Ja, so hat es begonnen.Ich habe doch freundlich nachgefragt
Du darfst hier selbstverständlich alles.Darf ich das nun nicht?

Wenn du mitliest, weißt du, dass das nicht so ist.Ist nur Lob und Anerkennung gefragt?
Kritik kann - meiner persönlichen Meinung nach - weit darüber hinausgehen. Es sollte Kritik aber nicht in Bloßstellung ausarten. Hier stehen wir kurz davor.Oder lediglich Kritik an handwerklichen Belangen?
Ich habe mir vor Jahren erlaubt, einen "Feedback-Leitfaden" zu posten. In einem anderen Forum. Um hier nicht auf eine andere Plattform zu verlinken, erlaube ich mir, diesen "Leitfaden" hierher zu kopieren. Entschuldige die Länge:
Ich gebe zu, auch ich halte mich nicht immer strikt an meine eigenen Vorschläge, versuche aber zumindest, niemanden "anzurempeln". Und meist kenne ich meine "Pappenheimer" und kann abschätzen, wer für Kritik überhaupt zugänglich ist. "Prinzip der leeren Meter" eben.Anregungen zur Bildkritik
Wie verpacke ich Bildkritik "sozial verträglich" und so, dass sie von der Fotografin bzw. dem Fotografen auch verwertet werden kann?
Wie nehme ich Feedback möglichst gewinnbringend an?
- Versuche, dein Feedback immer als subjektive, also auf dein Empfinden ausgerichtete Botschaft („Ich-Botschaft“) zu übermitteln. Deine persönliche Meinung schmerzt niemals so wie eine trockene Kritik, die sich als "Tatsache" tarnt. Bleibe in jedem Fall bei einer Kritik auf das Bild und seine Aussage, nie auf ein Modell oder den Fotografen ausgerichtet.
- Versuche trotz aller Subjektivität dein Empfinden über und deinen Eindruck vom Bild oder von den Bildern sachlich zu begründen. Bleibe dabei immer konkret! "Schönes Bild" als Feedback braucht niemand, es ist auch kaum mehr als ein nichtssagender Gemeinplatz.
Beispiele: „Mir gefällt dein eben gezeigtes Bild, weil es räumliche Tiefe zeigt und die Abstimmung der Farben bei mir ein angenehm warmes Gefühl auslöst. Was mich aber ein wenig stört, sind die Zweige, die von links ziemlich unmotiviert ins Bild ragen. Der Hund, der im Bild nach hinten läuft, hingegen belebt das Bild.“- Lege deine Kritik, wenn nötig, an wie einen „Feedback-Burger" (positiv-negativ-positiv), siehe auch das Beispiel oben. Beachte, wenn möglich, die Persönlichkeit der oder des Kritisierten. Manche Menschen sind überempfindlich, andere „vertragen mehr“ bzw. „wachsen an sachlicher Kritik“.
- Bleibe bei deinem Feedback einfühlsam, damit die oder der andere auch lernen kann. Die Lernbereitschaft sinkt durch unsensible Kommentare oder persönliche Verletzung üblicherweise ungemein!
- Sprich (nur) konkretes Verhalten bzw. (leicht) zu behebende Fehlleistungen - z.B. das gerade Ausrichten des Horizonts - an. Bildfehler, die von Seiten des Fotografen nicht beeinflusst werden können - beispielsweise den Schiefen Turm von Pisa als schief oder die Linie einer gezeigten Bergkette als nicht vorteilhaft - zu kritisieren, hilft niemandem weiter und können auch keinen Lerneffekt auslösen.
- Gib dein Feedback möglichst unmittelbar, komplett und zielgerichtet. Ein Bilddetail zu kritisieren, ein weiteres dann erst fünf Postings weiter und die Grundstimmung danach überhaupt erst am dritten Tag des Threads zu vermitteln, nimmt der angesprochenen Person jede Freude am Feedback und ist vom Gegenüber auch schwer anzunehmen.
- Richte Bildkritik immer direkt an die Person, die das Bild eingestellt hat. Mit Dritten über das Bild eines (anwesenden) Fotografen zu diskutieren, ist unhöflich und auch selten zielführend.
- Gefällt dir ein Bild gar nicht, überlege, ob du es überhaupt kritisieren willst. Denn abwertend soll ein Feedback nicht ausfallen. „Grundsätzlich zweite Wahl“, "für die Tonne" etc. hilft auch niemandem, um daraus zu lernen. Aber da sind wir auch schon wieder beim ersten und zweiten Punkt oben.
- Fast jedes Feedback bringt dich als Fotografin oder Fotografen weiter nach vorne. Eine gewisse Bereitschaft, Kritik an eigenen Bildern zuzulassen, ist in solchen Fällen allerdings hilfreich.
- Aktives Zuhören hilft ebenfalls ungemein. Was versteht man unter „aktivem Zuhören“? Nicht gleich auf den ersten Kritikpunkt loszugehen, sondern zu versuchen, ein Feedback in seiner Gesamtheit zu verstehen und gegebenenfalls vor einer Replik nachzufragen, um Unklarheiten abzuklären und Missverständnisse zu vermeiden.
- Wäge ab, wie weit du die erhaltene Kritik für deine Entwicklung verwenden kannst. Diese Kritikpunkte merke dir und vermeide sie in Zukunft bzw. setze die hilfreichen Anregungen um - immer im Bewusstsein, dass alles seine Zeit braucht.
- Keine Rechtfertigung auf ein Feedback! Ich weiß, das ist ein schwieriger Punkt; sieh ihn als Charakterprobe. Es macht keinen Sinn, seinem Vis a vis zu erklären, warum der Baum im Bild genau dort steht, wo er steht. Es hilft auch nicht zu erklären, dass du an diesem Tag eben keine andere Möglichkeit hattest etc. Im Gegenteil: Bei deinem Gegenüber entsteht durch eine Rechtfertigung eventuell der Druck, klarzustellen, warum der Baum seiner Meinung nach hätte trotzdem weiter links stehen sollen oder du eben an einem andere Tag das Bild hättet machen sollen. Und schon hast du nichts mehr zu lernen, sondern nur einen Knödel im Magen.
- Bedanke dich für Feedback immer - auch wenn es dir nicht gefällt. Du zeigst damit dem Kritiker deine grundsätzliche Wertschätzung und ermunterst auch andere, dir Rückmeldung zu geben.

