Irre ich mich oder werde ich mit Absicht mißverstanden?
weder das Eine noch das Andere.
Ich habe den Vergleich mit dem Format A 4 wohlbedacht gewählt. Gewöhnlich werden im Buchdruck für eine einzelne Seite die Bilder nicht größer benötigt (Ausnahmen mögen die Regel bestätigen).
Darum führt der Hinweis auf die „Briefmarken“ hier ins Leere. Es geht mir um die Anmutung/Bildwirkung und weniger um die technischen Möglichkeiten der erreichbaren Druckgröße. Unter normalen Umständen sollten sich mit praktisch jeder neueren Digitalkamera ohne Probleme Tintenstrahldrucke bis A 3 in hervorragender Qualität herstellen lassen. Das sollte für die meisten Hobbyfotografen ausreichend sein. Wer braucht größere Bilder? Das sollte die Ausnahme sein.
Zum Hinweis von wutscherl daß ich meine Bilder einmal größer als A 4 ausdrucken solle: mein bisher größtes Foto hatte ca. 20 Meter Länge und wurde, man mag es nicht glauben, mit einer digitalen Kleinbildkamera mit 24 Mpix aufgenommen (Plakat an Baugerüst). Welche Wirkung hätte es wohl gehabt wenn ich für die Personenaufnahme eine Kamera mit Riesenformat genommen hätte?
Um die Bildwirkung geht es mir auch. Und die ist, wie du selbst zugeben musst, bei größeren Bildern anders als bei kleineren Abzügen. Es geht also tatsächlich um Bilder und nicht darum, jemanden irgendwie falsch zu verstehen.
Größere Bilder braucht übrigens jemand, der bewusst keine Monsterschrankwand für das Wohnzimmer gekauft hat, um welche hängen zu können; z.B. solche Freaks wie ich.
Bei mir ist nur ein Problem: Meine Dunkelkammer reicht platzmäßig nicht für mehr als etwa 70/100 in SW.
Digital ist das anders: Man kann alles Wichtige vorgeben und dann einfach drucken lassen. Das geht dann auch bei einem Dienstleister.
Bezugnehmend auf deinen 20-m-Abzug: Hängt der noch irgendwo, damit man mal daran vorbeireiten kann, um ihn sich anzusehen. Ist in DE ja recht selten sowas und von mir zuletzt in Südfrankreich gesehen worden. Übrigens auch an einem Baugerüst. In Arles vor etwa 25 Jahren. Allerdings war ich auch seither nicht mehr dort, weil es zeitlich nicht passte.
Ich warte auf eure Antworten. Wo genau soll der besondere Bildreiz des (analogen) Mittelformates liegen der sich mir als Praktiker nicht wirklich erschließt wenn man einmal von Aufnahmen aus kürzerer Distanz bei weit geöffneter Blende absieht. Bei „Nahaufnahmen“ wie Portraits/Personenaufnahmen kann ich einen Unterschied in gewissen Fällen zwischen den Aufnahmeformaten erahnen; meist bleibt es aber eher Vermutung als wirklich „Erkennen“. Bei Architektur/-Landschaftsfotos u.ä. fällt es mir noch schwer.
Der Reiz liegt im "Dreckigen", also dem eher nichtsterilen Look der Bilder, vor allem, wenn man selbst verarbeitet. Schwer zu beschreiben, aber es ist anders. Handgemachtes hat einfach einen anderen Nimbus als etwas aus dem Drucker oder Compi. Mich hat mal ein Redakteur einer Musikzeitschrift gefragt, ob ich nicht bei ihm publizieren wolle. Er suche nach Leuten, die das Analoge halt noch gelernt haben und nicht nur digitale Standardware liefern können. Ich habe das allerdings nicht gemacht, weil ich mir der Bildqualität meiner Canon 5D2 zu der Zeit noch nicht sicher war.
Über die psychologischen Auswirkungen auf den Fotografen zu diskutieren wenn er eine große/teuere oder seltene Kamera benutzt ist mir zuwider. Sie führt in meinen Augen in die Irre. Ich wähle meine Geräte nach dem tatsächlichen Nutzen/Bedarf und weniger nach der Außenwirkung auf andere oder meiner Psyche aus. Nach vielen Jahren der Praxis wage ich zu behaupten, daß ich mit einer Kamera im Telefon versuche ebenso sorgfältig zu fotografiere wie mit einer analogen Fachkamera auf teuren Diafilm (wenn es die Umstände zulassen).
Psychologie ist beim Einsatz von Gerät manchmal wichtig: Es gibt Situationen, in denen man einfach die Rampensau mit der Dicken am Auge spielen muss, um ernstgenommen zu werden. Den Bildern mag man das nicht ansehen, aber die Fotografierten werden oft um einiges höflicher, wenn man sowas aus der Tasche kramt. Zumindest ich konnte das schon sehr häufig beobachten. Komfortabler ist es aber mit einer kleineren Kamera. Nichtinvolvierte denken halt geräteorientiert...
Ich benutzte meine zur Verfügung stehende Ausrüstung – sollte sie nicht ausreichen, dann denke ich über einen Austausch nach. Das wird wohl bald erfolgen. Auch hier bin ich Praktiker und weniger Tester. Meine Objektive wähle ich nach dem Nutzen und weniger nach Testberichten aus. Aus Erfahrung kann ich behaupten ,daß mir in den letzten Jahren kein einziger Kunde ein Foto wegen mangelnder Schärfe ablehnte obwohl ich nicht immer die besten Kameras/Objektive verwendete. Noch heute belichte ich viele Katalogfotos und Portraits mit einer Nikon D 200.
Ich glaube, dass viele hier so denken.
Allerdings wollte ich hier keine Grundsatzdiskussion über Sinn und Unsinn des Mittelformats lostreten.
Um mal zum Fred zurückzukommen: Eine Mamiya 6 kann man noch in Erwägung ziehen. Ich würde aber zu einer 645 greifen, weil die weitaus günstiger zu haben sein dürfte. Oder zu einer Bronica ETRS, für die es aber meines Wissens keinen Service mehr gibt und die man auch nicht irgendwie digital nachrüsten kann. Gut sind sie alle. Eine Bronica ETRS nutze ich selbst.
Gruss aus Peine
wutscherl