Übertrage ich Deinen oben geäußerten Qualitätsanspruch auf diese meine Erfahrungen, so wird der meiner Meinung nach auch mit der OM-D E-M5 und den von mir bisher getesteten mFT- Objektive nicht erfüllt.
Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, oder du hast mich falsch verstanden, aber ich habe nirgendwo behauptet, dass mein Qualitätsanspruch mit µFT erfüllt wird. Ich habe lediglich die Kriterien beschrieben, anhand derer ich Objektive für mich bewerte um so den Bezug zu der meiner praktischen Relevanz herzustellen. Und darauf aufbauend meine Erfahrungen mit verschiedenen Objektiven und verschiedenen Systemen. Aufgrund dieser Erfahrungen kann ich die µFT für mich einordnen, in bestimmten Bereichen loben und in anderen kritisieren. Wenn du meine Beiträge liest wird dir auffallen, dass ich das auch ausgiebig mache. Hier etwa meine erst kürzlich geäußerte Einschätzung zum 12er und 14er:
https://www.dslr-forum.de/showpost.php?p=10479119&postcount=2
Beide sind alles andere als perfekt, ein Grund, warum ich sehr gespannt bin auf die SK-Objektive. Andererseits wurde hier im Thread (genauso wie an anderer Stelle) die durch elektronische Korrektur hervorgerufene schwache Randleistung im Vergleich zu anderen Systemen thematisiert. Und da ich eben genug Erfahrungen auch mit den Objektiven anderer Systeme, speziell der beiden großen KB-Systeme habe, kann ich einen Teil der Aussagen nicht nachvollziehen. Denn ich hatte dort durchaus sehr häufig mit stärkeren Randunschärfen zu kämpfen als dies bisher bei µFT der Fall war.
Das ist mir persönlich aber egal, weil ich bei mFT nicht das Streben nach bester Qualität als Prämisse sehe, sondern einen sehr akzeptablen Kompromiss zwischen Qualität vs. Größe, Gewicht und Kosten.
Genauso nutze ich µFT zur Zeit auch, ich sehe aber keinen Grund, warum dies so bleiben muss. Mein Prinzip ist noch immer "so wenig wie möglich, so viel wie nötig". Aus dem Grund setze ich verschiedene Systeme ein, hätte aber nichts dagegen, wenn sich deren Zahl reduzieren würde.
Sprich: weder die D700, die D7000 oder gar die D800 jeweils mit guten Objektiven können meiner Meinung nach durch eine OM-D E-M5 hinsichtlich der technischen Qualität der Fotos ersetzt werden.
Deine Meinung hängt eben nicht nur von deinen Ansprüchen, sondern auch von deinen Präferenzen ab, genauso wie bei mir auch. Auf Basis meiner Präferenzen bei meiner Motivwelt sehe ich nicht, warum rein kameraseitig die D700 oder die D7000 nicht durch die E-M5 ersetzt werden könnte. Höchstens wenn ich gezielt mit geringer Schärfentiefe arbeiten möchte - aber den Fall nehme ich jetzt mal aus (dies ist einer der Gründe, warum ich tatsächlich mit KB photographiere und wohl auch dauerhaft photographieren werde). Daraus ergibt sich für mich aus meiner Perspektive die Aussage, dass es bei der Qualität der Objektive entschieden wird. Im Bereich der Homogenität habe ich da keine Bedenken, was µFT angeht, und eine höhere Zentrumsschärfe kann sensorseitig kaum transportiert werden.
Die D800 spielt bereits rein kameraseitig in einer anderen Kategorie, die Zentrumsschärfe wird sehr gut abgebildet und bei den sehr guten Objektiven mit einer hohen Homogenität wird der Auflösungsunterschied ebenso deutlich. Das kann eine E-M5, auch bei mir, nicht ersetzen. Das ist auch ein Grund dafür, dass ich noch mit analogem Großformat photographiere.
Andererseits sehe ich die Gefahr, dass "gnadenlos" per Software optische Fehler korrigiert werden, die bei "solidem", und damit teureren und schwereren Optikdesign gar nicht erst enstehen würden! Die Software müsste dann nur noch "Restarbeiten" erledigen.
Entscheidend ist aus meiner Sicht das fertige Bild. Zwar habe ich rein vom Gefühl her immer bedenken, wenn Optik oder Mechanik gegen Elektronik getauscht wird (ich genieße einen optischen Sucher auch mehr als einen elektronischen), wenn es um das Bild geht ist mir nur die erzielte Leistung wichtig. Und da sehe ich auf der einen Seite den großen Nachteil bei der elektronischen Korrektur, dass sie immer zu einer Minderleistung gegenüber dem theoretischen Maximum des Sensors führt. Der Vorteil hingegen liegt aus meiner Sicht darin, dass sie mit den neuen Sensorgenerationen sehr viel stärker mitskaliert wird als eine optische Korrektur es könnte.
Das wird zum Beispiel beim 20er deutlich, wenn man sich dessen Leistung an der alten und neuen Sensorgeneration betrachtet. Der Unterschied zwischen Zentrums- und Randschärfe ist nicht geringer geworden, obwohl sich die Auflösung erhöht hat. Bei einem rein optisch korrigierten Objektiv ist das nicht zu schaffen, zumindest nicht, wenn es bereits am älteren Sensor an die Grenzen gekommen ist.
Schaut man sich demgegenüber die optischen Leistungen unkorrigiert an (also nicht nur die Verzeichnung, sondern eben auch die tatsächlich optische Auflösung) wird deutlich, wo die Reserven der Objektive liegen.
Nur, ob dem normalen Betrachter eine eventuelle Randunschärfe zwischen verschiedenen Objektiven auffällt und wichtig erscheint ist die andere Frage.
Die kann der "normale Betrachter" einfach und schnell für sich beantworten, es ändert an meiner Meinung oder meinen Ansprüchen aber nichts.
Es gibt eben zwei Möglichkeiten zu diskutieren - entweder aus der Praxis heraus, dann aber rein subjektiv, oder zwar objektiv, aber rein theoretisch mit reproduzierbaren, nach wissenschaftlichen Grundsätzen erlangten Messwerten.
Wenn man objektiv, aber rein theoretisch diskutiert ist man schnell als Pixelpeeper verschrien, "weil das ja für die Praxis keine Relevanz hat". Hier wurde/wird nun aus der Praxis heraus, rein subjektiv aber eben mit hohen Ansprüchen diskutiert, und dass ist dann auch nicht in Ordnung, weil es für die "normalen Betrachter" keine Relevanz hat. Was sollen wir nun machen?
Ich habe selbst keine Erfahrungen mit µFT-Objektiven, aber wie man öfter hört sind die an den Rändern im Durchschnitt nicht mehr so gut wie die FT-Objektive - deren große Stärke allerdings gerade ihre Randschärfe ist. Liegt das wirklich am geringeren Auflagemaß?
FT besitzt ein im Vergleich zu den klassischen DSLR-Systemen sehr großes Auflagemaß und einen sehr großen Hinterlinsenabstand, der gewählt wurde, weil man sich sehr stark auf telezentrische Objektivrechnungen konzentrieren wollte um gute Leistungen bis zum Rand zu erlangen. Deswegen wurde auch der Bajonettdurchmesser im Vergleich zur Sensorgröße recht groß ausgelegt. Das Konzept hatte in dem Punkt durchaus erfolg, die Randleistungen gerade im Weitwinkelbereich sind bei FT erstaunlich - ein Grund, warum mancher sich viel hochauflösendere Sensoren gewünscht hat.
Seit der Einführung von FT ist viel Zeit vergangen, durch neue Sensorauslegungen besonders im Bereich der Mikrolinsen ist das schrägere Auftreffen des Lichts auf der Sensoroberfläche im Vergleich zum chemischen Film heute unkritischer geworden. Aus dem Grund war man bei µFT der Ansicht, das Auflagemaß bei gleicher Sensorgröße reduzieren zu können. Noch immer ist das Auflagemaß recht groß, vom Verhältnis her nur knapp unterhalb der gängigen DSLR-Systeme. Man ist noch immer bemüht, möglichst telezentrisch zu konstruieren, allerdings deutlich weniger, als man dies noch bei FT für nötig erachtete. Insgesamt stimmt es zwar, dass die Situation unkritischer geworden ist, trotzdem kann man Leistungseinbußen feststellen.
Parallel zum geringeren Hinterlinsenabstand hat man auch beschlossen, einen Teil der optischen Korrekturen in Zukunft durch die Elektronik erledigen zu lassen. Neben Kostenvorteilen und tendenziell kleineren Konstruktionen konnte so auch eine stärkere Fokussierung auf die sonstigen Abbildungsleistungen gelegt werden. Betrachtet man sich manches µFT-Objektiv unkorrigiert, so fällt auf, welche hohe optische Güte eigentlich vorhanden ist. Hier ist es dann die elektronische Korrektur, die zu schlechteren Leistungen führt. Deren Vor- und Nachteile habe ich weiter oben bereits beschrieben.
Anhand konkreter Objektive kann man natürlich auch konkreter auf die Einflüsse eingehen. Das 14/2,5 zum Beispiel wurde ursprünglich als 14/2,8 entwickelt, die ganze optische Konstruktion ist noch darauf ausgelegt. Erst relativ spät entschied man sich, weil der Bildkreis dies ermöglichte, die Blendenöffnung auf f/2,5 zu vergrößern (es wird behauptet, dies geschah als Reaktion auf Ricoh). Schaut man sich die Leistungen des Objektivs an, fallen die schwachen Randleistungen bei f/2,5 auf, die sich bei f/2,8 deutlich verbessern. Das gleiche kann man auch beobachten, wenn man das Objektiv unkorrigiert vermisst. Bei Blende f/2,5 sieht man also im Bild den Einfluss einer schlechten optischen Korrektur, während aber f/2,8 die Auswirkungen der elektronischen Korrektur deutlich überwiegen. Dementsprechend ist das Verhältnis von Zentrums- zur Randauflösung bei offener Blende beim Sprung von 12 auf 16 MP spürbar schlechter geworden, während es sich bei f/2,8 hingegen kaum verändert hat und die Leistung gleichmäßiger angestiegen ist.
Für meine persönliche Praxis hat sich daraus ergeben, dass ich das 14er nie bei f/2,5 nutze und im Zweifel sogar lieber 1/3-Blende knapper belichten würde.