1Knipser schrieb:
Manche von euch scheinen einen merkwürdigen humor zu haben.
Manche? Alle!
1Knipser schrieb:
Gehören sarkasmus und digitalfotografie in diesem forum zusammen, oder bin ich nur den 20D besitzern versehentlich auf die füsse gestiegen?
Sie gehören - nicht nur in diesem Forum! - zwingend zusammen. Denn das eine wird nur durch das andere erträglich. Deswegen werden alle Digitalfotografen früher oder später zu Sarkasten - wenn sie es nicht sowieso schon sind, da nahezu nur Menschen, die zu dieser Art der Lebensbewältigung neigen, auch zum Kauf digitaler Kameras tendieren. Das einzig paradoxe hieran ist lediglich, daß diese Schutzhaltung gegenüber dem Verrücktwerden meist in den Wahnsinn führt. Dieser komplexe Sachverhalt läßt sich jedoch relativ einfach erläutern:
Die meist kleinen und nicht sehr hellen Sucher heutiger DSLRs eröffnen dem Digitalfotografen einen etwas eingeengten und verdüsterten Blick sowohl auf das eigene als auch auf das Leben anderer, was nicht zuletzt auch in der Frage nach dem Sinn des Daseins - hinsichtlich möglicher Antworten - zu einer etwas längeren Suche führt. Aber deswegen heißen die Dinger ja auch treffenderweise "Sucher" und nicht "Finder" oder gar "Durchblick".
So werden z.B. Begriffe wie "Spiegel" und "Focus" vom Digitalfotografen nicht etwa mit printmedialen Publikationen in Millionenauflage assoziiert, sondern mit lauten Geräuschen und Unschärfe. Daneben gewinnen Buchstaben und Buchstabenkombinationen wie z.B. "AF", "APO" "ASP", "DG", "Di", "EX", "L", "LD" usw. eine Einzelbedeutung, die sich der Erfinder des Alphabets nie hätte träumen lassen. Aufgrund all' dieser Erscheinungen sollte spätestens ab jetzt klar werden, daß der Alltag des Digitalfotografen etwas "anders" ist .....
Da die Welt des Digitalfotografen naturgemäß den Regeln der perfekten Visualisierung unterliegt - weit über den "goldenen Schnitt" hinaus, auf einer Ebene perfekter Megapixel in gestochen scharfer Einzelqualität - berührt ihn schon nach dem Aufstehen sein morgendliches Spiegelbild durch unnatürliche Hautfarben, Unschärfe, unsaubere Konturen und Farbsäume, sowie einzelne, stoppelartige Artefakte um die Kinn- und Halsgegend unangenehm. Seine weiteren Handlungen bestehen folgerichtig nicht in Trivialitäten wie Duschen und Rasieren, sondern in der Bekämpfung der visuellen Katastrophe durch zielgerichtete Bildaufbereitung. Hierzu benutzt er in der Regel ein Softwareprodukt namens "Photoshop" das ihm gestattet, den zuerst gewonnenen Bildeindruck durch Farbstichbeseitigung, Nachschärfen, Entrauschen und Herausfiltern oder "Wegstempeln" lästiger Artefakte nachhaltig zu verbessern. Unnötig zu erwähnen, daß sein Ziel hierbei stets "better than reality!" lautet. Wie sein restlicher Alltag danach verläuft, ist hierdurch schon in groben Zügen vorgegeben.
Er nähert sich an einem dunklen, diesigen Herbstmorgen der Bushaltestelle, wobei sein fotografisch geschulter Blick sofort die mangelhafte Ausleuchtung derselben erkennt und ihm sein stets parates Fachwissen rät, hier eine Empfindlichkeit von 400 ISO einzustellen. Danach besteigt er den - perspektivisch ungünstig, weil zu nah - vorgefahrenen Bus und sieht sich nach weiteren Motiven um. Die Betrachtung der Außenwelt sagt ihm aufgrund der stets vorhandenen Einheitsrahmen - bei weitem nicht immer passend zu den unterschiedlichen, wechselnden Motiven - wenig zu, und er widmet sich gedanklich seinem Gegenüber nach allen Regeln der Portraitfotografie. Seine Überlegungen werden jedoch abrupt beendet, indem sein Gegenüber eine BILD-Zeitung auffaltet, und diese - auf dem Schoß liegend - in vornübergebeugter Haltung zu lesen beginnt. Vom gedanklich schon perfekt in Szene gesetzten Portrait gleitet er somit gezwungenermaßen ab in eine Studie des Ausfalls männlichen Haupthaares - eher eine Sache für das Macro-Objektiv und bestenfalls Bildmaterial für eine schnöde Coiffeurs-Fachzeitschrift. Daß sein Gegenüber ständig mit dem Zeigefinger auf die fett unterstrichenen Schlagzeilen der Zeitung tippt, um die entsprechenden Hyperlinks zu öffnen, quittiert er mit einem nachsichtigen Lächeln. Er muß nämlich sowieso an der nächsten Haltestelle 'raus. Ja, genau an der, die so ungünstig liegt, daß man die Straße mit den vielen bunten Reklameschildern von dort aus nie gescheit draufbekommt. Also ab in die Firma. Dort wartet schon sein Chef, das alte Pixelgesicht. Mit Gesichtszügen, die bei einem Wutausbruch geradezu nach einer Korrektur mit "PTLens" schreien. Oder nach noch viel radikaleren Maßnahmen ......
1Knipser schrieb:
Kann ja sein, dass die 20D noch ganz gut ist, wenn man sie hat.
Das ist immer so, völlig unabhängig von Modell und Marke. Was man hat, ist
immer besser als etwas, das man
überhaupt nicht hat. Und es macht im Zweifelsfall zumindest auch
mehr Bilder.
1Knipser schrieb:
Ist aber dennoch ein auslaufmodell, was ich jetzt nicht mehr kaufen will.
Für meine 20D - gekauft Oktober 2004, verkauft Mai 2005 - kann ich das zumindest
nicht bestätigen. Die ist nie ausgelaufen und blieb rundum stets schön trocken.
