AW: OLYMPUS OM-D E-M5 "versus" FUJI X-Pro1 (System, Vergleichsbilder & fachliche Mein
Aber Praxisrelevanz ist bei den meisten hier eh ein Fremdwort...
DonParrot ist ja auch nur ein typisches Beispiel für das zuvor Geschriebene. Als zufriedener Oly-User wird er auch weiterhin an Oly festhalten, er bleibt dem treu, was für ihn funktioniert.
Dabei spielt natürlich die selektive Wahrnehmung eine große Rolle. Zeigt man den vorhin von mir neutral geposteten Vergleich X-Pro1 vs. 5Mk2 in einem Fuji-Forum, wird Mehrzahl sagen "Toll, die X-Pro1 schlägt sich super und besteht offenbar gegen die Vollformatkamera, in einigen ISO-Bereichen ist sie sogar besser." Tatsächlich kann man solche Kommentare bereits in einigen dieser Foren lesen. Postet man denselben Link in einem Canon-Forum, wird der Tenor eher lauten: "Ganz nett, aber ans Vollformat kommt die Fuji offensichtlich nicht heran, da fehlt noch ein Stück, aber das war ja eigentlich eh klar."
Wir haben solche Tests in der Marktpsychologie früher gern mit Rauchern gemacht, die von einer bestimmen Marke vollends überzeugt waren. Dabei gaben wir zum Beispiel überzeugen Marlboro-Anhängern Zigaretten einer von ihnen in der vorausgehenden Befragung explizit abgelehnten Marke, allerdings in Marlboro-Verpackung und mit Marlboro-Banderole. Anschließend wurden die Probanden gebeten, das Geschmackserlebnis zu beschreiben. Nahezu alle Probanden fanden die Zigarette toll, lobten den einzigartigen Marlborogeschmack und identifizierten seine besonderen Merkmale.
Allein deshalb sind Diskussionen "Kamera X vs. Kamera Y" in einem Forum wie diesem selten zielführend, denn auch hier treffen immer wieder solche Überzeugungstäter aufeinander und reißen die Diskussion schnell an sich. Ich nehme mich da selber überhaupt nicht aus, im Gegenteil. Eigene Erfahrungen und die daraus resultierenden (Vor-)Urteile führen zwangsläufig zu selektiver Wahrnehmung. Man glaubt, Dinge objektiv zu sehen, dem ist aber nicht so. Und weil das alle Lager glauben, ist Krach vorprogrammiert. Besonders krass wird das immer dann, wenn die Lager unterschiedlichen Klassen angehören, etwa DSLR vs. Systemkamera oder Vollformat vs. APS-C. Oder wenn es sich um langjährige rivalisierende Marken innerhalb einer Klasse handelt, wie Canon vs. Nikon, Mercedes vs. BMW, FC Bayern vs. Dortmund usw. – typischerweise wertvolle Marken, mit denen eine besonders große Identifikation besteht. Casio vs. Samsung hat deshalb nicht annähernd das Potenzial von Canon vs. Nikon.
Ergo: Das Thema "X-Pro1 vs. OM-D" sagt letztlich viel über die Psychologie verschiedener Foristen aus, wird in der Sache jedoch eher wenig bringen. Höchstens die Wiederholung alter Standpunkte und die Festigung bestehender Präferenzen. Einen eingefleischten Bayern-Fan wird man auch nicht durch gute Worte dazu bringen, sich den Dortmundern anzuschließen.
Das Wechselpotenzial ist also nicht so groß, wie viele vielleicht denken. Natürlich gibt es noch die "Jäger und Sammler", die alles haben (müssen), und von denen kaufen sich dann einige sicher die OM-D und die X-Pro1. Passen ja beide ganz gut in die Vitrine, wo bereits die Leica-Sammlung steht.
Für mich ist klar: Als Fuji-Experte bleibe ich bei meiner Marke. Hätte ich jedoch keine Erfahrung und müsste ohne Vorkenntnisse mein erstes System zusammenstellen, würde mir sicherlich auch MFT ausreichen. Ich habe diese Erfahrungen nun allerdings, weshalb umgekehrt gilt: Hätte Fuji statt APS-C auf MFT gesetzt, würde ich diese MFT X-Pro1 nun sicher ebenfalls verwenden. Und wäre es Vollformat geworden, wäre auch das für mich okay gewesen. Wichtiger ist mir da, dass Konzept und Bedienung dem entsprechen, was ich von der X100 und X10 kenne und schätze, sodass ich gleich auf hohem Erfahrungsniveau einsteigen kann.
Alles reine Psychologie.