Das ist schon was. Aber dein verzweifeltes Beharren irritiert mich. Diese Gestaltungsregeln (z. B. Goldener Schnitt) könnte man auch als das manifestierte ästhetische Empfinden des Großteils der Menschheit bezeichnen. Spätestens aber, wenn du vor einem Klein oder einem Pollock stehst, rennst du mit Gestaltungsregeln vor die Pumpe (die Liste lässt sich noch ewig fortsetzen). Oder schau dir dadaistische Werke an.
Diese Werke kenne ich nicht.
Das ist meiner Meinung nach falsch. Kunst entsteht im Kopf, nicht in der Hand.
Du brauchst beides, Ingo. Der Kopf alleine nutzt dir genauso wenig, wie die Hände alleine.
Wie willst du denn (z. B.) an einer bemalten Leinwand ohne Signatur erkennen, wer der Künstler war - und ob er sein Handwerk erlernt hat und es anzuwenden weiss?
Um in der Lage zu sein, etwas als Kunst oder NichtKunst bezeichnen zu können, setzt es eben fundiertes Wissen voraus. Im allgemeinen ist das das Privileg von Kunstkritikern.
Das einzige was du sagen kannst, ist ob es dich beeindruckt, ob du es schön findest.
Richtig, wenn ich über den Künstler nichts weiss, kann ich nur das sagen.
Oder kann es keine Kunst sein, weil du nicht einschätzen kannst, wie gut der Künstler sein Handwerk erlernt hat?
In diesem Fall kann einfach
nur ich persönlich nicht einschätzen, ob es sich um Kunst handelt oder nicht. Leute, die mehr über den Künstler wissen, werden das in diesem Fall besser können, als ich.
Wie willst du an einem Foto erkennen, ob der Fotograf die Aufnahme von langer Hand vorbereitet hat, oder einem Photonoob ein Schnappschuss gelungen ist?
Gewisses Wissen ist an gewissen Merkmalen erkennbar. Ein Fotograf, der sein Fach exzellent gelernt hat, hebt sich
konstant und ev. sogar massiv von anderen ab, auch wenn dir das ev. noch nicht aufgefallen ist. Glücksschüsse gibt es immer mal wieder, da kann man sich durchaus auch einmal in der Beurteilung vertun. Irren ist menschlich, Ingo.
Du definierst Kunst über den Erschaffer, ich definiere Kunst über das Werk.
Ich definiere Kunst über den Künstler
und seine Werke, du
nur über seine Werke. Ohne Künstler gibt es keine Kunst, ohne seine Werke genauso wenig.
Ein Glücksschuss ist keine Kunst, es ist einzig und allein Glück. Solch ein Glücksschuss kann selbstredend in der Erscheinung einem Kunstwerk gleichen.
Ein Kunstwerk selbst hat für mich zumindest immer mit Können und harter Arbeit zu tun, nicht mit herumknipsen und mal einen Kunstschuss landen.
Nicht alles, was ein Künstler erschafft, ist auch zwangsläufig Kunst. Und auch ein Amateur kann Kunst erschaffen - warum auch nicht.
Er kann sicher
Kunst ähnliche Werke erschaffen. Ist er wegen einem oder zwei Glückstreffern dann ein Künstler? Wohl kaum.
Es ist meiner Auffassung von Kunst keine wirkliche Kunst. Zur Kunst gehört für mich eben Können, Fleiss, Arbeit (und Freude daran) und Konstanz, nicht aber Zufall.
Gruss Carsten