Alle Objektive ergeben Bilder, deren Perspektive mehr oder weniger dem Augeneindruck entspricht, weil die Perspektive nur vom Standort abhängt, nicht von der Brennweite.
Bei so gut wie allen Aufnahme- und Wahrnehmungsprozessen muß immer ein Aufnahme und ein Wiedergabegerät zusammen
betrachtet werden:
- Gegenstand => Auge

- Gegenstand => Kamera => Display => Auge

- Schallquelle => Ohr(en)
- Schallquelle => Mikrofon => Lautsprecher => Ohr(en)
Will man es genauer betrachten, kommen noch die Umgebungseinflüsse auf das Wiedergabegerät dazu (Beleuchtung, Nachhall).
Das einzelne Betrachten eines Aufnahmegerätes ist an sich sinnfrei.
Man muß ein Wiedergabegerät mit in die Wiedergabekette einbinden und
dann das gegen das Original vergleichen.
Hat man kein spezielles Wiedergabegerät, kann man ein übliches als Referenz verwenden. Damit kann man einige
Freiheitsgrade einschränken. Zum Beispiel Einflüsse durch unterschiedliche Farbwiedergabe.
Das Problem der Projektion bleibt aber, da hier nicht die Spur einer Standardierung vorliegt.
Ein Bild sieht natürlich aus, wenn Aufnahmeprojektion und Wiedergabeprojektion die gleiche sind. Perfekt wird das
ganze, wenn zusätzlich noch zwei Aufnahmen aus zwei Perspektiven mit einem horizontalem Abstand von etwa
7 cm gemacht werden.
Ein Bild mit einer Kleinbildbrennweite von f1 = 14 mm sieht perfekt aus, wenn man es ebenso mit
f2 = 14 mm * AbstandProjektor/AbstandBetrachter wieder projiziert.
Wenn AbstandProjektor=AbstandBetrachter, dann kann man das Aufnahmeobjektiv als Projektionsobjektiv
nehmen und dann spielen nicht mal mehr die Verzeichnungen einen Rolle.
Schön kann man das ganze auch im Sucher einer SLR-Kamera sehen.
Im Weitwinkelbereich (bei der EOS 5DIII deutlich unterhalb von 70 mm) sieht man, wenn man durch den Sucher
schaut und sich dreht, daß am Rand die Motive gestreckt werden. Im Telebereich (deutlich oberhalb von 70 mm)
ist eine leichte Stauchung sichtbar. Die verzerrungsfreie Grenze liegt bei f=50 mm/0,71. Noch besser ist das
ganze bei einer Mittelformatkamera oder bei einem Demonstrator (mit riesigem Gesichtsfeld) zu sehen.
Zurück zum Thema:
Folgende Aufnahmegeräte kann man nicht gegeneinander vergleichen:
- Gegenstand => Auge

- Gegenstand => Kamera
Die Abbildungsfehler des Auges sind furchtbar. Auf Grund der prinzipiellen Funktion stört das
aber nicht. Zum einen ist das Auge eher ein Supertele mit extrem schnellem motorisiertem
Stativ. Zum anderen wissen wir ohnehin nicht, wo das Bild auf der Netzhaut abgebildet wird.
Wir kennen nur den gewohnten Eindruck der Verschaltung der Netzhaut mit dem visuellen Cortex.
Das haben wird ein Leben lang gelernt. Schon eine Brille bringt das etwas durcheinander.
Wir haben dann
- Gegenstand => Auge

- Gegenstand => Brille => Auge

Das Bild ist zwar schärfer, aber die Winkelabbildung ist gegenüber den Erfahrungswerten modifiziert.
Trägt man die Brille, erlernt man das modifizierte Spiel. Bei Kontaktlinsen ist der Effekt deutlich reduziert,
da das Korrekturelement sehr nah am Auge ist und sich mitdreht. Man sieht dadurch immer in gleiche
Weise durch das Korrekturelement. Bei einer Brille ist das ganze von der Orientierung des Kopfes abhängig.
Vielleicht noch mal in => - Notation:
- Gegenstand => Auge

- Gegenstand => Brille(Kopfrichtung-Sehrichtung) => Auge

und
- Gegenstand => Auge

- Gegenstand => Kontaktlinse => Auge

Noch zu
Koryphäen der Fotografie:
Diese haben zwar zum Teil grandiose Bilder gemacht. Aber technisch sind in den Darstellungen viele Fehler.
Projektion und Perspektive wird zu fast 100 Prozent verwechselt. Aber ich kann auch trösten. Meist spielt
es für die Praxis keine große Rolle.