Hallo,
Mittelformat reizt natürlich immer, da die Bildaanmutung sowohl, wenn man mit der Schärfentiefe spielt, als auch wenn man abblendet "feiner" wirkt.
Bei einem wohl überlegten Landschaftsphoto geht wohl nichts über das größte Format, das man noch tragen kann. Da liegt aber auch schon die crux: viele werden nicht eine Reise oder einen Ausflug, auch logistisch, nur nach dem PHotographieren und gar einer Großformatkamera ausrichten, sondern vielleicht eher ihren vielleicht nur teilweise am Photographischen ausgerichteten Weg, ihre Umgebung und Erfahrungen, dokumentieren und dabei versuchen doch zu "photographieren" und nciht nur zu knipsen, wobei es sicherlich auch eine Reihe von nur "50%igen" Motiven gibt. Da kann eine Großformatkamera, aber vielleicht auch eine Mittelfomratkamera mit all zu vielen Rollfilmen und der eher nötigen Motivsicherheit auch blockieren und stören.
Bei einem Portrait wirkt das Spiel mit der Schärfentiefe bei größeren Formaten zunehmend plastischer, organischer, lieblicher usw.... Allerdings möchte man, auch wenn das handling mancher MF Kameras sehr gut ist und an eine Canikon/Leica herankommt, bei 9 Bilder pro Film definitiv sichergehen, dass man den Fokus etc.. auch tatsächlich getroffen hat und macht das alles genauer, was natürlich länger dauern kann. All das, auch das spiegelverkerhte Sucerbilder des Lichtschachts, braucht jedenfalls mehr "training" als das handling der meisten KB Kameras. Den Fokus bei einem einigermaßen geöffneten MF Objektiv sicher zu setzen ist wirlich nicht sehr trivial und es bleiben definitiv Toleranzen in der manuellen Fokusgenauigkeit, die im Digitalbereich dieses Forums zu Umtauschwellen, Markenbashing, Technikzweifel etc... führen würden. Beim großen Format fährt man einfach sicherer, doch etwas abzublenden. Auch, damit überhaupt etwas scharf wird. Ein offenes 80 1.9 an einer MAmiya 645 in Portraitdistanz lässt bei dreidimensionalen Objekten eigentlich (so gut wie) gar keinen technischen Schärfebereich mehr übrig. Da geht es aber wohl auch mehr um einen träumerischen/malerischen Effekt. Das geht aber mit einem hochgeöffneten KB-OBjetiv genauso und ist meist noch besser zu fokusieren. Ein 50 1.4/1.2 an einer KB-AF-Spiegelreflex definitiv, ein 50 1.0/1.1/1.4/1.5 an einer KB-MEssucherkamera wohl auch. Hier fällt die Wahl zu Gusnten von MF wohl aufgrund des Objetivcharakters, und vielleicht etwas weniger auf Grund der technischen Qualität des Negativs.
Ich persönlich trage, wenn ich viel herumlaufe und Städte, Landschafte, Orte und die menschliche Umgebung (also z.B. auf Reisen) photographiere, definitiv kein MF mit mir herum, da ist mir die Größe einer 5D schon viel z uviel gewesen. Mit einer analogen Messucherkamera mit ein bis drei Objektiven fühl ich mich da wohler, ein 100 Iso Film bringt hinreichend kornfreie und die kleinen symmetrischen Weitwinkelobjektive, die sich nicht um einen Spiegel scheren müssen, auch wunderbar scharfe Negative. Die 36 Bilder pro Film kann ich auch gut gebrauchen, denn die einzelnen Motive währen mir da wohl nicht "wichtig" genug um ein Zehntel von einem ganzen Film für ein einzelnes Photo zu "verballern"
Machst Du aufwändig geplante Photoausflüge, die nur dem Photographieren gewidmet sind, bei denen das Schleppen daher nicht stört? Lohnt es sich für Dich also mit einer großen Kamera hinauszugehen und Dich einen Tag lang ausshließlich mit dem Trumm zu beschäftigen? Sind Dir die einzelnen Motive wichtig genug um bei jedem Auslösen zu sagen: Jawohlll -> ~1€ Film+Entwicklung (plus evtl. Druck-/Abzugkosten je nachdem)?
Geplante und vorbereitete Shootings, an denen sich der Einsatz einer MF-Kamera lohnt, mache ich eigentlich eher von Personen, also Portraits im weitesten Sinne. Ich Photographiere dann also "hauptsächlich" und das einzelne Bild ist mir "wichtig" genug, dafür den Mittelformataufwand zu betreiben, technisch, wie finanziell. Manchmal ist aber trotzdem noch eine KB-Kamera dabei um die richtigen Blickwinkel zu "suchen". Zu guter letzt steht auch noch der Aspekt der Endverarbeitung: Scannen oder vielleicht auch selber vergrößern? Mein Vergrößerer geht bis 6x6, 6x7 Vergrößerer sind schon seltener und werden bzw. wurden mir bisher noch nicht geschenkt. Deswegen fehlt mir für meine RB67 manchmal die Rechtfertigung, da ich meine SW-Negative gerne selber vergrößere.
Wie sieht es mit Deinen Portraitplänen aus? Wenn Du hier ruhige Shootings mit Muße für größere Fomrate machst und Dir der Aufwand wert ist, hast Du an die Weiterverarbeitung gedacht? Scannen ist sicherlich erst mal das richtige, sei es mit DSLR oder mit einem richtigen Scanner, man hat schon mal die Kontaktabzüge zur Übersicht und kann diese elektronicsh verwnden/ weiterzeigen und im technischen Rahmen der Scanqualität auch Ausdrücke machen/bestellen. Hast Du eien Scanner? Frist dieser MF? Hast Du schon eine DSLR und möchtest Dir keinen Scanner mehr kaufen? Möchtest Du selber vergrößern und musst auf das maximale Format Deines Vergrößerers achten?
Wenn Du bei diesen Fragen schon Einschränkungen entdeckst, dann sei froh, die Auswahl fällt leichter. Wenn Du komplett blank bist, ist der Jungel natürlih groß. Dann würde ich zu einer KB-Kamera (gibt genügend gute und günstige Systeme, vielleicht auch eines, dass Du auch digital mitbenutzen kannst) eine einfache 6x6 TLR empfehlen. Diese sind recht simpel aufgebaut, meist kann im VErgleich zu Messuchern oder SLRs nciht allzuviel kaputt gehen oder dejustiert sein. Man hat mit ihnen ein tolles 3-dimensionale Sucherbild, sie sind meistens auch nicht besonders schwer oder sperrig und vor allem ist es mit der günstigste Einstieg ins MIttelformat. Die Tatsache, dass man noch einen externen Belichtungsmesser braucht, halte ich gar für einen Vorteil, wenn man bis dahin nur (Halb-)Automatiken gewohnt war, da man so das Auge für Licht und Helligkeit schulen muss. Das kann einem für die weitere Verarbeitung des Negativs, aber auch für die eigene Photographie im allgemeinen, also auch die Digitale nur immens helfen.
Ich sehe gerade aus Deinem Profil, dass Du schon mit zwei hübschen CAnonobjketiven bestückt bist. Kauf Dir dazu eine analoge Eos, die Eos300 ist winzig und wird einem überall in super Zustand quasi hinterhergeworfen: ~30€. (aber auch anderen Modelle, wie die Eos30/33(v) oder Eos3 sind günstig zu haben). Halte dazu nach einer TLR Ausschau und lass Dir dabei Zeit, um eine zu bekommen, die in einem wirklich guten Zustand ist, sonst wirst Du sie nur schlecht wieder los oder hast gar technische Probleme mit ihr. Die Folgenden Modelle sind gut, unter 200€ zu haben und der klassische Einstieg ins MF: Yashica Mat (124/124g), Rolleicord (z.B. die Rolleicord Vb), Flexaret VI, Mamiya C220/C220f. Ich glaub die Mamiya ist die einzige, die ein f2.8 Objektiv hat, die anderen haben "nur" f3.5, ist aber nicht die Welt.
Wenn Du dann Gefallen an der Sache findest, dann kannst Du von da aus sehr gut feststellen, ob Du eher das Handling einer KB-SLR möchtest -> MAmiya/Bronica/PEntax-645 (oder einer Kompaktknipse: FUji 645), das größere/rechteckige Format, aber auch die Sperrigkeit und/oder Kosten einer 6x7 Kamera, wie die Mamiya RB-/RZ67, 7, PEntax 67 etc... oder Dir 6x6 taugt, Du aber etwas mehr technische Rafinesse oder einen Spiegel oder mehr Lichtstärke oder was auch immer möchtest und Du Dir eine hochwertigere 6x6 kaufst, von denen es unzählige Modelle gibt. (Hasselblad, bronica sq-a, Rolleiflex, Mamiya 6....). Vielleicht merkst Du auch, dass es nichts für Dich ist und wirst die Kamera wieder gut los (zuminest die oben genannten in gutem Zustand).
Viel Spass und schöne Grüße,
Johann