Das, was die Krise verursacht hat waren Wettscheine im weiteren Sinn und keine Wertpapiere.
Doch. Ein guter Teil der Wertpapiere sind im weitesten Sinne solche "Wettscheine". Das ist auch logisch und an sich erstmal keineswegs verwerflich. Geld bekommst du im Finanzgeschäft grundsätzlich dafür, dass du ein gewisses Risiko eingehst. Je größer das Risiko, desto mehr Geld gibt es, damit jemand das Risiko auch eingeht.
Die Problematik besteht nicht in dieser Tatsache, sondern darin, dass viele Leute (bei einzelnen wäre das Problem so nicht entstanden) zum Einen die Risiken falsch eingeschätzt bzw. (absichtlich oder nicht) falsch dargestellt haben, zum Anderen mit Risiken unverantwortlich umgegangen sind. Aber um "Wettscheine" geht es eigentlich immer irgendwie.
Eine Aktie beispielsweise ist ein Anteil an einer Firma und ihr Wert steht in einem gewissen Verhältnis zum Wert der Firma.
Naja, im Entfernten vielleicht. In erster Linie hängt der Wert einer Aktie nicht vom Wert des Unternehmens ab, sondern davon, wie viele Leute die Entwicklung des Unternehmens und den Wert der Aktie selbst wie prognostizieren. Das ist mehr Psychologie und Marktdynamik als tatsächlich eine Verbindung zum realen Wert des Unternehmens. Auch eine Aktie ist in gewisser Weise ein Wettschein: du wettest darauf, dass der Wert steigt.
Freilich sind alles künstliche Werte. Ein Wert entsteht erst dann, wenn es etwas ist, das andere haben wollen. Je gieriger sie darauf sind umso wertvoller ist es. Dort wo es auch eine Verknappung gibt umso mehr wertvoller. Ein Produkt kann noch so teuer in der Entstehung gewesen sein, wenn es niemand will ist es wertlos. Auch ein Geldschein ist nur so lange etwas wert und so viel wert je mehr Wert ihm beigemessen wird. Ein Foto ist mehr wert umso mehr Leute es sehen wollen.
Rein praktisch gesehen ist es wohl so, ja.
Und genau das ist es: Wenn jemand etwas schafft dann widerspricht es doch jedem gesunden Menschenverstand, es zu befürworteen, dass jeder beliebige aber nur nicht der Schöpfer des Werks daran verdienen darf.
Niemand sagt etwas dagegen, dass der Schöpfer sein Werk auch verwenden kann, um Geld zu verdienen. Er kann doch ein Foto unter CC-Lizenz auch auf seine Werbebanner-bepackte Webseite stellen oder sonstwie benutzen. Das verbietet doch niemand.
Manche springen auch freiwillig aus dem Fenster, wenn man ihnen eine passende Motivation dazu liefert, sie also entsprechend programmiert. Meinetwegen, viel Spass dabei. Wenn die Programmierung gut funktioniert, dann fühlen sie sich auch nachher besser. Aber als vernünftig würde ich das nicht bezeichnen wollen.
Mag sein. Es hat nur nichts mit dem Thema zu tun.
Wenn jemand anderer - wofür auch immer - meine Arbeit verwenden will, dann habe ich logischerweise auch einen Anteil an seinen Arbeitsergebnissen und muss daher auch entsprechend etwas dafür bekommen.
Du MUSST nichts dafür bekommen, nein. Je nach Zusammenhang kannst du eben etwas dafür verlangen. Auch dann musst du es aber nicht.
Übrigens gibt es da auch schon Ausnahmen. Wenn sich jemand in einer wissenschaftlichen Arbeit kritisch mit deinem Bild auseinandersetzt, kann er es als Großzitat nur unter Nennung deines Namens auch völlig legal einfach benutzen, ohne dich zu fragen, geschweige denn dir etwas zu bezahlen.
Wenn der ein so guter Mensch ist, dass er seine Arbeitsergebnisse herschenken will, dann soll er es bitte tun und die von anderen dafür verwendeten Elemente aus eigener Tasche bezahlen. Man kann nicht großzügig Teile der Leistung anderer verschenken.
Wenn derjenige mitspielt: Doch.
Also egal, ob das Foto jetzt wahnsinnig wertvoll ist oder nicht, es bringt einen Ertrag. Und an diesem Ertrag soll auch der Urheber des Fotos beteiligt werden. Alles andere ist parasitäre Nutzung fremder Leistung. Genau vor einer solchen Ausbeutung schützt das Urheberrecht und es geht also mit dem CC darum, auf dieses Recht zu verzichten.
Jeder benutzt ständig für die eigene Arbeit Arbeiten von anderen. Ich habe das Beispiels Wissenschaft schon genannt: Da geht es überhaupt nicht anders und ist völlig normal. Ich sage, wo ich es her habe (etwas fremdes für Eigenes ausgeben ist natürlich so ungefähr das Übelste, was man tun kann), und verwende es einfach. Und es gibt - auch aber nicht durch die technische Entwicklung - eine Tendenz, dass das in anderen Bereichen auch in diese Richtung geht. Da gleich von Ausbeutung zu sprechen, finde ich etwas abwegig. Vor allem, wenn der Urheber des ursprünglichen Werks damit einverstanden ist.
Um das zu erreichen werden abenteuerliche Gedankenkonstrukte mit teilweise nicht zutreffenden Annahmen errichtet. Das klingt auch - wie Derartiges immer - etwas visionär, also dass man sich richtig großartig vorkommt, wenn man glaubt, die so komplizierten Gedanken und die hehren Ziele zum Wohle der Menschheit dahinter verstanden zu haben.
So abenteuerlich finde ich die Gedankenkonstrukte keineswegs. Sie sind etwas komplexer als "Alles meins, darf keiner verwenden!", ja.
Mit dem CC-Kennzeichen ist es freilich für den Roboter sehr einfach, weil sich kein Mensch mit dem Abklären der Rechte beschäftigen muss und sowieso auch nichts zu bezahlen ist. Das kann also weitestgehend vollautomatisch ablaufen. Umso besser, wenn es auch ein Standardsystem gibt, nach dem die Bilder verschlagwortet werden. Das wird dann spätestens in einem zweiten Schritt gefordert werden als Voraussetzung, dass der Fotograf die Ehre haben darf, dass seine Werke publiziert werden.
Öhm, ja, vielleicht. Und? Klingt für mich nach einem sinnvollen Ansatz. Je nach Situation natürlich.
Einen Punkt sollte man noch klären: Es ist ein Unterschied, ob jemand direkt an einem immateriellen Inhalt verdient, oder an seiner eigenen Leistung, die auf dem Inhalt beruht. Bei dem Buch-Beispiel: Solange A das Buch selbst verkauft (oder ein von ihm autorisierter Verlag), kann er jeden Preis nehmen.
Da verdient er auch an seinem Inhalt. Ist der Inhalt gemeinfrei, kann es jeder drucken. Also kauft keiner ein teures Buch, die Konkurrenz drückt den Preis auf das Niveau, das der zusätzlich geleisteten Arbeit (Aufbereiten, Drucken, Vertreiben usw.) entspricht. Genauso kann ein gemeinfreies Bild auch jeder gleich so haben. Ein Content-Aggregator verdient also eigentlich nicht als Schmarotzer an dem Bild, sondern an seiner eigenen Leistung, das Bild zu finden, mit einem Text zu kombinieren und zur Verfügung zu stellen.
Natürlich ist das nicht immer einwandfrei zu trennen. Gerade deswegen macht es aber Vieles sehr viel einfacher, wenn man irgendwo mal einen Strich zieht. Sonst gibt es einen undurchdringlichen Dschungel aus Werken, die irgendwie verwendet worden sind, selbst wieder auf anderen basieren, die wiederum auf anderen basieren...