Wer zu spät kommt ...
Sei´s drum, ich hoffe, gegen Ende dieses Threads noch ein paar sachliche Gedanken beitragen zu können zum Thema "veraltet" im Bereich der Digitaltechnik.
Tatsache ist, daß im gesamten Bereich der Digitaltechnik eine Schnellebigkeit und Geschwindigkeit in der Entwicklung stattgefunden hat, die es in der Technikgeschichte so vorher nicht gab.
Tatsache ist aber auch, daß diese Kurve im Verlaufe der Entwicklung immer mehr abflacht und zwar auf mehreren Ebenen:
1. Wird die Entwicklung weiterer Miniaturisierung immer schwieriger und kostenaufwändiger. (Beispielsweise stellt der Pentium IV in der Pentium-Entwicklungslinie vorläufig einen Endpunkt dar, weil eine weitere Leistungssteigerung bei diesen Prozessoren unlösbare Probleme bei der Kühlung mit sich bringt.)
2. Stößt der Anwender irgendwann an eine sinnvolle Grenze bei der Nutzung der angebotenen Rechenleistung. Jeder, der nicht massenhaft mit riesigen RAW/JPEG oder Video-Dateien arbeitet, hat jetzt schon mit jedem aktuellen Rechner mehr Power, als er braucht. Man braucht nur mal während der Internet-Nutzung im Task-Manager nachschauen, wieviel Zeit der Rechner mit dem Leerlaufprozess verbracht hat.
Im Audiobereich liegt die maximale masterseitige Auflösung des Audiomaterials derzeit bei 192 KHz/24bit (bzw. 192 KHz/32bit rechnerintern - die Standard-CD bietet 44,1 KHz/16bit).
Das schaufelt zwar reichlich Daten durch den Rechner und fordert vor allem schnelle Festplatten, aber eine weitere Auflösung des Audiomaterials in der Zukunft ist schon deshalb unsinnig, weil sie schlicht unhörbar bleibt.
Schon heute ist die höhere Auflösung für die meisten Kunden nutzlos, so sie sie überhaupt nutzen, weil ihre Anlage und ihre Abhörsituation sie nicht wiedergeben kann.
3. Ist der Aspekt der Investitionssicherheit bei Firmen etc. nicht zu unterschätzen. Wenn weitere Leistung nur mit hohem Finanzeinsatz für Hardware, Software, Betriebssysteme und Schulung der Mitarbeiter zu erreichen ist, wird man es erst machen, wenn es wirtschaftlich sinnvoll und nötig ist.
An welchem Punkt die digitale Fototechnik gerade steht, kann ich nicht wirklich beurteilen. Die Entwicklung der letzten Jahre war rasant und alle derzeit angebotenen Produkte stehen qualitativ wohl meilenweit über den preislich vergleichbaren Digicams aus der Pionierzeit der Digitalfotografie.
Die 20D steht auf einem so hohen Niveau, daß man wohl mit Fug und Recht behaupten darf, daß sie die fotografischen Ambitionen und Anforderungen vieler Hobby- und semiprofessioneller Fotografen auch in etlichen Jahren noch befriedigen wird.
Deshalb wage ich die Behauptung, daß sie im Gebrauchswert noch lange nicht veralten wird, auch wenn der - sich verlangsamende - technische Fortschritt noch weiter foranschreitet und sie dadurch natürlich materiell entwertet wird.
Canon wird eine solche Kamera (bzw. in kleinen Details verbesserte "Nachfolgemodelle") solange anbieten, wie es einen Markt dafür gibt. Das sehe ich auch so für die 350D.
Die 5D ist eine andere Preisliga für ein anderes Marktsegment und beileibe kein Nachfolger für die 20D.
Canon und alle anderen Hersteller machen Produkte für Märkte und beobachten diese sehr genau.
Die wissen, daß viele die neue 5D kaufen werden, aber eben auch viele sie sich
nicht kaufen werden bzw. kaufen können. Und für diese wird es eben die passenden Kameras geben.
Schlussbemerkung:
Tatsächlich neigen private Nutzer und Hobbyfreaks häufig dazu, unwirtschaftlich zu handeln und Dinge zu kaufen, die sie bei nüchterner Betrachtung weder brauchen noch jemals ausnutzen werden. Darüber freuen sich Hersteller und Märkte natürlich - und wer Spass daran hat und es sich leisten kann, dem sei es gegönnt.
Und wer Spass an seiner 20D, 350D, Ixus, ... hat, dem sei er auch gegönnt - und nicht vergällt!
Gruß
Jürgen