So, ich bin durch mit den Tests für heute, aber leider noch nicht mit der Frage „Umstieg oder nicht?“.
Am liebsten würde ich, glaube ich, auch beide Systeme nutzen bzw. behalten, aber für eine zusätzliche komplette Fuji-Ausstattung fehlt mir aktuell das Kleingeld …
Testbeschreibung und Einschätzung sind jetzt doch etwas länger geworden als geplant, aber es scheint ja hier Interesse an diesem Thema zu bestehen.
Unten angehängt ein Vorschaubild, das Originaldokument (9 MB) findet ihr unter folgendem Link:
https://1drv.ms/u/s!ApcHrqs1RJdE4108jCRY6dFLWY_L
Ich habe gut 100 Bilder geschossen und dabei folgende Rahmenbedingen konstant beibehalten:
- Ich habe eine einheitlich, konstante Blende 5,6, ISO 200 und Zeitautomatik verwendet. Bei ISO 200 kann man nicht viel falsch machen und dass bei kleinerer Blende die Tiefenschärfe zunimmt, ist klar. Oft liegt ja auch der sweet Spot bei Linsen bei Blende 5,6.
- Ich habe je nach Motiv für den Autofokus Spot- oder mittenbetonte Messung verwendet. Für die Belichtung habe ich je nach Motiv Spot, mittenbetont oder Matrixmessung verwendet. Mir ging es vor allem um die Frage der maximalern Schärfe und um eine ausgewogene Belichtung bezogen auf das Motiv. Beide Kameras hatten natürlich bei jedem Motiv jeweils die gleichen Einstellungen. Interessant war dabei schon mal, dass beide Kamers durchaus unterschiedliche Belichtungswerte ermittelt und verwendet haben. Da ich aber auch im Alltag nicht mit manuellem Belichtungsmesser herumgehe und die Belichtung manuell einstelle, war das gleichzeitig ein ganz interessanter Praxistest mit durchaus interessanten Ergebnissen.
- Die Ausschnitte sind jeweils 100%-Crops des Fokuspunktes, insgesamt 9 Fotos, rechts jeweils Pentax K-3 mit dem Pentax HD 16-85, links die Fuji X-T2 mit dem XF 18-55.
- Ich habe dabei Brennweiten von 18 mm, 35 mm und 55 mm verwendet. Da man die genaue Brennweite nur schätzen und nicht ablesen kann, weichen teilweise die Brennwerten geringfügig ab.
- Der Bildstabilisator war natürlich (fast, s.u.) immer eingeschaltet.
- Ich habe nur JPGs fotografiert, die Durchführung des gesamten Tests mit RAWs war mir schlicht zu aufwändig.
- Die Bilder sind jeweils zeitlich in einem Abstand von max. 2 Minuten geschossen und exakt vom gleichen Standpunkt aus, d.h. das Licht und der Ausschnitt waren jeweils exakt identisch.
Nun meine Einschätzung nach meinem Test:
Zunächst zu Optik:
- Ich finde in der Tat die Bilder von Fuji durchweg etwas knackiger und kontrastreicher, optisch wirken sie auf mich meist etwas besser. An scharfen Kanten fressen die Pentaxbilder etwas stärker aus und die Kontraste sind etwas schwammiger.
- Die Fuji-Bilder haben nach meiner Einschätzung etwas bessere Zeichnung in den Details. Nach meiner Wahrnehmung sind die Bilder einen Tick schärfer (z.B. Bild 1 und 7)
- Die optischen Unterschiede in der Bildmitte sind aber eher Nuancen, nur für diese Unterschiede lohnt sicherlich kein Systemwechsel.
- Ich habe auch drei Bilder von Bildecken hinzugefügt und hier wird leider eine deutlich höhere optische Qualität der Fuji-Linse unbestreitbar.
- Ich habe auch ein Vergleichsbild mit meiner Pentax 35 mm LE geschossen, einfach um den Unterschied zur Festbrennweite zu sehen und war schwer enttäuscht – vom Pentax 35 mm LE-Objektiv. Der Unterschied zum Pentax-HD-Zoom war in der Bildmitte kaum vorhanden, im Vergleich zur Fuji-Linse gab es keinen Unterschied zwischen Pentax 35 mm LE und Fuji-Zoom. Nur im Randbereich gab es noch kleine Vorteile für die Festbrennweite von Pentax.
Und noch ein paar funktionale Einschätzungen:
- Mit dem elektronischen Sucher habe ich mich jetzt angefreundet. Das Fokus-Peaking (und der digitale Schnittbildindikator für schwierige Situation) und die Gesichtserkennung sind in der Tat ein Fortschritt im Alltag gegenüber dem optischen Sucher – wenn es denn funktioniert. Ich hatte gestern Abend in schwachen Licht-Situationen mehrfach das Problem, dass Fuji den Fokus nicht bestimmen konnte. In der gleichen Situation hat Pentax ohne mit der Wimper zu zucken fokussiert. Da gibt es also bei Fuji in der Tat noch Luft nach oben.
- Bezüglich der Fokussiergeschwindigkeit taten sich beide Systeme nichts, mal war das eine schneller, mal das andere.
- Ich habe zwei Bilder dazwischen, die von den o.g. Standards abweichen: Bild 1 war bei Fuji der Bildstabilisator aus, und bei Bild 5 ist mit bei Fuji die Blende auf 5.0 verrutscht. Bei ein paar anderen Bildern gab es noch deutlich höhere Abweichungen und ich konnte die Bilder dann für die Vergleiche nicht nutzen. Der Grund war jeweils ein versehentliches Verstellen, weil die Bedienelemente bei Fuji sehr leichtgängig sind. Wenn man schnell sein will, ist das sicher ein Vorteil, aber zumindest ich mit meinen Pentax-gewohnten Fingern musste ständig aufpassen und fand das sehr lästig. Aus meiner Sicht hat da Fuji zu viel des Guten gemacht.
- Und natürlich: Die spiegellosen Kameras sind einfach deutlich leichter und handlicher und haben die Phase, dass sie qualitätsmäßig mit Spiegel-DSLRs nicht wirklich mithalten können, definitiv hinter sich. Aber das war ja für den Test auch zu erwarten. Im letzten Jahr hatte mich ein Test der Sony Alpha 6000 noch deutlich ernüchtert.
Soweit meine Einschätzung. Ob die Vor- und Nachteile für einen Systemwechsel für mich ausreichen, weiß ich noch nicht.
Das stärkste Argument für Fuji bleibt nach dem Test, dass es von Fuji Festbrennweiten gibt, zu denen es von Pentax keinerlei Entsprechung gibt und diese auch nicht mehr zu erwarten sind. Auch wenn ich diese Objektive jetzt nicht getestet habe, sprechen die Testbilder im Web für sich. Aber da muss man doch schon ziemlich tief in die Tasche greifen.
Und bei den Pentax-Objektiven bleib ich dabei, auch wenn es (natürlich) keine Zahlen gibt: Solange Pentax eine solche Qualitätsstreuung bei hohen Preisen auf den Markt schmeißt, brauchen die sich nicht zu wundern, wenn Händler und Kunden keine Lust mehr haben. Das HD 16-85 habe ich z.B. von einem netten Mitforisten gekauft, der erst nach zweimal Umtauschen bei einem Händler schließlich ein gutes Exemplar erwischt hat.
Ein starkes Argument für Pentax ist aber immer noch: Ich habe eine komplette Ausstattung zu Hause.
Ich freue mich über eure Kommentare.