Also ich verstehe das Gejammer mit der Unterbelichtung überhaupt nicht. Man kann das doch kinderleicht korrigieren mit der EV-Korrektur.
Das hängt von der Arbeitsweise ab. Für mich wäre dieser Umstand
ein absolutes No-Go.
Um in jedem Falle nach der Maxime "expose to the right" optimal belichtete Aufnahmen zu erhalten, arbeite ich bei DSLRs seit Jahren ausschließlich im Modus "M" (manuelle Nachführmessung
*) mit Spot-Messung.
* "Manuelle Nachführmessung" heißt der Modus, da der Fotograf die Kamera wie einen Handbelichtungsmesser zur Objektmessung einsetzt und die Belichtungsparameter ISO, Blende und Zeit manuell gemäß der Belichtungsanzeige im Sucher ("Lichtwaage") nachführt, bis die Belichtung passt.
Hintergrund:
Die Nikon-DSLRs belichten mit Mehrfeldmessung leider nicht mit Priorität auf Erhalt der Lichter, sondern auf die Schatten - das ist die alte "Überbelichtungs-Diskussion", wie sie auch um die D90 geführt wurde bzw. noch wird.
Da man aus Erfahrung weiß, welche Tonwerte bei korrekter Belichtung zu welchen EV-Abweichungen auf der Lichtwaage
* führen (das Zonensystem lässt grüßen) - z.B. gerade noch durchzeichnete Schatten = -1,67 EV, neutrale Werte = 0 EV, helle Haut = +1 EV, gerade noch durchzeichnete Lichter = +1,67 EV, Lichter ohne Zeichnung = +2 EV etc. - müsste man bei einem falsch belichtenden Objektiv wie einem nicht reparierten Tamron 70-300 VC die Belichtung um einen zusätzlichen Korrekturwert korrigieren. Da die Skala bei der Nikon D90 aber nur von -2 EV bis +2 EV reicht, ist leicht einzusehen, dass man so nicht arbeiten kann. Ein Anmessen der Wolken per Spotmessung - die Belichtung wird hier typischerweise so eingestellt, dass die Lichtwaage ungefähr +1,67 EV bis +2 EV anzeigt - ist bei einer nötigen Fehler-Korrektur von +1 EV gar nicht mehr möglich, da dies +2,67 bis +3 EV auf der Skala bedeuten würde (es sei denn, man würde die Klicks der Einstellräder beim Weiterdrehen von Zeit oder Blende über das Ende der Skala hinaus einzeln abzählen).
Abgesehen von dieser Schwierigkeit käme man beim ständigen Wechseln der Objektive wegen der im Falle des bei dem falsch belichtenden Objektiv nötigen Korrektur leicht durcheinander.
* "Lichtwaage" nennt man die Skala im Sucher, wenn die Kamera in der Betriebsart "M" ist.
Bei der fehlerhaften Blendensteuerung handelt es sich nicht um irgendein Tamron-typisches Charakteristikum, sondern um einen
echten Produktfehler. Dass ein Objektiv-Modell farblich wärmer, das andere kühler abbildet, das ist z.B. objektivtypisch. Auch Randschärfe, Vignettierung, CAs etc. sind objektivtypisch. Produktfehler sollten aber nicht zu ehrwürdigen "Charaktereigenschaften" hochstilisiert werden, sonst könnte man ja auch bei einem dezentrierten Objektiv empfehlen, dass man bei Ablichtung von Ziegelsteinmauern die Kamera nur in rechter Weise schräg zur Mauer halten müsse, damit das ganze Bild scharf würde. Dass Tamron in der Lage ist, den Fehler zu beheben, zeigt ja auch, dass er grundsätzlich vermeidbar wäre, wenn nur die Qualitätskontrolle von vornherein so gründlich arbeiten würde, wie man es als gescheiter Kunde erwarten darf.