimpelt. Es waren wirklich interessante Themen dabei, z.B. ob man zur Tarnung des 400/2.8 besser Tarn-Neopren aufkleben solle oder ob es ein schwarzes "Verhüterli" auch täte, was die schnellste Möglichkeit sei, eine Kamera bei kältebedingtem Error 99 wieder zum Laufen zu bringen und ob die AF-Messfelder nun bei der D3 oder bei der 1DMkIII zum Tracken von Luchsen im Gebüsch besser geeignet wären. Leider konnte ich zu keinem der Gespräche eigene Erfahrung einbringen und meine Frage ob Servo-AF bei Luchsen im Gebüsch wirklich etwas bringt wurde auch nicht beantwortet.
Irgendwann kam dann noch eine ganzkörpergetarnte italienische Gruppe, die offensichtlich von Nikon gesponsort wurde und für deren D3s mit 500/4 und 600/4 wurden die Stative dann noch ein wenig näher zusammengerückt. Die Frau des einen Italieners hatte eine Superzoom-Kompakte und wurde zu mir nach vorne geschickt. Jetzt hatte ich wenigstens jemanden, mit dem ich mich ansatzweise über Pastarezepte unterhalten konnte. Leider ist mein Italienisch nicht wirklich gut.
Dann erschien endlich die Luchdame, setzte sich dekorativ mit dem Rücken zu uns auf einen Felsen und schon ging das Gerattere los. Meine E-3 konnte mit ihren popeligen 5 FPS natürlich nicht mit den anderen mithalten, so dass ich dummer Weise tatsächlich noch etwas Platz auf der Karte hatte, als sich Madam Luchs dann mal kurz zu uns umdrehte. Das war mir echt so was von peinlich

Irgendwann fragte mich dann jemand, ob man den Luchs auf meinen Bildern eigentlich noch erkennen könne und ob ich jetzt nicht endlich mal Platz für die richtigen Kameras machen wolle. Man sei schließlich schon bei ISO1600 mit 1/80@F8 und da würde bei meinem Krüppelsensor doch eh nichts mehr anderes als Farbkleckse rauskommen. Na ja, ich war bei 1/250@F5 und ISO 640 und mein Luchs sah zumindest auf dem Display völlig OK aus. Aber mir war eh kalt und die Karte war voll. Daher nutzte ich die Gelegenheit, von hinten auf die Displays der D3s zu schauen. Das hätte ich nicht tun sollen, denn so ein Luchsrücken sieht auf 3 Zoll mit richtig guter Auflösung einfach tausend Mal besser aus.
Gegen 16 Uhr war dann das Licht auch für die anderen zu schlecht und wir machten uns auf den Rückweg nach Neuschönau. Vor dem Abendessen wurden fleißig Luchsrücken-Bilder verglichen, nur bei mir wollte niemand aufs Display schauen

. Da mir klar war, dass ich die hoffnungslos unterlegene Bildqualität meines FT-Sensors auch nicht mit nicht verwackelten Luchsbildern, auf denen man mal die Augen sah, ausgleichen konnte, habe ich kurzerhand die Karte neu formatiert. Auf diese Weise musste ich mich wenigstens keinem Rauschvergleich aussetzen.
An diesem Abend fand in Neuschönau die Lousnacht statt, bei der Perchten u.ä. durch den Ort zogen und um Feuerstellen tanzten. Ich hatte in der Annahme, dass es selbst für mein 30/1.4 zu dunkel sei, einfach mein 12-60 und den FL-50R dabei. Das war ein großer Fehler, denn man erklärte mir hinterher nachdrücklich, dass bei diesen nicht verwackelten Blitzbildern mit korrektem Weißabgleich die tolle gruselige Stimmung des Abends einfach nicht rüberkäme. Da würde es auch nicht helfen, dass keines der Bilder totgeblitzt sei. Da ich mich dem Geschmack der Mehrheit immer beuge, habe ich die Perchtenbilder einfach auch gelöscht.
Am nächsten Morgen machten wir uns dann zuerst auf den Weg zum Bärengehege. Unterwegs fror ich mir wieder die Füße ab, obwohl ich extra noch eine 1 Liter Thermoskanne mit Tee eingepackt hatte, um wenigstens gewichtsmäßig zu den anderen aufzuschließen. Auch mein Stativ hatte ich wieder dabei, ich wollte es nicht ganz umsonst mitgenommen haben.
Bei den Bären hatten wir Glück, denn einer der beiden kam tatsächlich mal kurz aus seiner Höhle und zu diesem Zeitpunkt schien dann auch noch die Sonne.
Dank 50-200 konnte ich in der Nähe des Bären stehen und sowohl Ganzkörper- als auch Portraitaufnahmen machen. Meine Begleiter waren mit ihren Festbrennweiten dauernd unterwegs und kamen ganz schön ins Schwitzen, nur mir war als der Bär dann wieder weg war, ziemlich kalt.
Ich hatte mich nach einigen Versuchen übrigens dafür entschieden, den dunkelbraunen Bären richtig zu belichten und ausgefressenen Schnee in Kauf zu nehmen, da ich mit dem nachträglichen Aufhellen von Bärenfell im RAW-Konverter bisher nicht so gute Erfahrungen gemacht hatte. Irgendwann geht die Fellstruktur nämlich leider nahtlos in Luminanzrauschen über. Die anderen hatten den Schnee zwar trotz Highlight-Protection auch ausgefressen, aber die können das ja nachher locker im RAW-Konverter korrigieren. Ich habe dagegen bekanntlich nur 1/3 Blende Spielraum in den Lichtern, also habe ich als der Bär weg war, ein paar Aufnahmen von den Stellen gemacht, an denen ich ihn fotografiert hatte, und dabei den Schnee korrekt belichtet. Jetzt hätte ich den Bären nur noch auf allen Bildern freistellen und ihn dann in die korrekt belichteten Bilder reinbasteln müssen. Das würde mich aber die nächsten Wochen beschäftigen, da ich leider so gut wie keinen fokusbedingten Ausschuss produziert habe. Irgendwie schien mir das zuviel Arbeit, deswegen habe ich auch die Bärenbilder wieder gelöscht.
Nach den Bären versuchten wir unser Glück dann bei den Wölfen. Diese waren anfangs nicht sehr kooperativ und liefen nur am anderen Ende des Geheges im Schatten am Zaun entlang. Da ja jeder weiß, dass der C-AF der E-3 überhaupt nichts taugt, habe ich da erst gar nicht versucht, Bilder zu machen. Die anderen haben jede Menge scharfe dunkle Punkte, die sich durch den Winterwald bewegen. Die Bewegung erkennt man übrigens daran, dass die Punkte auf jedem Bild an einer anderen Stelle sind. Man muss nur noch dazu sagen, dass es sich nicht um Sensordreck sondern um Wölfe handelt.
Irgendwann hatten die Tiere dann Erbarmen und setzten sich auf einen Schneehügel ganz in unserer Nähe. Da Wolfsfell nicht so dunkel ist, wie Bärenfell, beschloss ich, es mal mit Spot-Hi auf den Schnee zu versuchen. Die Ergebnisse waren eigentlich ganz OK, d.h. Wölfe und Schnee waren korrekt belichtet und der Fokus passte auch,
ABER: Mit FT kann man einfach nicht richtig freistellen und selbst wenn, dann ist das Bokeh des 50-200 einfach nicht konkurrenzfähig. Das konnten die anderen jeweils schon nach einem ganz kurzen Blick auf mein Display erkennen. Ich dachte mir, was soll’s und habe die Wolfsbilder auch gelöscht.
Auf dem Rückweg haben wir dann noch mit den Handykameras rumgeknipst. Mein Samsung Handy produziert in der Blauen Stunde eindeutig viel weniger ausgefressene Lichter, als das iPhone.
Das hat mir den ganzen Ausflug gerettet und ich habe immerhin auch 2 Bilder mit nach Hause gebracht.

Sabine