AW: Fuji X100s vs Sony RX1
Hallo Ingo,
könntest Du Deine Aussage zu den Schwächen/ der "Hakeligkeit" der Sony RX1 näher präzisieren? Ich finde die Menustruktur und die Anpassbarkeit der Funktionstasten geradezu vorbildlich, alles ist für mich wie aus einem Guss.
Das Menu der Fuji finde ich hingegen viel verschachtelter und komplexer, mich konnte das Bedienkonzept nicht vollends überzeugen. Genau deshalb hatte ich mich seinerzeit auch für die Leica X1 entschieden und nicht für die X100. Aber da ist jeder Jeck vermutlich anders.
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Ich rate Enzo einfach dazu mal munter mit beiden Kameras zu fotografieren. Bestell Dir dann einfach mal ein paar hochklassige, großformatige Abzüge und genieße die Ergebnisse. Zur Verkostung empfehle ich mindestens 70er Prints. Dann treffe einfach Deinen Entscheidung, wir können Sie Dir leider nicht abnehmen.
Ich schätze ja beide Cams und möchte wegen der ungleich verteilten Stärken auch beide behalten - soviel vorweg. Ich lehne also die RX1 keineswegs ab.
Mit den 70er Prints hast Du völlig recht.
Bei dieser Art des Fotokonsums kommt natürlich die unzweifelhaft höhere Auflösung von Objektiv und Sensor der RX1 zum Tragen - wie auch beim Croppen.
Muß jeder für sich entscheiden, wie er die Bilder zu nutzen vorhat.
Mit "hakelig" meine ich nicht die Menüstruktur, sondern generell Schwächen wegen nicht fertig gedachten Dingen. Und die fallen mir eben bei der RX1 mehr ins Auge (zumal der Konsument bei dem deutlich höheren Preis auch die Ansprüche an alles mit hochschraubt).
Beispiele:
Als Tribut an die Erreichung der Rekordabmessungen (ist ja beim reinen Body gelungen) mußte als
Energiequelle für diese Supercam das mickrige Akkuding aus der RX100 herhalten. Gleichzeitig ist die Cam aber wegen der Notwendigkeit der Nutzung von Display oder EVF (gewollt geringe Schärfentiefe bei VF und Schärfepunkt sollte während des Anpeilens überprüfbar sein) nicht gerade Energiesparer. Ergo muß ich immer mehrere Akkus mitnehmen und bin dauernd am Wechseln. Nervt.
Ebenfalls Tribut an die Abmessungen ist das
Fehlen des Suchers, der bei der X100 ja eingebaut ist (noch dazu megageil hybrid).
Das Schielen auf ein Rückseitendisplay zur Bildkomposition bei so einer Wahnsinnscam incl. Kampf mit der einfallenden Sonne (und Lesebrille muß aufgesetzt werden) ist FÜR MICH (darf ja jeder anders sehen) indiskutabel.
Ich nehme folgerichtig immer den EVF.
Der aber macht die eigentlich kleine Cam wesentlich sperriger als die X100.
Ein organisch in ein Gehäuse integrierter Sucher hätte die Gehäuseabmessungen zwar vergrößert - gleitet aber besser in jede Verstautasche. Unpraktisch.
Bedienkonzept: Fuji hat das konsequente Konzept mit Blenden- und Shuttereinstellung per Rad quasi "von früher" (oder von derzeit Leica) komplett übernommen.
Ich liebte dieses Konzept schon immer mehr als das PASM-Zeugs mit zusätzlichen Softkeys, wie es alle meine aktuellen Cams haben.
Was macht Sony ?
Legt die Blendeneinstellung auf einen Ring am Objektiv (mechanisch absolut hervorragend ausgeführt !!!) - bleibt aber gleichzeitig bei dem PASM-Quatsch.
Das Ergebnis ist ein Konzeptmischmasch, der zu unvermeidbar unlogischen Zuständen führt. Der Super-Blendenring stellt ja nicht nur ein, er zeigt auch einen Zahlenwert an. Eigentlich gut und gewollt.
Der ist aber in den Modi P,S und Automatiken nicht nur funktionslos, sondern zeigt auch noch falsche Werte an !
Solchen Detailunsinn gibt es beim Fuji(Leica)-Konzept nicht.
Dort kann an beiden Rädern jederzeit eingestellt und gleichzeitig (ohne Nutzung irgendeinen Displays) korrekt von der Skala abgelesen werden. So geht das (schon seit Jahrzehnten) !!!
Das sind so mehrere Beispiele, an denen ich (mit 35 Jahren verschiedenster Erfahrungen mit Fotogerätschaften für mein Hobby) sehe: SONY treibt zwar bestimmte Features/Werte in Richtung technische Rekorde...aber am Gesamtkonzept/Praxistauglichkeit haperts bei dem ehemalig reinen Elektronikhersteller immernoch. Fuji hat ne andere Historie - und die merke ich.
Nichtsdestotrotz ist die
RX1 geil.
Und ebensowenig ist die
X100s frei von
Schwächen, die ich aber im Alltag etwas weniger gravierend finde.
Z.B. ist bei den vielen Weiterentwicklungen zur X100 der schwächste Punkt nun für mich bei einem unverändert übernommenen Teil gelandet: dem
Objektiv. Der neue Sensor hat die Auflösung hochgetrieben - das Objektiv wird aber bei Offenblende (und erst recht Makro) schon immer matschig und erst recht am Rand. Mit dem neuen Sensor fällts - abhängig vom Motiv - manchmal so richtig auf. Erst recht, wenn man gleichzeitig alternativ das hervorragende Glas der RX1 zur Verfügung hat. Oder auch neuerdings das neue 1.4/35er Sigma an der 5DIII. Das ist der doppelte Vergleichsoverkill bezüglich des Parameters Auflösung zum X100-Glas.
Auch die
maximale Spreizung der Belichtungsreihe von +-1 EV ist bei der high-ISO-potenten X100s viel zu klein. HDR ? Naja...rrrrrr... Wenigstens haben die RAW´s schon bei normalen Einzelbildern ordentlich Potenzial bezüglich Korrektur von Tiefen/Spitzen. Aber die RX1 hat eben beides: viel Dynamik in den Einzelbildern (RAW) UND noch Spreizung von +- 3 EV bei Belichtungsreihen. Das ergibt geilen Stoff für bestimmte Motive mit extremen Helligkeitsunterschieden.
Und bevor man sich in die Haare bekommt (ist keineswegs mein Ansinnen) - all dies ist mindestens im Punkt der Bewertung für den Alltag meine subjektive Meinung.
Die Welt lebt von Meinungsvielfalt.