Die vordergründige Daseinsberechtigung für das Format 6x6 ist für mich das Quadrat als gestalterisches Medium, kombiniert mit dem typischen räumlichen Mittelformat-Look, der sich vor allem beim Einsatz mittlerer Brennweiten, zumal wenn hoch geöffnet, ergibt. Ich denke Kenner der großen Mittelformat-Künstler wissen was ich meine. Es stimmt, dass das quadratische Mittelformat ursprünglich vor allem wegen des Lichtschachts der Rolleis bzw. bei den Boxkameras aufgrund deren primitiver Suchertechnik etabliert wurde (wer will schon einen Brilliantsucher hochkant halten – ähnlich unbequem wie beim Lichtschacht), doch entwickelte sich dieser Stil spätestens in den 50er und 60er Jahren zu einem eigenen Genre. Anstatt zu croppen, wurde nun mit Vorliebe das ganze 6x6-Format geprintet, was ja bis heute recht en vogue geblieben ist.
Das 6x6-Format hat irgendwie eine ruhige, beschauliche, entspannende und konzentrierte Wirkung, die mit denen nicht-quadratischer Formate nicht vergleichbar ist.
Hinzu kommen die geringen Dimensionen von 6x6-Kameras im Vergleich zu 6x7 Kamera, obwohl letztere nur marginal mehr Negativ liefern (wenn man das volle 6x6-Format nutzt, wohlgemerkt).
Die Objektivqualität sehe ich nicht als Alleinstellungsmerkmal. Wer Spitzenobjektive will, der findet die auch bei 645 (Mamiya und Pentax, nicht zu vergessen Contax 645 und Hasselblad H).