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Allerdings ist das m.E. für jeden, der nicht Profi ist, eine sehr schwierige und v.a. anstrengende und höchst zeitraubende Aktivität. Kann ein "Normalo" wirklich die Energie aufbringen?
Ich probiere das seit Jahren. Nicht, weil meine Bilder toll wären oder ich irgendwas anderes wäre als "ein Normalo", sondern weil man im Netz nach Aufmerksamkeit giert und seine Bilder nunmal gerne zeigt. Das ist nun wirklich gar kein Problem. Such Dir aus, was und so viel Du willst - zeigen kannst Du jedem alles.
Aber mit der Aufmerksamkeit hapert es dann massiv, und das ist frustrierend und demotivierend.
Ich habe alles ausprobiert, einfach, weil ich gerne ausprobiere:
- Homepage. Keine Zeit, die zu pflegen (inhaltlich) und nie so gut präsentiert wie auf Flickr und Co. Habe auch Datenbanksoftware wie Gallery3 ausprobiert. Sieht nie so gut aus und hat keine nennenswerte Reichweite. Aufmerksamkeit: NULL. Wenn man mal angekommen ist und einen Namen hat, der den Namen auch verdient

, dann kann man damit was reißen - ein "eigenes Portfolio", gerne auch per Wordpress und Co., denn das ist leichter zu pflegen.
- Facebook. Immer nur die gleichen paar Hanseln ("Freunde"). In meinem Alter lässt die Aktivität dort massiv nach, ich habe Probleme mit dem Datenschutz, Bilder werden verkrüppelt, (c) wird nicht unterstützt bzw. hochgehalten, die AGB sind zweifelhaft. Ich habe auch eine "Seite" eingerichtet, wo sich sonst Bands präsentieren und so. Ist okay, wird aber nur noch von meinem Twitter automatisch gespeist. Eigene Inhalte poste ich dort nie. Likes kriege ich fast keine von fast niemandem. Erfassbare Aufmerksamkeit: NULL. Du bist nur Sandkorn im gigantischen Nachrichtenstrom Deiner Freunde.
- Fotocommunity. Ist mir deutlich zu umständlich beim Upload. Upload-Begrenzungen, mit denen man offenbar auf besonders gelungene Fotoauswahl drängen will. Die FC ist eine sehr nette, freundliche Zusammenkunft von Profis UND "Normalos", bei der man sich wohlfühlen kann, es weht so ein kreativer Geist, finde ich. Reichweite: zu gering. Aufmerksamkeit: naja... immerhin mehr Kommentare als sonstwo.
- 500px. Tony Northrup meint, wenn er Portfolios rezensiert, es gäbe da einen Unterschied zwischen Flickr und 500px. Nur letztere werden rezensiert. 500px ist also scheinbar "für Profis" besser geeignet. Wer aber nicht zahlen will, es also nicht wirklich ernst meint mit der Selbstdarstellung bzw. der seriösen Präsentation seriöser Fotografie, der kommt schnell an die Grenzen von Upload und Interaktionsmöglichkeiten. Es wirkt ein bisschen "großkopfert", aber die Bilder dort sind natürlich exzellent und nur selten "normalo". Ich kriege direkt nach einem Upload viele Likes und Favs, aber das war's dann auch. Danach geht man wieder unter. Außerdem kriege ich schwere Komplexe, wenn ich meine Bilder anschaue und dann dort weitersurfe - das ist wahnsinnig gut zum großen Teil, allerdings auch extrem bearbeitetet und "Künstlerisch". Da komm ich nicht mit und will es auch nicht.
- Flickr. Für mich perfekt. Man darf so oft und wann man will, es ist ein Sammelbecken der Normalos, man kriegt ein paar Likes und Follower, kann gut organisieren, kann sich halbwegs gut schützen und Freunde und Bekannte drauf lenken. Verknüpfung mit Facebook geht auch, wenn man dort mal was posten will. Bedienung gut, alles kostenlos, man kriegt keine Komplexe, man kann gut interagieren, aber so familiär und nett wie bei der Fotocommunity ist es nicht. Eher ein gigantischer Wühltisch, in dem man schnell wieder untergeht, aber mit sich zufrieden sein kann. Ich poste dort deutlich mehr als bei 500px, weil man auch mal ein ranziges Handyfoto hochladen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
Zusätzlich habe ich noch einen Twitter-Account, wo ich zwischendurch Bilder poste, von Reisen und Shootings berichte, kleine Serien machen (derzeit "Week of the #Hraun"), Equipment kommentiere und gutes Zeug retweete. Das wird alles automatisch auch auf meiner FB-Seite ausgekippt, wo es aber keine Sau interessiert. Aber gerade solche Automatismen sind nicht schlecht, weil man damit gut konsolidieren kann. Twitter finde ich irgendwie lustig, es fühlt sich so kreativ und "zwischendurch" an. Leider interagiere ich aus Zeitmangel nicht heftig genug, kriege die immer gleichen drei Favs von den immer gleichen drei Leuten und krebse nach über 1 Jahr bei 56 Followern rum, während meine Frau mit intellektuellen oder lustigen Lebenstweets fröhlich Follower sammelt und für ein Handyfoto durch die verregnete Windschutzscheibe 90 Favs aus aller Welt kassiert. Wie gesagt: Wer sich da nicht intensiv drauf stürzt, bekommt sein Ego auch nicht gestreichelt.
Für Freunde und Familie nehme ich aber nichts davon, v.a. auch weil ich den Wahn habe, mein Wasserzeichen dort zu hinterlassen, wo ich Bilder öffentlich mache. Für die mache ich ein Dropbox-Album auf. Das sieht nach nix aus, aber es ist genau das, was Freunde sehen wollen: Nicht mehr als 100 ausgesuchte BestOfs, die man sich in groß angucken und dann eine wohlmeinende Mail dazu schreiben kann.
Geldwerte Anerkennung kann man übrigens bekommen, wenn man sich für Stock-Agenturen prostituiert. Mache ich seit 5 Jahren und kriege davon ein kleines Taschengeld pro Monat, mit dem ich ein bisschen Equipment bezahlen kann. Findet man dann noch Webseiten, Broschüren und Bücher, in denen die eigenen Bilder verwendet werden (bei mir ganz groß: Reisekataloge und so), ist das noch viel schöner als jeder Fav. Leider ist es eine kalte, unbarmherzige und seelenlose Industrie, in die man seine Zeit nicht "gerne" investiert.
Hm. Viel geschwätzt. Vielleicht sollte ich mal einen Blog draus machen...
Gruß,
Christian