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"Übertriebene" Nachbearbeitung mittlerweile Standard?

Naja, aber ein bissel lebt Fotografie doch schon davon, dass da irgendeine Unmittelbarkeit oder besondere Beziehung besteht zwischen der (tatsächlichen) Szene, dem was durch die Linse auf den Sensor kommt und dem, was hinterher im Bild (Print, PC, egal) zu sehen ist.

Die Reste einer etwaigen Beziehung werden sich auch noch auflösen; wir singen das Mantra des Neoliberalismus: nur das Ergebnis zählt. Baudrillard würde - nicht ganz zu unrecht - von um sich greifender Referenzlosigkeit sprechen, bzw. von "veruntreuter Realität". Die Zeichen bezeichnen nichts mehr (nurmehr sich selbst, idealisiert).
 
P.S.:

'Schön machen' ist völlig OK, aber niemand würde einen fremden (Stock-) Seeadler in sein Bild reinkopieren. Niemand würde ein Bild von Airforce One 'aus dem Internet' in ein eigenes Bild vom Himmel von Berlin reinkopieren...

Diese Art der Bildveränderung ist so alt, wie die Fotografie selbst. Ein - für mich - sehr beeindruckendes Beispiel ist Frank Hurley, der als Filmer & Fotograf bei der Shackleton Expedition dabei war (das war 1914, das Buch über diese Expedition ist übrigens auch sehr beeindruckend). Er hat schon damals seine Fotos passend "aufgewertet", um die gewünschte Bildwirkung (und darum geht es ja) zu erzielen, z.B. durch Einfügen eines dramatischeren Himmels, usw. Wer Lust hat, kann ja mal nach ihm googlen.

Eins seiner Aussagen:
Ein Foto ist kein Dokument dessen, was man sieht… Benutze die Kamera, wie ein Maler seinen Pinsel… Die Kamera ist nur ein Stück Technik; Du bist ihr Gehirn.

Man muss sich ja nicht 100%-ig dieser Meinung anschliessen, aber man sollte aktzeptieren, dass auch diese Einstellung ganz legitim zum Bereich der Fotografie gehören kann, anstatt irgendetwas kategorisch auszuschliessen.

Grüssle
JoeS
 
Ja, man fotografiert ja auch Dinge, die man nicht sehen kann.
Highspeed-Blitzaufnahmen z.B. ... eigentlich alle Blitzaufnahmen.
Macros, Langzeitbelichtung uvm.

Klar, aber sie waren da, einfach Blitze malen 'gilt' bei einem Foto wohl nicht:-)

Die Manipulation beginnt doch schon bei der Wahl von Licht, Ausschnitt, Brennweite, Perspektive und Belichtungszeit, also bei der Aufnahme.

Logo. Ob das eine 'Manipulation' (im negativen Sinn, den Du meinst) ist, ist eine andere Frage.

Oder hat jemals ein Hotelpool in echt genau so ausgesehen, wie im Prospekt

:-) Aber er war da (nimmt man bei einem Foto ja an).


Ich will ja gar nicht darauf hinaus, dass Bildbearbeitung verboten sein soll, sondern nur auf das 'Spezielle', was man mit einem Foto verbindet, hinweisen.


Anderes Beispiel: Wenn Hoeneß nun bald seine Haft antritt, was meinst Du, welche bildliche Darstellung eher in die Zeitungen kommt - ein unscharfes, verrauschtes Telefoto von ihm in seiner Zelle oder ein detailgetreu gerendertes/gezeichnetes Bild mit nachempfundenem Hoeneß-Gesicht?
Und warum ist das so?

C.
 
"veruntreuter Realität".

Definiere doch bitte erstmal, was hier genau veruntreut werden soll... :)

Grüssle
JoeS
 
Logo. Ob das eine 'Manipulation' (im negativen Sinn, den Du meinst) ist, ist eine andere Frage.

Ich meine das nicht negativ, hatte nur Bearbeitung als Manipulation gewertet, und demenstprechend auch die Art, wie das Bild überhaupt aufgenommen ist.

Interpretation ist sicher etwas neutraler.

Denn ein Bild zeigt ja nicht wie Du schreibst "Was Du gesehen hast ", sondern was du mir zeigen möchtest.
 
Logo. Ob das eine 'Manipulation' (im negativen Sinn, den Du meinst) ist, ist eine andere Frage.

Das ist keine Frage, sondern Fakt. :) Ich könnte dir z.B. ein Bild zeigen, auf welchem mehrere Personen an einem Tisch eines Strassencafes sitzen, und herzlich am Lachen sind. Zeigt also eine gewöhnliche Strassenszene, mit sympathischen Personen, die sich vielleicht gerade gegenseitig einige Schwanks aus ihren alten Leben erzählen.
Was auf Grund meines Ausschnittes nicht zu sehen ist, ist die Frau die gerade gestolpert ist, dabei ihre Schuhabsätze kaputt gegangen sind, der Supermarkteinkauf auf der Strasse verstreut liegt, und ihr das so hochpeinlich ist, dass sie einen knallroten Kopf hat. In Wirklichkeit lachen die Cafe-Besucher die Frau also aus und machen sich über sie lustig...., was also irgendwie eine komplett andere Bildaussage bekommt.

Also habe ich doch schon alleine durch die Wahl des Ausschnittes meine Realität auf's Foto gebannt, das was ich den anderen zeigen will. Nur auf Grund meines gewählten Ausschnittes! Wir sind noch weit weg von irgendwelchen weiterführenden Bearbeitungsschritten usw.

Es gibt also nicht die eine wahrhaftige Realität auf einem Foto, weder mittelbar noch unmittelbar, niemals nicht.

Grüssle
JoeS
 
Es gibt also nicht die eine wahrhaftige Realität auf einem Foto, weder mittelbar noch unmittelbar, niemals nicht.

Doch. Nämlich die, dass Photonen, *vom Objekt/Subjekt reflektiert oder erzeugt*, durchs Objektiv geschleust, auf den Sensor/Film gelangt sind und dort Elektronen aus Silberhalogenid-/Silizium- oder sonstigen Molekülen gehauen haben, etwas hinterlassen haben, eine Ladung oder ein verändertes Molekül. In der Gesamtheit - ein 'Bild'.

Das ist der Unterschied zur Malerei, Bildhauerei, zum Rendering. Das ist die Unmittelbarkeit, die ich meine. Deswegen bekäme der Paparazzo viel Geld für das Hoeneß/Landsberg-Foto (die Dinger haben Hoeneß' Haut 'berührt':D).

Und das ist der Grund, warum manche Leute lieber mit alten Objektiven oder dem Lensbaby 'Flair' (oder flares :-) erzeugen als per Photoshop. Warum manche Leute lieber auf richtiges Licht warten (oder es machen) als per Photoshop aufzuhellen. Warum Leute Graukarten in der Fototasche haben. Warum wir alle viel Geld für rauscharme Sensoren, farbfehlerarme Objektive ausgeben. Weil es Fotos sind.

Nix gegen ein ordentliches Composing, gegen Nik FX, Rumstempeln - aber irgendwo ist die Grenze zwischen Foto und Design, finde ich.

C.
 

Nö. :)

Nämlich die, dass Photonen, *vom Objekt/Subjekt reflektiert oder erzeugt*, durchs Objektiv geschleust, auf den Sensor/Film gelangt sind und dort Elektronen aus Silberhalogenid-/Silizium- oder sonstigen Molekülen gehauen haben, etwas hinterlassen haben, eine Ladung oder ein verändertes Molekül. In der Gesamtheit - ein 'Bild'.

Und das ist schon der Denkfehler. :) In dieser Phase hast du noch kein "Bild", du musst es erst entwickeln, damit daraus ein für Menschen betrachtbares Bild wird. Viele werden nun das Bild auf eine Art und Weise entwickeln, wie es die japanischen Programmierer es für "richtig" halten. Sprich, so wie die Kamera beim Kauf eingestellt war. Andere werden die Entwicklung in die eigene Hand nehmen, und die Kameraeinstellung entsprechend ändern. Wenn wir beide also mit der ein und selben Kamera das ein und selbe Foto schiessen, aber du z.B. die Sättigung in der Kamera auf +2 hast, und ich auf -2, welche der beiden Ergebnisse zeigen denn nun bitte die eine wahre unmittelbare Realität...? Und bevor du jetzt mit "musst halt bei +0 belassen" kommst: das wäre die Realität der japanischen Programmierer, die ich oben beschrieb. Ein anderes Kamera-Modell mit ebenfalls Einstellung bei +0 liefert dir ebenfalls andere Ergebnisse.


P.S.:
Da du oben ja auch analoge Fotografie ansprichst (und ich aus dieser Ur-Zeit stamme...): alleine schon die Wahl des Films hatte dir unterschiedliche Ergebnisse geliefert. Und das ist heute bei den Sensoren nicht anders. Foveon-Sensoren liefern üblicherweise sattere Farben, auch der Dynamikumfang variiert von Sensor zu Sensor. Zurück zu analog: Fuji-Filme lieferten z.B. grundsätzlich einen kälteren Farbton als bspw. Kodak-Filme. Auch hier wieder die Frage: welcher Film hält denn nun die eine unmittelbare Realität fest...?

Übrigens: zu diesem Thema (zusammengefasst: es gibt keine "unbearbeiteten" Bilder), hatte ich mal extra einen Thread eröffnet:
https://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=1325059


Grüssle
JoeS
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, aber ein bissel lebt Fotografie doch schon davon, dass da irgendeine Unmittelbarkeit oder besondere Beziehung besteht zwischen der (tatsächlichen) Szene, dem was durch die Linse auf den Sensor kommt und dem, was hinterher im Bild (Print, PC, egal) zu sehen ist.

Doch. Nämlich die, dass Photonen, *vom Objekt/Subjekt reflektiert oder erzeugt*, durchs Objektiv geschleust, auf den Sensor/Film gelangt sind und dort Elektronen aus Silberhalogenid-/Silizium- oder sonstigen Molekülen gehauen haben, etwas hinterlassen haben, eine Ladung oder ein verändertes Molekül. In der Gesamtheit - ein 'Bild'.

Da bin ich ganz bei dir, dass die Unmittelbarkeit den besonderen Reiz und die besondere Herausforderung des Mediums Fotografie ist. Jedes meiner Bilder, und wenn es noch so abstrakt ist, lebt letztlich von der Auseinandersetzung mit der Welt im Augenblick der Aufnahme. Dabei ist keine Begebenheit bei der Aufnahme beliebig. Aus meiner Sicht machen viele, die sich mit experimenteller Fotografie und/oder der Bearbeitung in der digitalen Dunkelkammer beschäftigen genau diesen Fehler - sie gehen davon aus, dass es gar nicht so sehr auf die Gegebenheiten, etwa die Lichtstimmung, während der Aufnahme ankommt.

Meine Kritik an deinem Argument bezieht sich daher auf deinen Gebrauch des Begriffs "tatsächliche Szene" die du, so scheint es mir, als Synonym für Realität nutzt. Meine Annahme sehe ich bestärkt, durch deinen Beitrag im zweiten Absatz.

Letztlich ist das ja der Kern der Auseinandersetzung zwischen den Puristen und den Anhängern des "alles ist möglich": Gibt es eine Realität und wenn ja, sind wir in der Lage diese in einer allgemeingültigen Sichtweise abzubilden?

"If a tree falls in a forest and no one is around to hear it, does it make a sound?"

Nun bin ich wieder ganz bei dir, wenn du beschreibst, dass es einen realen Vorgang gibt, den wir mit physikalischen Theorien erfassen (schon dies ist nicht der reale Vorgang an sich), der die Merkmale des Aufnahmematerials bestimmen. Wenn ich die Kamera während der Aufnahme bewege oder/und Mehrfachbelichtungen einfüge, ist das auch ein Bestandteil genau dieser Realität. Die Eigenschaften der Aufnahme werden lediglich um die Dimensionen Bewegung und Sequenz erweitert. Das dürfte auf jede andere Methode der Aufnahme zutreffen - ob nun der Einsatz eines bestimmten Objektivs einer Blitzanlage oder eines Verlaufsfilters: Für alle Methoden trifft deine Beschreibung im zweiten Absatz zu. Die "Realität" der Aufnahme wird nicht ausschließlich dadurch bestimmt was wir abbilden, vielmehr auch davon wie wir es abbilden.

Aber ist dies überhaupt von entscheidender Bedeutung?
Ich denke nicht.

Der rhetorische Kunstgriff deiner Argumentation liegt aus meiner Sicht darin begründet, dass du den Prozess der Fotografie mit der Entstehung der Aufnahme enden lässt und einen entscheidenden Gesichtspunkt außer acht lässt: Den Betrachter!

Der Betrachter ist immer schon da. Während der Aufnahme in der Person des Fotografen, danach in Form des Publikums. Und spätestens hier können wir doch nicht anders und müssen uns von der Vorstellung einer allgemeingültigen Sichtweise auf die "Realität" verabschieden. Ein Purist mag den Rand eines Buchenwaldes im Mai nach einem kurzen Schauer im Gegenlicht als Vorhandensein von Licht, Wasser, Baumstämmen und Laub ansehen. Ich sehe tanzende Lichter, Reflexionen, Möglichkeiten, sich auflösende Materie.

Der Baum macht ein Geräusch, wenn er fällt, auch wenn niemand da ist, der es hört. Es gibt eine Realität. Allerdings ist das nicht von Bedeutung, da dieses Geräusch nur durch die subjektive Erfahrung wahrnehmbar ist. Der Baum macht ein Geräusch aber er macht für jeden einzelnen Menschen zu jedem bestimmten Zeitpunkt ein anderes Geräusch.

OK - ich komme langsam zum Punkt...

Wenn ich mich von der Vorstellung einer allgemeingültigen Realität verabschiede, ohne die Vorstellung des Unmittelbaren aufzugeben. Dann ist das Aufnahmematerial ein Abbild des Unmittelbaren und die Arbeit in der digitalen Dunkelkammer der subjektive Ausdruck des unmittelbaren Eindrucks.

:)

Greets
/bd/
 
. . . Diese Art der Bildveränderung ist so alt, wie die Fotografie selbst. Ein - für mich - sehr beeindruckendes Beispiel ist Frank Hurley, der als Filmer & Fotograf bei der Shackleton Expedition dabei war (das war 1914, das Buch über diese Expedition ist übrigens auch sehr beeindruckend). Er hat schon damals seine Fotos passend "aufgewertet", um die gewünschte Bildwirkung (und darum geht es ja) zu erzielen, z.B. durch Einfügen eines dramatischeren Himmels, usw. Wer Lust hat, kann ja mal nach ihm googlen.
Dein Worte einfügen (englisch: modify) übersetzt: Er hat den Himmel auf dem Positiv (oder Negativ) ausgeschnitten und durch einen anderen ersetzt. Solch ein Bild wurde auch damals als Foto-Montage, nicht als Foto bezeichnet.
. . . Und das ist schon der Denkfehler. :) In dieser Phase hast du noch kein "Bild", du musst es erst entwickeln, damit daraus ein für Menschen betrachtbares Bild wird. Viele werden nun das Bild auf eine Art und Weise entwickeln, wie es die japanischen Programmierer es für "richtig" halten. . .
Das gibt in dieser Form nicht das Problem wieder. Die Amateur-Kameras Mitte der 90er Jahre haben als einziges Ausgabeformat Jpeg-Dateien erzeugt, bessere Modelle später dann auch Tiff (unsere Olympus Camedia C 410 von 1996 lieferte nur Jpeg). Zu einem Zeitpunkt, als die A/D Wandler auf 8 Bit beschränkt waren, war das auch ok. Erst als höherwertige Systeme mehr als 8 bit verarbeiten konnten, wurdem der fotografische Wunsch, diese höherwertigen Dateien zu erhalten, nachgekommen. Daraus resultieren die unterschiedlichen Raw-Formate, da es für diesen Dateityp seinerzeit keine Norm gab und ein 16-bit Tiff viel zu groß ist. Technisch lag das Problem in den unterschiedlichen Meta-Daten der Hersteller, die sich hier nicht in die Karten schauen lassen wollten. Eigentlich war das, was Du als Entwicklung titulierst (es ist natürlich nur eine Dateinkonvertierung und kein Mysterium), so für den Verbraucher nicht vorgesehen - die Farben sollen schon so sein, wie sich das die Programmierer gedacht haben.
. . . zu diesem Thema (zusammengefasst: es gibt keine "unbearbeiteten" Bilder) . . .
Es scheint mir sinnvoll zu sein, die Foto-Definition der World-Press-Wettbewerbes zu verwenden: Es darf keinen geometrischen Unterschied zwischen der Raw-Datei und der eingelieferten Bild-Datei geben, dann wird das Bild als Foto akzeptiert - also HDR als Foto akzeptiert, einmontierter Himmel oder sonstige Montagen/Retuschen unerwünscht, ausflecken (Sensorstaub) ist hingegen erlaubt. Ich tendiere allerdings dazu, Bilddateien direkt aus der Kamera/ dem Smart-Phone, erst einmal als unbearbeitet zu bezeichnen. Allerdings ist mir das Problem der kamerainternen Art-Filter bekannt.
 
Es scheint mir sinnvoll zu sein, die Foto-Definition der World-Press-Wettbewerbes zu verwenden: Es darf keinen geometrischen Unterschied zwischen der Raw-Datei und der eingelieferten Bild-Datei geben, dann wird das Bild als Foto akzeptiert...
Allein daraus er sehe ich, dass es darüber welche Bearbeitung bei einem Foto als verpönt - oder als "übertrieben" im Sinne des Threadtitels - angesehen wird, wohl nie Konsens geben wird.

Nach dieser Definition wäre es bereits bei

nachträglichem Croppen
Geraderichten
Korrektur von Objektivverzeichnungen
Entzerren stürzender Linien usw.

kein Foto mehr.
 
Wir kommen durch unsere eigene "interpretierte" Wahrnehmung vermutlich bereits an die Grenzen, Realität ungefiltert zu erfassen oder auch wiederzugeben... Von daher sollte man vielleicht auch beim Thema Fotografie versuchen, von diesen Begriffen etwas Abstand zu nehmen.

Es geht hier doch letzten Endes auch bei der eigentlichen Diskussion nicht so sehr um das abgebildete WAS als um ein dargestelltes WIE... Infolge dessen reden wir hier nicht über "fotografische Realität" im Allgemeinen, sondern, wenn man es genau nimmt, nur noch über STILMITTEL innerhalb der Fotografie...

Die übertriebene Bearbeitung ist ein Stilmittel. Nichts weiter. Für den einen vielleicht eher etwas mehr dem undifferenzierten Kitsch zuzuordnen als einer tatsächlichen ernsthaften künstlerischen Ausdrucksform, aber letzten Endes wird sie bewusst (oder auch unbewusst) durch den "Künster" auf das vorher in irgend einer fotografischen Form erstellte Abbild angewendet...

Die Realisten unter den Fotografen lehnen diese Stilmittel eben mehr oder weniger strikt ab. Sie konzentrieren sich auf die "Natürlichkeit" von Licht, Form, Farbe, Ausdruck, wobei auch hier die Grenzen stets fließend sind. Sie drücken sich schlicht anders in ihrem Werk aus, sprechen eine andere künstlerische Sprache (oder doch zumindest einen Dialekt), die nicht für jeden gleich verständlich sein muss... Dazu kommt auf dieser Seite noch die Fotografie mit dokumentarischem Auftrag hinzu, die die künstlerische Freiheit bereits per definitionem weiter begrenzt...

Wenn sich nun diese beide Parteien gegenüber sitzen ist es nahezu ausgeschlossen zu einem allgemeingültigen Konsens zu kommen, der beide befriedigen kann. Wenn einer süß mag und einer salzig, worüber ist da irgendwas zu entscheiden, wenn nicht beide aus dem gleichen Topf essen müssen? Es geht schließlich nicht darum, etwas allgemeingültig zu erlauben oder zu verbieten. Es bleibt somit dem ganz persönlichen Geschmack überlassen und somit dürfen beide, ich nenne sie mal "Künstlergruppen", ihrem persönlichen Gusto frönen...

Man kann darüber lachen, aber in fernen Zeiten wird sogar die "Iphonografie" und "Selfiemanie" vermutliche sogar eine ganze fotografische Stilrichtung beschreiben...Foodfotografie, Duckfaces, Kloschüsseln werden dabei als Zeugen unsere Zeit fungieren... Kunst ohne Kunstanspruch... Kunst ohne Können... Kunst ohne überhaupt etwas zu wollen...

Die Diskussion dazu bleibt mit Sicherheit spannend, aber es ist dabei manchmal hilfreich, den Bezug zur eigentlichen Grundlage "Fotografie" nicht vollends zu verlieren... Künstlerische Stile, Stilmittel, Kunstformen haben sich über alle Epochen immer aus bestehenden, etablierten und irgendwann belächelten oder auch abgelehnten Stati Quo entwickelt... Auch in der Fotografie. Und Fotografie in ihrer ganzen Bandbreite kann niemals allgemeingültig sein und schon gar nicht kann sie allgemeingültig gefallen.
 
Allein daraus er sehe ich, dass es darüber welche Bearbeitung bei einem Foto als verpönt - oder als "übertrieben" im Sinne des Threadtitels - angesehen wird, wohl nie Konsens geben wird.

Nach dieser Definition wäre es bereits bei

nachträglichem Croppen
Geraderichten
Korrektur von Objektivverzeichnungen
Entzerren stürzender Linien usw.

kein Foto mehr.
Ich habe es mir jetzt erspart, die exakte Definition des World-Press-Wettbewerbes wiederzugeben. Zugelassen sind die damals üblichen Dunkelkammer-Arbeiten - Montage und Retusche also ausgeschlossen.

Es ist auch keine Frage von verpönt, sondern lediglich die Definition für Foto in Abgrenzung zu Montage, Solarisation, Fotogramm etc. als Spezialfall eines Bildes. Wir stimmen sicherlich darin überein, dass eine mit dem Photoshop-Aquarellfilter bearbeitete Bilddatei kein Aquarell ist, sondern etwas anderes, aber ein durchaus eigenständiges Bild, wenn es denn gedruckt wird.
 
Es scheint mir sinnvoll zu sein, die Foto-Definition der World-Press-Wettbewerbes zu verwenden:

Wenn alle auf der Welt als deklarierte Dokumentaristen unterwegs wären, wäre das sinnvoll. Aber diese Diskussion wurde schon in den 1920ern absolviert, Pictorialismus als Stichwort.

Die weiter oben zitierte "Unmittelbarkeit der Fotografie" ist für jeden, der schon mal Licht gestellt hat, ein bisser schwer nachzuvollziehen. Nach vier Stunden Setup und Visa und Probe wird das "unmittelbare" Bild erzeugt. Oder nach sechs Stunden Ansitzen wird das "unmittelbare" Bild der Landschaft/des Vogels/der Szene mit genau dem richtigen Licht und Schattenfall erzeugt.
 
Dein Worte einfügen (englisch: modify) übersetzt: Er hat den Himmel auf dem Positiv (oder Negativ) ausgeschnitten und durch einen anderen ersetzt. Solch ein Bild wurde auch damals als Foto-Montage, nicht als Foto bezeichnet.

Eine Fotomontage ist eine Unterkategorie von Foto. Jede Foto-Montage ist also ein Foto. Wollen wir uns ernsthaft darüber streiten, was ein "Foto" ist, und was nicht...? Im Übrigen verwende ich sowieso eher das Wort "Bild", statt Foto.

Eigentlich war das, was Du als Entwicklung titulierst (es ist natürlich nur eine Dateinkonvertierung und kein Mysterium),

Nenne es wie du willst, Fakt ist, dass eine Entwicklung stattfindet. Sorry, aber alles andere entspricht nicht den Tatsachen. Ein Negativ-Film wurde "damals" auch nicht zu einer Postkarte "konvertiert", sondern entwickelt und ausbelichtet. Und nichts anderes passiert beim Auslesen der digitalen Daten. Die Software bestimmt, wie das jpeg aussehen soll, und vom Kamerahersteller wurde eine "Standard-Entwicklung" implementiert (alle hauseigenen Regler auf 0), und zusätzlich einige Vorgaben (Portrait, Landschaft, etc.). Sowie die manuelle Einstellungsmöglichkeiten. Das nennt sich Entwicklung, und nicht einfach nur Dateikonvertierung.

die Farben sollen schon so sein, wie sich das die Programmierer gedacht haben.

Und wie man sieht kochen alle Programmierer ihr eigenes Süppchen. Deswegen sag ich ja, dass es dieses gewünschte "Unmittelbare, reine, authentische, realistische" usw. Bild nicht gibt.

Es scheint mir sinnvoll zu sein, die Foto-Definition der World-Press-Wettbewerbes zu verwenden:

Nee, finde ich nicht. Man kann auch Sport betreiben, ohne es auf eine Olympia-Teilnahme hin zu betreiben. Für Olympia gibt es halt Vorgaben, die in der sonstigen Sport-Welt Null Relevanz haben.

Im übrigen kann ich diese Aussage problemlos unterschreiben.

Grüssle
JoeS
 
Ich habe es mir jetzt erspart, die exakte Definition des World-Press-Wettbewerbes wiederzugeben. Zugelassen sind die damals üblichen Dunkelkammer-Arbeiten - Montage und Retusche also ausgeschlossen.

Ich schrieb es schon mal: Montagen und Retuschen wurden schon vor über 100 Jahren in der Dunkelkammer durchgeführt (Beispiel hatte ich genannt, Frank Hurley).

Grüssle
JoeS
 
Aber diese Diskussion wurde schon in den 1920ern absolviert, Pictorialismus als Stichwort.

Die damals zur Marginalisierung desselben führte - mit dem Siegeszug der straight photography. Im WP-Artikel ist's übrigens unkorrekt beschrieben - erst durch die die methodische Absetzbewegung gegenüber 'malerischen' Elementen hat es die Fotografie geschafft, in die heiligen Hallen der 'Kunst' aufgenommen zu werden*/**.

* Auch wenn Benjamin dies kategorisch ausgeschlossen hat.
** Siehe dazu Frizot, Kemp, Wolf und andere
 
Wenn alle auf der Welt als deklarierte Dokumentaristen unterwegs wären, wäre das sinnvoll.
Die Abgrenzung ist eine rein technische, sie auf deklarierte Dokumentaristen zu begrenzen ist unsinnig. Roland Barthes spricht der (analogen) Fotografie das Es-ist-gewesen zu im Gegensatz zur Malerei, die konstruiert.
Aber diese Diskussion wurde schon in den 1920ern absolviert, Pictorialismus als Stichwort.
Die Neue Sachlichkeit war in den 20er Jahren die fotografische Emanzipation gegenüber den Piktoralisten, die die Malerei nachgeahmt haben. Konzeptionell ging es darum, die Fotografie als eigenständiges Medium in der Kunst zu etablieren. Unsere Diskussion wurde mitnichten in den 20er Jahren absolviert.
Ich schrieb es schon mal: Montagen und Retuschen wurden schon vor über 100 Jahren in der Dunkelkammer durchgeführt (Beispiel hatte ich genannt, Frank Hurley).
Mir ist nicht bewusst, dass ich dem widersprochen hätte. Ich beharre allerdings darauf, dass eine Foto-Montage kein Foto ist. Ein Foto wird sie erst dann, wenn ich sie abfotografiere (reproduziere). Dein Schluss, aus dem Wort Foto-Montage abzuleiten, die Montage sei ein Foto, ist falsch.

Und es ist auch niedlich, wenn Anwender eines Raw-Konverters dies als entwickeln bezeichnen, die Anwendung bleibt eine Datei-Konvertierung von einem Datenformat in ein anderes. Die zugehörige Wissenschaft nennt sich Informatik.
 
Definiere doch bitte erstmal, was hier genau veruntreut werden soll... :)

Nach Lesart Baudrillards (auf den ich mich bezogen habe) das, was über Imitation und Produktion in der Hyperrealität 'ausgelöscht' wird. Weiteres würde hier wohl den Rahmen sprengen, aber dazu noch zwei Anmerkungen: der Poststrukturalismus hat eine eher 'weiche' (aber sehr mächtige) Definition von 'Realität'. Müsste zumindest teilweise deiner Position nahe kommen. Desweiteren ist es ein interessanter (und in der Medientheorie einflussreicher) Blickwinkel gerade auf Medien, deren 'Erzeugung' und Zeichen, sowie der Verschränkung mit und im Kapitalismus. Das Fotografische Bild steht dafür quasi exemplarisch.
 
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