Hallo Stefan,
dann will ich mal ein wenig konstruktive Kritik üben:
Generell empfehle ich, vor dem Motiv mehr Platz zu lassen als dahinter, d.h. dieses sollte ins Bild reinschauen und nicht gegen einen Rand.
Hier habe ich mal das erste Bild dbzgl. beschnitten (man sollte am besten schon beim Fotografieren den Ausschnitt entsprechend wählen und später ggf noch leicht beschneiden - ich vermeide das eigentlich immer):
Dieses Bild wirkt für mich an den wichtigsten Stellen (Auge des Schmetterlings) irgendwie leicht unscharf, am Flügelende sieht es wiederum recht scharf aus. Verwackelt scheint es nicht, da Teile der Distel scharf aussehen.
Ich hätte im Sinne eines schöneren Hintergrundes auch die Blende etwas weiter geöffnet, was aber ein noch genaueres Ausrichten der Kamera voraussetzt.
Beim zweiten Bild finde ich den Hintergrund schon recht ansprechend (gute Blendenwahl) und auch die Schärfe sitzt besser als beim ersten. Allerdings hast Du auch hier wieder einen kleinen 'Flüchtigkeitsfehler' in der Fokussierung: Die oberen Flügelbereiche laufen aus der Schärfeebene raus, d.h. Du hast die Kamera nicht genau auf der richtigen 'Höhe' platziert (ich schätze, Du warst etwas zu niedrig).
Einen Schmetterling wirklich scharf im Profil zu fotografieren setzt voraus, dass man genau die eine, wirklich nur
eine mögliche Kameraposition erwischt, nämlich die, wo sich die drei 'Eckpunkte' (Augen, hinterste untere Flügelenden und oberste Flügelenden) in exakt gleichem Abstand zum Sensor befinden.
Auch hier hast Du dem Motiv vor den Augen zu wenig Platz gelassen - in diesem Fall noch weniger als dahinter.

Ich habe dieses Bild mal quick & dirty durch PS gejagt, beschnitten und eine dilettantische Stempelaktion durchgeführt um besser zeigen zu können, was ich meine:
Wenn Dir meine Bildmanipulationen nicht zusagen, nehme ich sie natürlich wieder raus.
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Bei Schmetterlingen gibt es (für mich) mehrere Ansatzpunkte, diese geschmackvoll zu fotografieren:
- Klassische Ansicht: So wie bei Dir, d.h. im Profil, dann muss aber auch alles scharf und der Sensor absolut parallel zum Motiv ausgerichtet sein (am besten mit LV kontrollieren).
Beispiel Brauner Waldvogel (im frühmorgendlichen Gegenlicht mit Reflektor aufgehellt):
Hat der Schmetterling in der Profilansicht die Flügel geöffnet, macht es eine präzise Kameraausrichtung wesentlich leichter, da 'nur' der Körper in der
Schärfeebene liegen muss und die Flügel grösstenteils in der Unschärfe veschwinden:
Beispiel Catonephele numilia:
- Frontalansicht: Da muss der Schärfepunkt (für mich) brachial präzise auf den Augen liegen, da der Rest durch die mangelnde Schärfentiefe sowieso in Unschärfe verschwimmt.
Hier bietet sich (bei zusammengeklappten Flügeln) oft ein Hochformat an, muss aber nicht.
Beispiel Baldrian-Scheckenfalter:
Als drittes gibt es noch die leicht seitlich versetzte Frontalansicht - diese Perspektive lässt den Schmetterling dreidimensionaler erscheinen.
Hier versuche ich meistens einen der Fühler (trotz fast immer ziemlich offener Blende) noch in die Schärfeebene zu bringen - gibt (für meinen Geschmack) dem Bild noch ein gewisses Extra:
Beispiel Heliconius hecale:
Auch hier natürlich wieder die Variante mit geöffneten Flügeln (Vorsicht, uraltes Bild bei F2,8), Beispiel Heraclides thoas:
Eine allseits beliebte Perspektive ist natürlich noch die Aufsicht.
Für meinen Geschack ist dies die Schwierigste, da
- sie eine wirklich penible Kameraausrichtung erfordet
- sie eine zu grosse Blende verbietet, da dann nicht der komplette Falter in der Schärfeeben liegt (es gibt Ausnahmen bei Offenblende, die ich auch selbst fotografiert habe)
- sie eine zu kleine Blende wiederum auch verbietet, da dann der Hintergrund nervt
- man sich dem Tier von oben 'bedrohlich' nähert (Fluchtgefahr)
- ruhende Schmetterlinge meist die Flügel zusammengeklappt haben und man deshalb erst gar nicht zu einem Bild kommt
- ich sicher noch etwas vergessen habe
Beispiel Schachbrett:
Natürlich entsprechen diese 'Regeln' nur meinem persönlichen Geschmack und haben sich im Laufe meiner 'Schmetterlings-Macrojahre' als für mich praktikabel erwiesen.
Das soll nicht heissen, dass ich nicht auch mal von diesen 'Regeln' abweiche wenn sich ein Motiv dahingehend aufdrängt
Es wäre vielleicht interessant (anhand von Bildbeispielen) zu erfahren, wie Ihr darüber denkt und vorgeht.
Grüsse
Wahrmut