Das würde bedeuten, dass die Probleme letztlich überhaupt nicht zu lösen sind. Oder, anders gesagt, das Leiden ist chronisch geworden.
Ich habe nie in Abrede gestellt, dass es hier Probleme gibt. Aber nicht jedes Problem hier ist technisch zu lösen.
Der RAW-Headroom z.B. ist eher eine Erwartungshaltung des Nutzers denn eine technische Spezifikation. Und mit dem Rauschen haben wir die Schwierigkeit, einen allgemeingültigen Wert zu bestimmen, ab dem es nicht mehr tolerierbar ist. Und hier kommen wir eben in die Psychologie rein, speziell in die Wahrnehmungspsychologie. Ich denke, wir sind uns einig, dass dasselbe Bild nicht für jeden Betrachter gleich stark rauscht. Das Rauschen kann sich sogar für denselben Betrachter verändern, z.B. wenn er plötzlich ein weniger rauschendes Bild daneben sieht. Kommt dieses weniger rauschende Bild dann auch noch aus einer anderen Kamera, dann vermengen sich mitunter Technik und Psychologie bis zur Unkenntlichkeit. Läuft in der Regel darauf hinaus, dass Psychologie in der Terminologie der Fototechnik betrieben wird. Eine rein sachliche, nüchterne Betrachtung der Technik vom wissenschaftlichen Standpunkt aus dürfte streng genommen gar nicht zu Frustrationen führen. Das passiert erst, wenn man aus der Technik eine Diskussion um Werte macht. Darum geht's ja letztlich auch. Man will objektivieren, welchen Wert die eigene Kamera darstellt oder noch darstellt, indem man sie mit anderen Kameras vergleicht. Hinterher fühlt man sich dann besser oder schlechter, je nachdem. Einen gewissen Wert hat das Ganze, besonders in Zeiten wie diesen, dadurch, dass damit der Konsum neuer Kameras nicht unwesentlich angekurbelt werden kann. Und solange das Gefühl der Zufriedenheit vom Rausch- oder Dynamikniveau des jeweiligen technischen Stands der Dinge abhängt, ist das für die Hersteller unglaublich lukrativ. Vor allem, wenn sich deren Anstrengungen im wesentlichen nur noch darauf konzentrieren müssen, den Kriterien der Testlabors zu genügen. Je nachdem, wie man die Skala ansetzt, erscheinen dann Fortschritte im Prozentbereich plötzlich als Verdopplung der Leistung. Es ist also genau umgekehrt wie bei der Abhängigkeit von Drogen. Statt immer höhere Mengen zu verlangen, wird der DSLR-User mit immer kleineren Injektionen glücklich, teils in homöopathischer Dosierung. Doch, ich denke, das hat wirklich mehr mit Psychologie zu tun als mit schnöder Technik.