Ich glaube nicht, dass es eine nicht mehr spürbare Verzögerung geben wird. Photonen sind nun mal deutlich schneller unterwegs als Elektronen bei sehr geringen Beschleunigungsspannungen.
Deine weiteren Ausführungen hierzu habe ich gekürzt und möchte dem nur ein Beispiel entgegenhalten: Wenn Du Deine Maus in einem komplexen 3D-Spiel bewegst, spürst Du dann wirklich eine Verzögerung? Ich jedenfalls nicht. -- Analog zur Kamera heißt das, dass es lediglich darum geht, Displays zu verbauen, die keine spürbare Trägheit aufweisen, und die Rechenleistung der Kameras zu erhöhen. In beiden Fällen - Computer wie Kamera - geht es letztlich nur um die Umwandlung eines analogen Signals (Bewegung/Licht) in ein digitales. Meinetwegen kannst Du das auch mit einer guten Webcam ausprobieren, da hast Du (lokal) auch keine Verzögerung und dieses Beispiel ist im Prinzip genau das, was ein elektronischer Sucher leisten müsste.
Also erstens wird sich in Zukunft die Qualität der höheren ISO-Bereiche sicherlich deutlich verbessern und zweitens sehe ich das Foto sofort nach der Aufnahme auf dem Display der Kamera. Also ist eine ISO-Simulation völlig unnötig.
Die Qualität der hohen ISO-Bereiche ist hier nicht relevant, weil Du über den Spiegelkasten kein verstärktes Licht bekommst.
Das "völlig unnötig" kann man so nicht stehenlassen. Ich glaube Dir gerne, dass Du das nicht brauchst, jedem seine Meinung. Aber "völlig" würde bedeuten, dass es niemand braucht/will, und das ist eine sehr, sehr gewagte Behauptung ...
Außerdem hat das Sucherbild eine wesentlich geringere Auflösung als später das Tatsächliche Foto.
Dein Sucherbild ist auch wesentlich kleiner als die 100%-Anzeige am Monitor, hat also auch "Nachteile" ... die keine sind, weder beim einen noch beim anderen, denn ab einer bestimmten Auflösung in der Größe eines elektronischen Suchers siehst Du den Unterschied schlicht nicht mehr. Vergleiche das mit einem 100-DPI-Ausdruck, der ab einer bestimmten Entfernung nicht von einem 300er zu unterscheiden ist. Bei ihm kann ich natürlich näher herangehen und es prüfen - beim Sucher nicht, dessen Entfernung ist fix, also braucht man dort auch keine gigantomanischen Auflösungen.
Also nochmal. Das was ich durch einen SLR-Sucher sehe ist gleich zu setzen mit dem was ich sehe wenn direkt auf das zu fotografierende Objekt sehe.
Unsinn, es ist ein zweidimensionales, dunkleres Abbild (Semitransparenz!), das je nach Objektiv und Güte der Spiegel anders aussieht. Aber darum geht es im Grunde auch nicht.
Durch eine SLR sehe ich was exakt in diesem Moment passiert. Das was ich durch einen elektronischen Sucher sehe ist jedoch bereits vorbei. Circa 100 Millisekunden, sind hier zur Zeit realistisch. Das ist deutlich zu viel!
Richtig, aber Du sagst selbst "zur Zeit". Wir sprechen hier aber über die nächsten zehn Jahre. Nenn mir einen Grund, warum Folgendes unrealistisch ist:
1. Die kleinen Displays werden sich in Bezug auf die Reaktionsgeschwindigkeit dem anpassen, was heute (und später) mit aktuellen Monitoren möglich ist (= nicht spürbar).
2. Die Kameras werden zunehmend rechenstärker, sodass das von Dir beschriebene Verarbeitungs-Problem verschwindet.
Mir fielen jedenfalls keine Gründe dafür ein, die gegen eine solche Entwicklung sprechen.
Und was ist mit all den anderen Nachteilen.
Auflösung, Farben, Kontraste und Dynamikumfang. Auch hier kann der elektronische Sucher nicht mithalten.
Das ist in der Tat ein Kontraargument, zusammen mit dem der nötigen Kalibrierung - und ehrlich gesagt das erste ernstzunehmende, das ich hier gelesen habe. Da wird sich zeigen müssen, was technisch möglich ist und wie der Markt, also die Benutzer, insgesamt die Vor- und Nachteile beider Systeme gewichtet.
Das Argument, man sieht das Foto so wie es später ausgegeben wird zählt ebenfalls nicht. Im Gegensatz zum Videofilmen ist das Ausgabemedium der Fotografie nicht der Monitor sondern das Papier.
Also erstens ist das bei vielen Leuten nicht so, wenngleich ich nicht von einer Mehrheit sprechen würde. Und zweitens habe ich nicht gesagt, dass man das Photo so sieht, wie es später ausgegeben wird, sondern so, wie es der Chip erhält, sprich: Ich sehe vor der Aufnahme das, was ich mir sonst nach der Aufnahme auf dem großen Display ansehe. Ich will nicht behaupten, dass es hier keine technischen Nachteile geben könnte (siehe oben). Aber es hat auch deutliche Vorteile, die Du leugnest, denn im Grunde sind die "Probeaufnahmen" zur Belichtungseinstellung oder zum Überprüfen des Clippings ein Schritt zusätzlich, der nicht sein müsste, wenn mir die Kamera sofort zeigt, wie es Probleme geben wird.
Ich denke ich kann sehr gut lesen, würde aber vorschlagen, dass Du mal einen angemessenen Ton anschlägst.
An meinem Ton ist nichts auszusetzen. Ich nehme mir das Recht heraus, belehrend zu klingen, wenn andere sich das Recht herausnehmen, hinkende Vergleiche zu bemühen, die eine Diskussion nur behindern
Was ist eigentlich Dein Problem? Kameras mit elektronischem Sucher werden gebaut und sicher weiter entwickelt. Du siehst Vorteile und nutzt diese Kameras. Soweit ist das völlig ok.
Aber warum ist Dir soviel daran gelegen, dass DSLR vom Markt verschwinden?
Auch das hat wieder mit genauem Lesen zu tun. Ich habe mich an keiner Stelle dazu geäußert, welches System ich bevorzuge. Ich habe lediglich die elektronischen Sucher verteidigt, weil hier der meiner Meinung nach falsche Eindruck entstand, sie wären unsinnig.
Aber da wir schon bei der Frage sind: Ich persönlich werde die Entwicklung im Auge behalten und hin und wieder vergleichen. Bis dahin bleibe ich beim Spiegelkasten. (Das habe ich bei LCD-Fernsehern übrigens auch so gemacht; sie genügten bis vor kurzem einfach nicht meinen persönlichen Ansprüchen, und diese Entwicklung habe ich auch gut 10 Jahre interessiert, aber idiologiefrei mitverfolgt).
Mich hingegen stört es nicht, dass es Kameras mit elektronischem Sucher gibt und diese weiter entwickelt werden. Ich fordere auch nicht, dass diese vom Markt verschwinden! Nur ein kauf kommt für mich nicht in Frage.
Ist doch auch okay, man will sich ja nicht unglücklich machen. Und Glück ist individuell. Fordern tut hier eigentlich niemand etwas.
Schöne Grüße